Griechen oder Uniaten, die mit der röm.-kath. Kirche wiedervereinigten griech. Christen. Seit der Trennung vonRom,
[* 10] namentlich seit 1204, machten die Päpste stets Versuche, die griech. Kirche durch eine Union wieder
unter ihre Botmäßigkeit zu bringen. Eine Union aber mußte auch den griech. Kaisern willkommen sein, da durch eine solche
eine Hilfe des Abendlandes auch auf polit. Gebiet zu erlangen war, namentlich dem Andrang der Türken gegenüber.
SchonKaiserMichael VIII.
Paläologos entschloß sich daher zu einer Union, die auf dem Konzil zu Lyon
[* 11] 1274 auch sanktioniert, aber vom griech.
Volk nicht
anerkannt und daher von dem Nachfolger Michaels, Andronikos II., wieder aufgehoben wurde. Von der Türkengefahr hart bedroht,
schloß KaiserJohannes VIII. Paläologos 1439 auf dem Ferrara-Florenzer Konzil (s. d.) eine Union ab, deren
Grundsätze noch jetzt für die Vereinigung der beiden Kirchen gelten. Es waren namentlich die Anerkennung des päpstl.
Primats und der röm. Lehren vom Fegefeuer, den Seelenmessen und dem Ausgehen desHeiligenGeistes vom Vater und Sohn (das sog.
Filioque) gegen das Zugeständnis der Beibehaltung der orient. Kirchengebräuche, der griech.
Sprache beim Gottesdienst, der Priesterehe und des Laienkelchs. Aber wiederum erklärte sich das griech.
Volk gegen jede Union und wollte lieber den Türken als dem Papst gehorchen. Die Eroberung Konstantinopels (1453) brachte die
Sache vorläufig zum Schweigen. Auch viele im Ausland, selbst in Italien wohnende Griechen blieben ihrer
Kirche treu. Die großen griech. Kolonien in Venedig
[* 12] und teils auch die in Calabrien sind noch jetzt nicht zur Union geneigt.
Auch die Unionsversuche mit der Russischen Kirche (s. d.) hatten wenig Erfolg. Hier begann der röm.
Stuhl seine Thätigkeit 1204, doch wurden die in diesem Jahre und 1208 von Innocenz III. nach Rußland
geschickten Legaten abgewiesen. Zwar beteiligte sich 1439 der Metropolit von Kiew,
[* 13] Isidor, an der Union von Ferrara-Florenz,
wurde jedoch nach seiner Heimkehr vom GroßfürstenWassilij seiner Stellung entsetzt. Ebensowenig glückte die Union den Gesandten
Clemens' VII. 1525 und Gregors XIII. 1581; doch vermochten die Römischen auf der Synode zu Brest 1596 die
ruthen. Geistlichkeit zur Union, und unter den Polen wirkten namentlich die Jesuiten, die auch in Rußland und anderwärts in der
Stille einige Erfolge erzielten.
Nach der TeilungPolens hatten die unter russ. Herrschaft kommenden Unierten einen schweren Stand. SchonKatharina II.,
namentlich aber Nikolaus I. (seit 1839) suchten sie wieder zu bekehren. Diese und spätere Bestrebungen waren so erfolgreich,
daß jetzt niemand mehr offen sich zur Union bekennt. In Polen fristet das unierteBistumCholm mit 200000 Unterthanen ein kümmerliches
Dasein; 1875 erfolgte der Rücktritt des größten Teils der Bewohner zur russ.-griech. Kirche. Die bei
der TeilungPolens an Österreich
[* 14] gekommenen Unierten erfreuen sich seit Maria Theresia der Duldung. In Österreich-Ungarn
[* 15] leben
jetzt etwa 3 Mill. Unierte, die österreichischen unter dem Erzbistum Lemberg
[* 16] und dem Suffraganbistum Przemysl, die ungarischen
unter dem Metropoliten von Fagaraiz, der in Balazofalva residiert. Doch hat der griech.
Ritus in Österreich viel von seiner Ursprünglichkeit eingebüßt. -
Vgl. Pichler, Geschichte der kirchlichen Trennung zwischen
dem Orient und Occident (2 Bde., Münch. 1864-65);