Unterseeische
Fahrzeuge
(Taucherschiffe), Fahrzeuge
, welche sich in vertikaler und in horizontaler
Richtung unter
Wasser
bewegen lassen und ihrer
Besatzung das Atmen in dem von jeder
Kommunikation mit der
Atmosphäre abgeschnittenen
Raum gestatten. Als das zur Zeit vollkommenste unterseeische
Fahrzeug gilt das nach seinem Erfinder benannte, in
England erbaute
und von der türkischen
Regierung käuflich erworbene Nordenfeltboot, welches als
Torpedoboot eingerichtet und auch über
Wasser
als solches verwendbar ist.
Das Boot enthält über 150 cbm Luft und ermöglicht dadurch 6-7 Personen während 5-6 Stunden den Aufenthalt unter Wasser. Nach dieser Zeit muß das Boot an die Oberfläche des Wassers kommen, um durch Öffnen seiner wasserdichten Luken frische Luft zu schöpfen. Das Senken und Heben des Fahrzeugs geschieht, nachdem durch gleichzeitiges Einlassen oder Auspumpen von Wasser aus besondern Abteilungen desselben sein Gewicht entsprechend vergrößert, resp. vermindert worden, durch Rotation zweier Schraubenpropeller, welche an den Enden des Boots mit vertikal stehenden Achsen und von innen bewegbar angebracht sind.
Eine gleichmäßige
Rotation dieser
Propeller in der einen oder andern
Richtung bewirkt ein gleichmäßiges Senken,
resp.
Heben des
Boots, während eine schnellere
Rotation des einen von beiden eine schnellere vertikale
Bewegung des betreffenden
Endes des
Boots zur
Folge hat. Hierdurch hat
man es in der
Gewalt, den
Kiel
[* 2] des
Boots stets, besonders auch dann in horizontaler
Lage zu erhalten, wenn es seine unterseeische
Fahrt in horizontaler
Ebene beginnen soll. Zur Ausführung
einer Expedition unter
Wasser ist zunächst erforderlich, den Dampfdruck im
Kessel auf sein
Maximum zu steigern.
Dadurch wird eine Aufspeicherung von Wärme [* 3] im Kesselwasser bedingt, welche ausreicht, der Hauptmaschine während 5-6 Stunden den zur Erzielung einer Geschwindigkeit von 6-7 Knoten erforderlichen Dampf [* 4] zu liefern. Alsdann werden die Kesselfeuerungen ausgelöscht, der Schornstein abgenommen, die Luken wasserdicht geschlossen, ein gewisses Quantum Wasser in die dazu bestimmten Räume eingelassen und die beiden oben erwähnten Schrauben [* 5] an den Enden des Schiffs, auf Senken wirkend, in Rotation gesetzt, bis das Schiff [* 6] sich in der gewünschten ¶
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Tiefe befindet, und nun die Hauptmaschine auf Vorwärtsgang angelassen. Soll das Boot wieder an die Oberfläche kommen, so genügt es, nach Arretierung der Hauptmaschine jene beiden Schrauben auf Heben in Gang [* 8] zu setzen, während gleichzeitig das vorher eingelassene Wasser wieder ausgepumpt wird, welche Operationen übrigens sämtlich durch kleine Dampfmaschinen [* 9] bewirkt werden, die ihren Dampf ebenfalls dem Hauptkessel entnehmen, und unter denen sich auch eine solche für den Betrieb der elektrischen Beleuchtung [* 10] befindet.
Zur Kontrolle der Bewegung sind zwei Ruder vorhanden, von denen das eine mit vertikalem Ruderblatt wie ein gewöhnliches Schiffsruder
wirkt und Abweichungen nach rechts und links reguliert, während das andre mit horizontalem Ruderblatt
die Bewegung in horizontaler Bahn sicherstellt. Der Führer des unterseeischen
Fahrzeugs befindet sich auf erhöhtem Stand mit
dem Kopf in einer am höchsten Punkte des Boots aus diesem hervorragenden, wasserdicht aufgesetzten Glasglocke, so daß ihm,
solange die Bewegung noch dicht unter der Oberfläche oder mit jener Glocke noch über Wasser vor sich geht,
eine gewisse Orientierung gestattet ist. Im übrigen ist derselbe bezüglich der einzuschlagenden Richtung nur auf seinen
Kompaß
[* 11] angewiesen. Er handhabt das vertikale und horizontale Ruder und gegebenen Falls die Abzugsvorrichtung zum Lancieren
des Torpedos.
[* 12] Je tiefer ein unterseeisches
Fahrzeug unter Wasser gelassen werden soll, um so sicherer muß
dasselbe gegen die Möglichkeit geschützt sein, durch den Wasserdruck zusammengepreßt zu werden. Um dies zu erreichen,
werden die Nordenfeltboote aus Stahl mit besonders soliden innern Verbandteilen aus demselben Material erbaut.
Das bereits 1850 von Bauer erbaute und im Kieler Hafen probierte Boot verdankte seinen Mißerfolg vorzugsweise
dem Umstand, daß es, dem Wasserdruck nachgebend, seitlich eingedrückt wurde und nicht mehr vermochte, an die Oberfläche
zu kommen, während die drei Insassen mit der durch die Einsteigeluke entweichenden Luft wieder ans Tageslicht gelangten. In
neuester Zeit hat man in Frankreich den naheliegenden Gedanken zur Ausführung gebracht, die Elektrizität
[* 13] als Betriebskraft für unterseeische Fahrzeuge
zu benutzen. Die mit dem Fahrzeug Gymnote erzielten Resultate sollen sehr günstige
gewesen sein, so daß es in Frankreich als Konkurrenztyp gegen die Nordenfeltboote angesehen wird.