Unbewußt
,
s. Bewußtsein.
Seite 18.966 Jahres-Supplement 1890-1891
Unbewußt
6 Wörter, 54 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Unbewußt,
s. Bewußtsein.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Unbewußt,
s. Bewußtsein. ^[= der allgemeinste Ausdruck für die Thatsache, daß irgend etwas irgend jemand bewußt ist. Das, ...]
in objektiver Hinsicht der Inbegriff aller derjenigen Vorstellungen, welche dem Vorstellenden »bewußt«, d. h. von ihm als vorhanden gewußt, sind; in subjektiver Hinsicht das Wissen um Vorstellungen selbst (Bewußtheit). In jener steht es dem Nichtbewußtsein, d. h. dem Inbegriff aller derjenigen Vorstellungen, welche, wie z. B. die vergessenen, zwar einmal im B. waren und daher unter günstigen Umständen auch wieder in dasselbe zurückkehren (erinnert werden) können, im gegenwärtigen Augenblick jedoch nicht in demselben, also, bildlich gesprochen, »unter der Schwelle« des Bewußtseins (dunkel) sind, ¶
in dieser dagegen der »Unbewußt
heit«, d. h.
dem Nichtwissen um seine Vorstellungen, gegenüber. Die Menge der in jedem gegebenen Augenblick bewußten ist gegen jene der
nichtbewußten Vorstellungen verschwindend klein; wer in seine Arbeit vertieft ist, weiß von seiner Umgebung, dem Ticken der
Uhr,
[* 4] dem Geräusch auf der Straße, dem Gespräch im Nebenzimmer, durchaus nichts, obgleich die genannten
Schallreize notwendig entsprechende Gehörsempfindungen in ihm erzeugen müssen.
Daher hat man auch mit Recht seit Locke von der »Enge des Bewußtseins« gesprochen, die stets nur einer geringen Menge von Vorstellungen gleichzeitig im B. gegenwärtig zu sein gestattet. Das »Nichtwissen« um Vorstellungen, welches im vorgenannten Fall durch die Konzentration der Aufmerksamkeit auf ein gewisses und Ablenkung derselben von jedem andern Gebiet des Vorstellens herbeigeführt wird, findet ebenso beim Erwachten in Bezug auf seine gehabten Traum-, beim Geisteskranken während des lichten Zwischenraums in Bezug auf seine im Zustand des Deliriums gehabten Wahnvorstellungen statt.
Daher sagt man, daß im Schlaf, in der Betäubung, Ohnmacht, Narkose, im Wahnsinn und ähnlichen Zuständen
das Bewußtsein aufhöre, weil zwar nicht das Vorstellen selbst (das im Gegenteil als Traum, als Fieberphantasie sich oft in hohem
Grad steigert), aber das Wissen um dasselbe verloren geht. Wie hier nach dem Verhältnis der Vorstellung zum
Vorstellenden bewußte von unbewußter
, so wird nach dem Verhältnis der Vorstellung zum (durch dieselbe) Vorgestellten die
Vorstellung des eignen Selbst (Ichvorstellung, s. Ich) von jener der Außenwelt (Nichtichvorstellung) unterschieden und jener
Geisteszustand, in dem beide letztere klar auseinander gehalten, innere und äußere Welt scharf gesondert werden, auch wohl
Bewußtsein genannt. In diesem Sinn sagen wir, der Kranke sei nicht bei Bewußtsein, wenn er seine Fieberträume und Halluzinationen
für Wahrheit oder sich selbst für einen andern hält, als er wirklich ist. Mit dem in subjektiver Hinsicht, dem Wissen um
Vorstellungen, muß keineswegs das Wissen um dieselben als die unsern, das Selbstbewußtsein (s. d.), notwendig
verbunden sein; vielmehr setzt letzteres das Vorhandensein der (keineswegs ursprünglichen) Vorstellung des eignen Ich, welchem
die als vorhanden gewußten Vorstellungen zugeschrieben werden sollen, ebenso wie das Wissen um die letztern (deren Bewußtheit)
bereits voraus.