Valserrhein
(Kt. Graubünden, Bez. Glenner). 2170-874 m. Längster Seitenzweig des das Lugnez durchfliessenden und bei Ilanz von rechts in den Vorderrhein mündenden Glenner. Er entspringt dem Lentagletscher nördl. vom Rheinwaldhorn (3398 m), durcheilt in nördl. Richtung das Lentathal und die Lampertschalp (Alp Sorreda; 2006 m), biegt hier im Bogen nach O. um, erhält bei der Häusergruppe Zervreila (1780 m) den Abfluss des breiten Kanalgletschers aus dem Kanalthal, fliesst nun, z. T. durch tiefe Schluchten, nordostwärts bis Vallè und Vals Platz (1270 und 1248 m) und erhält zwischen diesen beiden Dorfgruppen von rechts den längsten seiner Zuflüsse, den Peilerbach, der dem vom Fanellahorn, St. Lorenzhorn und Kirchalphorn sich herabsenkenden Fanellagletscher entströmt.
Bei
Campo unterhalb
Vals
Platz wendet sich der Valserrhein
nach N. und
durchbricht auf dieser Strecke das Gebirge in den tiefen
Schluchten hinter
Buccarischuna und unterhalb
Lunschania, wobei ihm von O. her die
Wildbäche der
Alp Tomül, des
Trajtobels, der
Alp Rischuna und des
Piz Grisch zufliessen. Die längste Schluchtenserie, in welcher der Bach viele sehenswerte Fälle bildet,
reicht von
Lunschania unter
St. Martin (1003 m) nordwärts bis unterhalb
Tersnaus.
Die Mündung endlich in den von
Vrin herkommenden
Glenner erfolgt am Fuss des imposanten, mit Moränenschutt bedeckten Schieferpostamentes
zwischen
Oberkastels
(Surcasti; 998 m) und
Furth (908 m). Der auf ⅔ seiner Gesamtlänge (26 km) in kristallinen Schiefern
fliessende Valserrhein
hat klares
Wasser und heisst auch der
«Weisse
Rhein» im Gegensatz zu dem trüben
und dunkeln Bach des fast ganz in Bündnerschiefer eingebetteten Vrinthales. Besonders sehenswert sind die etwas an die Viamala
erinnernden
Schluchten hinter
Furth, die oberhalb
St. Martin am grossartigsten erscheinen.
Kurz vor
Lunschania führt die Strasse hart an den Abgründen hin, und hinter
Buccarischuna setzt die steinerne sog.
Hohebrücke über den schäumenden Valserrhein:
eine Stelle voll Romantik und ernster Grösse. Gewaltige Felsblöcke von
Gneis und Glimmerschiefer, von dunkeln
Tannen beschattet und mit schwellenden Moospolstern überkleidet, zeigen sich hier
dem Auge; der malerische
«Teufelsstein» überm Fluss ist nach der
Sage vom Fürsten der
Hölle selber vom
Piz Aul hierher
geschleppt worden und zeigt noch die Eindrücke seiner
Finger. Eindrucksvoll sind weiter noch die mit stäubenden
Wasserfällen
geschmückten
Schluchten des Valserrheins
hinter
Vallè und
Leis, in welch abgelegenen
Revieren noch bis Ende der 1860er Jahre
der
Bär hauste. In der Gegend von
Campo und
Vals
Platz blickt man vom Thalfluss zu den eisigen Höhen des
Adulagebirges hinauf, und über
Zervreila zum prachtvollen
Lentagletscher hin glänzen auf allen
Seiten im weiten Umkreis zahlreiche
Eisfelder.
Der Valserrhein
bewegt sich von seiner Mündung bis
Vals hinauf im allgemeinen in einem Querthal, von hier über
Zervreila
und die
Lampertschalp hinauf im Wesentlichen in einem Längsthal. Die geologische Formationsgrenze befindet
sich bei
Campo: vorn zu durchfliesst der
Wildbach halbkristalline, stark metamorphosierte, z. T. auch völlig marmorisierte
(Buccarischuna) Schiefer (Bündnerschiefer) wahrscheinlich liasischen
Alters, während hinter
Campo das kristalline Gestein
mit Phylliten, Glimmerschiefern und Adulagneis folgt, welch letzterer von
Vallè an die herrschende Gesteinsart bleibt.
Thalstufen: Lentathal-Lampertschalp bis Zervreila 2200-1780 m, Länge 7 km und Gefälle 6%;
Zervreila bis
Campo 1780-1252 m, Länge 10 km und Gefälle 5,3%
Campo bis zur Mündung 1252-874 m, Länge 9 km und Gefälle 4,2%. Lauterburg
schätzt die produktive Wasserkraft des Valserrheins
auf der Strecke von
Vals
Platz bis
Furth (Fallhöhe 340 m,
mittlere Wassermenge bei
Vals
Platz 4,89 m3) zu 21190 PS.