Ulceration
(lat.), Verschwärung, s. Geschwür.
11 Wörter, 109 Zeichen
Medicin — Specielle Pathologie — Entzündungen, Geschwüre, Brand etc
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
(lat.), Verschwärung, s. Geschwür.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(lat.,von Ulcus, s. d.), Verschwärung, Eiterung.
(Ulcus), ein durch Gewebszerfall herbeigeführter Substanzverlust äußerer oder innerer Organoberflächen. Findet der Gewebeverlust inmitten eines Organs statt, so spricht man von Nekrose oder Absceß; aus beiden kann ein Geschwür entstehen, sobald die häutige Decke durchbrochen und damit die freie Oberfläche erreicht ist; ursprünglich aber können Geschwüre nur an Haut und Schleimhäuten entstehen. Zur Zeit der Entstehung, wenn das abgestorbene Gewebe einschmilzt oder, wie man sagt, »das Geschwür aufbricht« (verschwärt, exulceriert), entleert sich die tote, meist mit Eiterzellen untermischte Inhaltsmasse, Grund und Ränder enthalten deren ebenfalls, und erst später tritt eine reaktive Entzündung im Nachbargewebe auf, welche ein eiteriges oder jauchiges Sekret auf die Geschwürsfläche absetzt. Je nachdem nun die Entzündung der Ränder und des Grundes zur Bildung eines jungen Granulationsgewebes führt, aus dem sich die Narbe entwickelt, oder aber zu fernerm Zerfall, d. h. Vergrößerung, Anlaß gibt, unterscheidet man gute und bösartige Geschwüre.
Ist das Granulationsgewebe (wildes Fleisch) zu üppig, so entsteht das schwammige oder fungöse Geschwür; ist es schlaff, so erscheint das torpide Geschwür, wie bei den meisten sogen. Fußgeschwüren, die eigentlich Unterschenkelgeschwüre sind und wegen der Nähe des Schienbeins sich schwer überhäuten und namentlich bei vorhandenen Krampfadern leicht wieder aufbrechen. Ist die Fleischwarzenbildung sehr bluthaltig ohne Neigung zum Heilen, so spricht man von einem erethischen Geschwür, sind die Ränder aufgeworfen und hart, von einem kallösen Geschwür, ist endlich eine brandige, um sich fressende Verjauchung da, vom phagedänischen Geschwür, dem bösartigsten von allen, das namentlich bei syphilitischer Infektion vorkommt.
Die Ursachen zu einer Verschwärung sind sehr mannigfaltige: am klarsten lassen sie sich übersehen bei gewissen sogen. embolischen Geschwüren des Magens und des Darms, bei welchen ein kleines Blutgefäß verschlossen wird und der zugehörige Gewebsbezirk, außer Nahrung gesetzt, abstirbt;
je nach der Größe der verstopften Arterie richten sich Umfang und Tiefe des Geschwürs. Ob die Geschwüre bei Pocken und die Blutgeschwüre (Furunkeln) zuweilen ebenso beginnen, ist noch offene Frage.
Dauernde Entzündungsreize können beim Einschmelzen der Entzündungsprodukte zur Verschwärung führen. Oft liegt für diesen Ausgang ein Grund in konstitutionellen Leiden, Syphilis, Skrofulose, Skorbut, welche dann dem Geschwür einen der oben genannten Charaktere der Bösartigkeit, z. B. den syphilitischen, den kallösen oder phagedänischen, den skrofulösen, den torpiden, den skorbutischen, den erethischen Charakter, verleihen. Ferner können, wie erwähnt, Abscesse zur Oberfläche durchbrechen, wobei tiefe, oft unterminierte sinuöse Geschwüre entstehen.
Das Absterben des Gewebes kann dann durch schlechte Ernährung bedingt sein, z. B. durch verhinderten Blutlauf am Unterschenkel, wo nach Stoß und Verletzung sehr langwierige, schlecht heilende Geschwürformen sehr häufig anzutreffen sind; ferner kann eine diphtherische Erkrankung den Ausgang bilden, was an der Hornhaut, dem Gaumen und Darm nicht selten ist. Endlich kann eine Neubildung den Boden für das Absterben bilden, wodurch krebsige, tuberkulöse und gummöse Geschwüre entstehen, die an allen Schleimhäuten vorkommen. - Form und Größe des Geschwürs richten sich nach seiner Entstehungsursache, so ist das embolische Geschwür scharf umschrieben, glattrandig, oft so tief, daß die ganze Wand abstirbt und in Magen oder Darm ein Loch bildet; das tuberkulöse ist linsenförmig (lentikulär) zu Anfang, später bekommt es zerfressene Ränder, da immer wieder neue stecknadelgroße Knötchen (Tuberkeln) sich bilden und zerfallen; das durch Vereiterung der Darmfollikel hervorgegangene Geschwür ist
sinuös, das krebsige an Ausbreitung völlig unbeschränkt. Die Behandlung der Geschwüre ist bei allen konstitutionellen Kranken eine allgemeine und nur insoweit örtlich, als das Geschwür frei zugänglich liegt. Im allgemeinen entspricht die örtliche Behandlung den Regeln der Wundbehandlung, Desinfektion, Anregung der Fleischwucherung durch Kampferwein, Reizsalben etc., Mäßigung zu starker Wucherung durch Höllenstein, Transplantation kleiner Hautstückchen, Verbände etc. Oft muß die Behandlung von Tag zu Tag gewechselt werden, so daß allgemeine Regeln nicht gegeben werden können. Die Lehre von den Geschwüren heißt Helkologie.