german.
Volk, das ursprünglich im
NO. Germaniens im mittlern Odergebiet an den
Sudeten seßhaft war.
Sie zerfielen in zwei
Stämme, die Asdinger und die Silinger.
Später gehörten sie zum gotischen Völkerbund und nahmen an den
Einfällen der
Goten in das
römische Reich teil; eine 277 in
Gallien eingedrungene
ScharVandalen wurde von
KaiserProbus besiegt und
nach
Britannien verpflanzt.
Später nach
Schlesien
[* 2] und
Mähren
[* 3] übergesiedelt, wurden sie von da durch
Konstantin
nach
Pannonien verpflanzt.
Unterstützt von den unterdrückten Eingebornen, bemächtigten sie sich binnen zweiJahren aller
StädteMauretaniens. Nachdem sich
Bonifacius mit dem
Kaiser ausgesöhnt hatte, wollte er die Vandalen zur Rückkehr bewegen; allein selbst
Waffengewalt vermochte nichts gegen sie. Die in zwei Feldschlachten
Sieger, überschwemmten das Land, eroberten die
FesteHippo
und vollendeten durch die Erstürmung
Karthagos 439 den
Bau des großenVandalenreichs in Nordafrika.
Von hier aus plünderten und verwüsteten sie mit ihren
Schiffen alle
Inseln und
Küsten des westlichen
Mittelmeers,
[* 6] 455 auch
Rom und
[* 7] vernichteten 468 bei
Bone eine große römische
Flotte von mehr als 1000
Schiffen. Im Innern bedrückten sie als eifrige
Arianer die orthodoxe
Kirche und erregten den bittersten
Haß der römischen Einwohner. Voll Trotz auf
ihre kriegerische Überlegenheit, verschmähten sie jede Vermischung mit denselben. Aber seit dem
TodGeiserichs (477), unter
Hunnerich (477-484), Gundamund (484-496) und Thrasimund (496-523), sanken die in zunehmende
Entartung, nahmen römische
Sitten
und Üppigkeit an und vernachlässigten
Ackerbau und Seefahrten.
Thrasimunds NachfolgerChilderich (523-530), der Sohn Hunnerichs, behauptete sich gegen die
Witwe seines
Vorfahren Amalfried, die er schlug und gefangen nahm. Seine Hinneigung zu den
Römern aber und seine
Begünstigung der katholischen
Religion weckten Unzufriedenheit bei den Vandalen, und so gelang es seinem
VetterGelimer, dem Urenkel
Geiserichs, ihn zu stürzen
(530).
Als
Gelimer jede Bitte um
Schonung des
Königs ablehnte, sandte der oströmische
Kaiser Justinian
zu gunsten des Gefangenen 533
Belisar mit 15,000 erlesenen
Streitern gegen ihn.
Gelimer ließ
Childerich und seine
Söhne ermorden, gab aber nach der ersten Feldschlacht beim zehnten Meilenstein die Hauptstadt
Karthago
[* 8] preis und floh nach einer zweiten
Schlacht bei Trikameron nach
Numidien. 534 ergab er sich, in
einer Bergfeste eingeschlossen, dem siegreichen
Feldherrn. Dieser stellte überall griechische Herrschaft und
Verwaltung wieder
her, gab Weibern und Töchtern der Vandalen römische Ehemänner, während die männliche
Jugend der kaiserlichen
Reiterei einverleibt
wurde, und kehrte darauf, von den edelsten Gefangenen, unter ihnen
Gelimer, den
Schätzen und Kleinodien
des
Reichs begleitet, nach
Konstantinopel
[* 9] zurück.
Gelimer wurde in
Konstantinopel im
Triumph aufgeführt und endete sein
Leben
in
Galatien. Als Nachkommen der Vandalen bezeichnet
Löher die jetzt ausgestorbenen Ureinwohner
(Guanchen) der
Kanarischen Inseln (näheres
s. d.).
Vgl. Papencordt, Geschichte der vandalischen Herrschaft in
Afrika (Berl. 1837);
Prokopios, Vandalenkrieg
(deutsch von
Coste, Leipz. 1884);
(richtiger Wandalen), ostgerman. Volk (s. Ostgermanen), teilte sich in Silingen und Asdingen. Während des
sog. Markomannenkrieges (166–180 n. Chr.) gelangte
ein Teil aus seinen Sitzen in Schlesien nach Dacien. Ein anderer schob sich langsam westwärts durch Deutschland
[* 11] in der Richtung auf den Mittelrhein vor und erschien um 280 am mittlern Main. Die Vandalen in Dacien erlitten um 334 an der
Maros eine schwere Niederlage durch die Goten, in der auch ihr König Wisumar aus dem Geschlecht der Asdingen fiel.
Der Rest bat um neue Wohnsitze bei Konstantin d. Gr., der (334) Vandalen und Sarmaten im röm.
Pannonien aufnahm. Zu Anfang des 5. Jahrh. brach ein Teil der Vandalen unter ihrem König Godegisel (s. d.) wieder von hier auf,
drang mit Sueven und Alanen 406 über den Rhein und, nachdem sie Gallien drei Jahre verheert hatten, 409 unter
Godegisels Sohn Gunderich durch die nachlässig bewachten Pyrenäenpässe nach Spanien, das nicht minder verwüstet wurde.
Nach heftigen Kämpfen mit dem westgot.
König Wallia, der 416–418 im Dienste
[* 12] Roms kämpfte, behaupteten sich die Vandalen und eroberten 422 das südl. Spanien, wo der
NameAndalusien die Erinnerung an die Herrschaft der Vandalen bewahrt hat. Nach Gunderichs Tode erhielt (nach 427)
dessen illegitimer BruderGenserich (s. d.) die Herrschaft. Eben damals erhob der röm.
Statthalter von Afrika, Bonifacius, der Rival des am kaiserl. Hofe gebietenden Aëtius, die Fahne des Aufstandes und rief Genserich
zur Hilfe. Im Mai 429 führte dieser die Vandalen, mit Haufen von Goten und Alanen, im ganzen nicht mehr als
20–30000 Krieger, über das Meer.
Inzwischen war Bonifacius mit dem Hofe von Ravenna ausgesöhnt worden und gebot nun den Vandalen, Afrika wieder zu verlassen. Da trat
Genserich als Eroberer auf, und die Zwistigkeiten unter den Führern und Parteien der Römer
[* 13] gaben ihm
nach einem verwüstenden Kriege die Oberhand. 434 wurde ihm ein großer Teil von Afrika und Numidien durch Vertrag abgetreten,
dazu überrumpelte er 439 Karthago mitten im Frieden, das er dann zur Hauptstadt machte, und im Frieden von 442 erhielt er
wieder erweiterte Grenzen.
[* 14]
Genserich entwickelte besonders die Seemacht, und seine Flotte beherrschte bald das Mittelmeer. Damals
gewannen die Vandalen auch Mauretanien und Tripolis. Auf Genserich folgte 477 sein Sohn Hunerich (bis 484), dann dessen Neffe Gundamund
(bis 496) und diesem sein Bruder Thrasamund (bis 523). Diesen gewaltthätigen aber kräftigen Königen folgte Hilderich (526–530),
der Sohn des Hunerich und der Tochter des KaisersValentinianus. Er war unkriegerisch und schwächte das
Reich, indem er die Witwe seines Vorgängers, eine Tochter des Ostgotenkönigs Theoderich, und 6000 Goten, die mit ihr nach
Afrika gekommen waren, erschlagen ließ. Ihn stürzte sein Vetter
¶
mehr
Gelimer (s. d.) 530, und dies gab dem KaiserJustinianus I. Anlaß, seinen Feldherrn Belisar 533 gegen die Vandalen zu senden; das
Reich brach nach einer verlorenen Schlacht schnell zusammen; es zerfiel, weil die Vandalen in der üppigen Provinz verweichlicht und
durch Nationalität und Glauben von den die Mehrzahl der Bewohner bildenden Römern getrennt waren. Die
Art der Siedelung verstärkte diesen Gegensatz, indem die Vandalen sämtlich in dem Gebiete von Karthago zusammen siedelten, während
in den übrigen Provinzen, also etwa in drei Vierteilen des Landes, die Besitz- und Bevölkerungsverhältnisse im ganzen unverändert
blieben.
In den mittlern und untern Schichten erhielten die Vandalen auch die röm.
Verwaltung, aber an Stelle der Oberbeamten traten die german. Beamten, die zugleich Große des Reichs waren. Die Verwaltung war
besser als in röm. Zeit, aber nicht frei von Handlungen barbarischer Willkür. Im allgemeinen
gewährten die arianischen Vandalen den kath. RömernGlaubensfreiheit; es sind wohl Verfolgungen vorgekommen,
aber meist, um die röm. Kaiser durch diese Gegenmaßregeln zu zwingen, den Arianern im RömischenReiche Duldung zu gewähren.
Vgl. K. Zeuß, Die Deutschen und die Nachbarstämme (Münch. 1837);
Papencordt, Geschichte der vandalischen Herrschaft in Afrika
(Berl. 1837);