Hierauf aber ergab er sich den rauschendsten Vergnügungen, in denen er
Ersatz für seine unglückliche
Ehe mit der
PrinzessinSabine von
Bayern,
[* 4] einer Schwestertochter des
KaisersMaximilian, suchte, während er die
Regierung treulosen
Räten überließ. Die schon zuvor beträchtlichen
Schulden der
Familie wuchsen bald bis zu 1 Mill.
Gulden heran; schwere
Abgaben
und unfruchtbare Jahre machten die
Unterthanen unzufrieden, und so erhob sich 1514 der
Aufstand des »armen
Konrad«, den Ulrich nur
dadurch dämpfen konnte, daß er im
TübingerVertrag, worin das Land die Bezahlung der fürstlichen
Schulden
übernahm, dem
Volk außerordentliche
Rechte und
Freiheiten einräumte. Am ermordete der
Herzog auf der
Jagd im
BöblingerWald eigenhändig
Hans v.
Hutten, den er in dem
Verdacht allzu großer Vertraulichkeit mit seiner Gemahlin hatte,
und reizte dadurch auch den
Kaiser, das bayrische Herzogshaus, bei welchem die Herzogin
Sabine Zuflucht gesucht, und den
Adel,
an dessen
Spitze sich die
Huttens, vor allen Ulrich v.
Hutten (s. d.), als Rächer stellten, gegen sich auf. Er wurde daher und
zum zweitenmal im Juli 1518 in die
Acht erklärt und, nachdem er noch gegen seine Feinde grausam gewütet
und die Reichsstadt
Reutlingen
[* 5] erobert
und sie zu einer Landstadt gemacht hatte, im April 1519 vom
SchwäbischenBund vertrieben
und floh nach einem mißlungenen
Versuch der Wiedereroberung seines
Landes nach
Mömpelgard.
Bald nachher führte er in seinem
Lande das Reformationswerk zu Ende. Als Mitglied des
SchmalkaldischenBundes ließ er 1546 eine
beträchtliche Truppenzahl zum
Heer der Verbündeten an die
Donau vorrücken; nach dem unglücklichen
Ausgang des
Kriegs mußte
er nach dem
Vertrag von
Heilbronn
[* 9] eine ansehnliche
Summe zahlen, dem
Kaiser mehrere
Schlösser einräumen
und in
Ulm
[* 10] vor diesem einen Fußfall thun. Auch dem
Augsburger Interim unterwarf er sich, ward aber dennoch von einem kaiserlichen
Gericht mit Absetzung bedroht, als er starb.
Pauline, Schauspielerin, geboren um 1835 zu
Berlin,
[* 11] wo ihr
Vater am Hoftheater Orchestermitglied war, machte
auf dem Liebhabertheater Konkordia in großen, auf dem Hoftheater in kleinen
Rollen
[* 12] die ersten praktischen
Versuche, wurde 1856 in
Stettin
[* 13] engagiert, aber fünf
Monate später an das Hoftheater zu
Hannover
[* 14] berufen, dem sie bis 1859 angehörte.
In ebendem Jahr gastierte sie, von der
Frieb-Blumauer empfohlen, am
Dresdener Hoftheater und trat im Mai 1859 in den
Verband
[* 15] dieses
Instituts, dem sie noch heute angehört.
Gleich bedeutend im
Trauer- wie imLustspiel, ist sie am
vorzüglichsten in
Darstellung weiblich-vornehmer
Rollen, worin sie ihr würdevolles, dabei graziöses und anmutiges Äußere
sehr wesentlich unterstützt.
Herzog von Württemberg, geb. 1487, Sohn des wahnsinnig gewordenen GrafenHeinrich, kam, da
dessen Bruder, der vertriebene Eberhard II., keine männlichen Nachkommen hatte, schon 1498 in den Besitz des Herzogtums. Eine
ungeschickte Erziehung hatte nicht vermocht, die Wildheit seiner Natur zu zügeln. Um der kaiserl.
Hilfe gegen den vertriebenen HerzogEberhard II. (VI., s. d.) gewisser zu sein, verlobten die Regenten des Landes den
jungen Herzog mit der Prinzessin Sabina von Bavern, einer Schwestertochter Kaiser Maximilians I., der den Herzog schon im 16. Jahre
für volljährig erklärte.
Die ersten Jahre seiner selbständigen Regierung waren glücklich. Er nahm teil am Landshuter Erbfolgekriege, der Württemberg
bedeutend vergrößerte. Aber die schon zuvor beträchtlichen, jetzt bis auf 1 Mill. Fl. erhöhten Schulden,
schwere Abgaben und unfruchtbare Jahre machten die Unterthanen unzufrieden. So erhob sich 1514 der Aufstand des Armen Konrads,
infolgedessen der Herzog seinen Ständen im Tübinger Vertrag außerordentliche Rechte und Freiheiten gewährte. 1515 ermordete
er Hans von Hutten, den er eines sträflichen Verhältnisses zur Herzogin bezichtigte.
Letztere entfloh; der durch die Ermordung feines Standesgenossen empörte Adel und die Herzöge von Bayern,
die Brüder seiner Gemahlin, wurden U.s erbittertste Gegner. Al5 dann um die Ermordung seines Burgvogts auf Achalm zu rächen, 1519 die
Reichsstadt Reutlingeu in Beschlag nahm, waffnete sich gegen ihn der ganze Schwäbische Bund, und in wenigen
Wochen war von Land und Leuten vertrieben. Der Bund verkaufte das Herzogtum 1529 an KaiserKarl V., und dieser belehnte seinen
Bruder Ferdinand damit.
der im Bauernkriege 1525 einen vergeblichen Versuch zur Wiedereroberung seinem Landes gemacht hatte, suchte Hilfe in Frankreich,
bei den Eidgenossen und Landgraf Pbilipp dem Großmütigen. Nach langer Verbannung führte den inzwischen
zum Protestantismus übergetretenen Herzog der Landgraf Pbilipp von Hessen 1534 durch den Sieg bei Lauffen nach Württtemberg
zurück. Der durch Vermittelung des Kurfürsten von Sachsen
[* 18] zu Raaden in Böhmen 1534 geschlossene Vertrag ließ den Herzog im
Besitz seines Landes, doch mußte er es als österr.
Afterlehn annehmen. Er führte nun die Reformation durch, trat dem Schmalkaldischen Bunde bei und beteiligte sich 1546 am Kriege
gegen den Kaiser. Die Niederlage traf auch ihn sehr hart. Durch eine beträchtliche Summe und durch Einführung des Interims
erkaufte zwar den Frieden mit dem Kaiser; allein jetzt ließ König Ferdinand eine Anklage auf Verletzung
der Lehnstreue gegen ihn, als seinen Afterlehnsmann, einleiten, doch starb bereits -
von dem Türlin, bürgerlicher deutscher Epiker, aus Kärnten gebürtig, baute sich in seinem vor 1269 vollendeten,
in zweiter Bearbeitung Ottokar von Böhmen gewidmeten «Wilhelm» aus Wolframs Andeutungen eine umfängliche, anmutige Vorgeschichte
zu Wolframs «Willehalm» zusammen (hg. von Singer, Prag
[* 20] 1892). -
von Liechtenstein
[* 22] (Lichtenstein), Dichter aus vornehmem steiermärk. Geschlecht, geb.
um 1200, war 1245 Landesrichter und Landeshauptmann der Steiermark,
[* 23] stand an der Spitze des oft unbotmäßigen steirischen
Adels und hatte viel Schweres, darunter eine schreckliche Gefangenschaft auf seiner eigenen Frauenburg
durchzumachen. 1272 war er wieder steirischer Landesmarschall. Er starb oder 1276. Sein Hauptwerk, der «Frauendienst»,
romanhaft zugestutzte gereimte Memoiren, die von 1211 bis 1255 reichen und in die er seine zierlichen, durch Naturgefühl
ausgezeichneten Lieder, seinen Leich und seine Büchlein (Liebesbriefe) einlegt, ist unschätzbar für
die Sittengeschichte. schildert darin die verliebten Tollheiten, die abenteuerlichen Turnierfahrten als Frau Venus und König
Artus, die er, der verheiratete Mann, im Dienste
[* 24] einer hohen Herrin unternahm. Im realistischer gehaltenen «Frauenbuch»
(1257) streiten Ritter und Dame in Reimpaaren, wer Schuld trage am Verfall des höfisch ritterlichen Lebens.
Ein Gedicht auf die Schlacht an der Leitha (1246),
an der teilnahm, ist verloren. Ausgaben seiner Dichtungen von Lachmann (Berl.
1841, mit Anmerkungen von Karajan), des «Frauendienstes» von Bechstein (Bd. 6 u. 7 der «DeutschenDichtungen des Mittelalters»,
Lpz. 1888); den letztern hat schon Tieck (Stuttg. 1812) erneuert.
von Winterstetten, Schenk, Minnesänger, wahrscheinlich Bruder des am HofeHeinrichs VII. einflußreichen Schenken
Konrad von Winterstetten (1239 bezeugt);
nach andern aus der Schmalneckischen Linie, Kanonikus in Augsburg (1241-69 bezeugt).
Er dichtete kunstvolle Tanzleiche;
unter den Liedern überwiegen ernste, die den Verfall der Kunst und
den Tod des Bruders beklagen.
von Zatzikhofen, deutscher Epiker, 1214 Pfarrer zu Lommis, dichtete nach einer schlechten verlorenen franz. Quelle
um 1195 einen wüsten Lanzeletroman (hg. von Hahn,
[* 26] Frankf. 1845), in alter- und volkstümlicher, unhöfischer Sprache.
[* 27]
Pauline, Schauspielerin, geb. in Berlin, machte auf der Bühne des Liebhabertheaters
Concordia und der des Hoftheaters ihre ersten Versuche. Ihr erstes Engagement trat sie 1856 in Stettin an, ging bald darauf
an das Hoftheater zu Hannover, von dort im Mai 1859 nach Dresden
[* 28] als Mitglied des Hoftheaters, das sie noch jetzt zu
seinen besten Kräften zählt. Erste Liebhaberinnen und Heldinnen sind die Rollen, in denen sie ihr nicht gewöhnliches Talent
sowohl im Lustspiel als im Trauerspiel entfaltet hat.