Valsainte
(La) (Kt. Freiburg,
Bez.
Greierz, Gem.
Cerniat). 1017 m. Karthäuserkloster 3,7 km nö.
Cerniat und 15,6 km nö. der Station
Bulle der Linie
Romont-Bulle. Postablage; Postwagen nach
Bulle. 39 kathol. Ew. Das Kloster Valsainte
liegt am rechten Ufer des
etwas unterhalb
Charmey von rechts mit dem
Jaunbach
(Jogne) sich vereinigenden
Wildbaches
Javroz und am S.-Fuss
der
Berra. Eine zum grossen Teil auf Kosten des
Klosters erstellte Strasse verbindet dieses mit dem Dorf
Cerniat und der Staatsstrasse
Bulle-Boltigen, mit der sie sich vor der Javrozbrücke vereinigt.
Aufstieg zum Weg, der von Charmey über den Col des Recardets zum Schwarzsee führt. Der Bergstock der Berra im N. und derjenige der Schopfenspitze im S. bilden einen weiten Rahmen um das Kloster, dessen in sich geschlossener Block von weissschimmernden Bauten mitten in Alpweiden und Waldungen eingebettet liegt. Das Gebiet war im Mittelalter zum grossen Teil Eigentum der Edeln von Corbières. Gerhard I. von Corbières, Herr von Charmey, verschenkte mit Zustimmung seiner beiden kinderlosen Söhne und der übrigen nahen Verwandten das wilde Thal des Javroz im Jahr 1294 dem Karthäuserorden behufs Urbarmachung und Stiftung eines Klosters, dessen Kastvogtei er sich vorbehielt.
Wilhelm von
Champvent,
Bischof von
Lausanne, gab dem neuen Klostergut den Namen der
Vallée de Tous les
Saints
(Allerheiligenthal), der sich in der Folge zu «Valsainte»
abgeschliffen
hat. Das neue Kloster, dessen Gründungsurkunde aus
dem Monat Oktober 1295 datiert, erhielt bald mancherlei Vergabungen und
sah sich auch in der Lage, selbst neuen Besitz zu erwerben. So wurde es Grundeigentümer in
Épendes,
Hauteville,
Corbières, Freiburg
und in
Charmey, wo ihm Gerhard II.,
Herr von
Charmey, und seine Gemahlin Alexia de
Pont ihren ganzen Besitz
vergabten.
Dadurch erwarb es u. a. den Kirchensatz von
Charmey, der ihm bis 1555 verblieb. Dazu besass es in
Vevey
Reben und ein
Haus, das
heute noch den Namen Valsainte
trägt.
Graf Amadeus VI. von Savoyen bestätigte als Landesherr alle dem
Kloster gemachten Vergabungen und nahm dieses (am unter seinen persönlichen
Schutz, wobei
er den
Mönchen auftrug,
für ihn zu beten. Zur Ausübung der weltlichen Hoheitsrechte und der Gerichtsbarkeit bestellte sich die Propstei Valsainte
ihre eigenen Kastellane und Richter.
Das 1381 niedergebrannte Klostergebäude wurde mit Unterstützung der vom
Bischof Guy de
Prangins dazu ermunterten Gläubigen
der Diözese
Lausanne neu aufgebaut. 1555 teilte das Kloster La Valsainte
das Schicksal der übrigen
Grafschaft
Greierz, indem
es infolge der Nachlassliquidation des
Grafen
Michel unter die
Herrschaft der Stadt
Freiburg kam. Diese tastete
zunächst den Grundbesitz samt den
Rechten und
Freiheiten des
Klosters nicht an. Ein Versuch der Regierung, dessen Gerichtshoheit
zu bestreiten (Anfangs des 18. Jahrhunderts) schlug fehl, so dass dem Kloster La Valsainte
bis zu seiner Aufhebung am das
Recht des niedern und hohen Gerichtes verblieb.
Die vom Papst durch
Bulle vom genehmigte Aufhebung stellte die Klostergebäulichkeiten zur Verfügung der
Freiburger
Regierung, während der Grundbesitz an das Kollegium zu Freiburg
und ein Teil der Einkünfte an die bischöfliche Tafel zu
Lausanne
kamen. 1791 fanden die aus Frankreich vertriebenen Zisterzienser des
Klosters La Trappe (Soligny) mit
dem Novizenmeister
Dom Augustin de Lestrange an der
Spitze Zuflucht in der Valsainte
, die dann von Pius VI. am zur
Zisterzienserabtei erhoben wurde.
Zur Zeit der Franzosenherrschaft blieb das Kloster 1798-1802 von seinen
Mönchen verlassen, worauf es auf Befehl
Napoleons,
der sämtliche Trappistenklöster schliessen liess, 1811 von der
Freiburger Regierung aufgehoben ward.
Nachdem dann die Trappisten 1814-1815 wieder hierher zurückgekehrt waren, ging die Valsainte
1818 an die Redemptoristen
über, die sie aber 1824 ebenfalls wieder verliessen. Die infolge einer Feuersbrunst 1734 neu erbauten Klostergebäulichkeiten
kamen nun in den Besitz von Privaten, die sie teilweise abtrugen. Da stellte 1861 ein Regierungsbeschluss
alle die religiösen Gemeinschaften wieder her, die das radikale Regiment von 1848 aufgelöst hatte, was zur Folge hatte,
dass sich nun die Karthäuser der
Part Dieu (an der
Trême am Fuss des
Moléson) in der Valsainte
niederliessen und hier 1868 das
neuerstellte Kloster einweihten.
Dieses ist in den folgenden Jahren beträchtlich vergrössert und erweitert worden. Es zeigt einen viereckigen Grundriss. Dem eigentlichen Kloster vorgelagert und von ihm durch einen Ehrenhof getrennt, erhebt sich das zur Aufnahme der Gäste des Klosters bestimmte Gebäude samt einer öffentlichen Kapelle. Es folgt die aus dem 18. Jahrhundert stammende Klosterfassade. An die die Mitte einnehmende Klosterkirche mit Fassade in toskanischem und Innenraum in Ogivalstil schliessen ¶
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sich rechts und links zwei je durch einen Pavillon abgeschlossene Wohnflügel an. Dahinter folgt der grosse Kreuzgang mit den Zellen der Mönche. Das Kloster umschliesst so die Konventskirche und etwa 30 Kapellen, die Priorswohnung, einen Kapitelsaal, eine Bibliothek mit Museum, etwa 40 Zellen (jede mit Werkstatt und Garten) für die Patres, verschiedene Refektorien, einen Friedhof und eine Reihe von Nebengebäuden. Die Reliquienkapelle zieren wertvolle Altertümer aus dem 12.-15. Jahrhundert.
Die Karthause von Valsainte
bildet eines der drei Klöster des Ordens vom h. Bruno im Bistum Lausanne (La Valsainte
, La Part Dieu
und La Lance). Die Regel des vom h. Bruno 1084 mit 6 Genossen in der Grande Chartreuse der Diözese Grenoble
gestifteten Karthäuserordens ist von ausserordentlicher Strenge: absolutes Stillschweigen, Betrachtung, Lektüre und Gebet,
täglicher und nächtlicher Gottesdienst, Isolierung in Zellen, geistige und Handarbeit. Armut, ewiges Fleischverbot, strenge
Fasten. Das weissfarbige Gewand besteht aus einem groben Wollenhemd, einem Rock aus dickem Wollenstoff,
einem Ledergürtel, einer «cuculle» genannten Bluse und einer Kapuze. Das
Kloster in der Valsainte
hat auf die umliegende Gegend sowohl in moralischer als in materieller Hinsicht einen grossen und
segensreichen Einfluss ausgeübt. Vergl. Schmitt, Pater M. Notices sur les couvents du diocèse de Lausanne (im Mémorial de
Fribourg. 1855). - Conservateur Suisse. Tome IV. - Fribourg artistique. 1906. - Mülinen, von. Helvetia sacra.