einer der drei Urkantone der
Schweiz,
[* 2] grenzt im N. an Schwyz
und Luzern
[* 3] (durch den
Vierwaldstätter See
davon getrennt), im
W. an Luzern,
im
S. an Bern,
[* 4] im O. an Uri
und umfaßt 765 qkm (13,9 QM.). Der
Kanton
[* 5] wird durch den Kernwald in zwei seit
dem 12. Jahrh. getrennte Staatswesen (Halbkantone) geschieden: Nidwalden
(290 qkm
mit 12,520 Einw.) und Obwalden
(475 qkm mit 15,030 Einw.), von denen ersteres
den untern Teil des
EngelbergerThals und das Seegestade umfaßt, während das höher gelegene Obwalden
wesentlich durch das
Thal
[* 6] der
Sarner
Aa und das obere
EngelbergerThal gebildet wird.
Das
Klima
[* 7] ist am Seegestade mild, im Hochgebirge rauh. Der
Kanton zählt (1888) 27,550 Einw. Die Nidwaldner
sind ein »rüstiger, intelligenter Volksschlag«, dessen Verhältnisse in
einfachen, altertümlichen
Formen sich fortbewegen, gutmütig und abgeschlossen, gleich den Obwaldnern, welch letztere übrigens
an intellektueller Befähigung zurückzustehen scheinen. Die
Bevölkerung
[* 8] ist fast ganz katholisch und gehört zur
DiözeseChur.
[* 9] Es gibt noch sechs Klöster, unter denen das Benediktinerstift
Engelberg (s. d.) das angesehenste ist. ist ein
Hirtenland.
Die
Rinder
[* 10] (17,853
Stück) gehören größtenteils zur
SchwyzerRasse und sind meist
Kühe;
Butter und
Käse sind Ausfuhrprodukte.Stark ist auch der Bestand an
Ziegen (8308
Stück), geringer der an
Schweinen und
Schafen. Die
Matten und
GärtenUnterwaldens sind mit zahllosen Obstbäumen besetzt;
Obst,
Obstwein und
Branntwein bilden Ausfuhrartikel, so auch die
Nüsse.
An den Waldungen (191 qkm) besäße Unterwalden eine unversiegliche
Quelle
[* 11] des Wohlstandes, wenn die Holzproduktion durch eine bessere
Bewirtschaftung gesteigert würde.
Das
Melchthal und
Alpnach haben schönen
Marmor.
Schwendi-Kaltbad hat eine geschätzte Eisenquelle von 4,7°
C. Die Seidenspinnerei und Kämmlerei von
Buochs ist eine
Filiale der
GersauerIndustrie; in
Hergiswyl arbeitet eine
Glashütte,
im Rotzloch eine Papierfabrik. Für den
Transit ist Unterwalden nicht günstig gelegen, sein
Markt ist Luzern;
es berührt bloß die große
Verkehrsstraße, welche der
See als Zugang des St.
Gotthard bildet. Hingegen liegt es im Bereich des allsommerlichen
Touristenzugs. Am
See liegen die Dampferstationen
Beckenried, Stansstad und
Alpnach; belebte
Kurorte sind:
Engelberg,
Schöneck,
Bürgistock, Melchseealp etc., und von
Alpnach führt durch das Sarner
Thal hinauf und über den
Brünig eine der belebtesten
Touristenrouten, der seit 1888 die Brünigbahn dient. Im Juni 1889 wurde die
Pilatusbahn eröffnet.
Die
Landsgemeinde wählt auch die oberste Exekutivbehörde, den
Regierungsrat, der aus sieben Mitgliedern
besteht, und das
Obergericht von neun Mitgliedern, beide auf je vier Jahre. Der
Präsident des
Regierungsrats führt den
TitelLandammann. Daneben besteht, gleichsam als legislatorisches
Organ des
Volkes, ein Kantonsrat, der in den
Gemeinden gewählt wird.
Eine Bezirkseinteilung besteht nicht; die Zahl der
Gemeinden beträgt sieben: Hauptort ist
Sarnen. Eine
ähnliche
Verfassung, vom hat Nidwalden,
nur daß der
Landrat, entsprechend dem Obwaldner Kantonsrat, auf sechs Jahre gewählt
wird und
Regierungsrat und
Obergericht je aus elf Mitgliedern bestehen und auf je drei Jahre gewählt werden.
Die Zahl der
Gemeinden beträgt elf; Hauptort ist
Stans. Für den berechnet sich der Vermögensbestand
Obwaldens auf 496,961
FrankAktiva, 99,150
Frank Passiva, also netto 397,811
Fr. Die Rechnung für das Betriebsjahr 1887/88 ergab
151,663
Fr.
Einnahmen, 143,683
Fr.
Ausgaben, demnach einen Überschuß der erstern von nahezu 8000
Fr. In Nidwalden
zeigt die Rechnung für
1887: an
Einnahmen 177,944
Fr., an
Ausgaben 161,660, also einen Saldo von 16,284
Fr., auf Ende 1887 ein reines
Vermögen von 124,934
Fr.
Geschichte. Über Unterwalden (intra montem), welcher
Name übrigens erst um 1300 auftaucht, herrschten die
Habsburger teils als
Grafen
des
Aar- und Zürichgaus, teils als Kastvögte mehrerer Klöster, die daselbst Grundbesitz hatten. Im 13. Jahrh.
bildeten das
ThalSarnen »ob dem Kernwald« und das
ThalStans »nid dem Kernwald« zwei gesonderte Gemeinwesen.
¶
mehr
Nachdem sich beide schon 1245 vorübergehend mit Schwyz
zu einer Erhebung gegen die Habsburger verbunden hatten, schlossen sie 1291 mit
Uri
und Schwyz
das ewige Bündnis der drei Waldstätte und vereinigten sich zugleich untereinander zu dem Gemeinwesen Unterwalden, welches 1309 mit
Schwyz
u. Uri
von Heinrich VIII. reichsfrei erklärt wurde. Zur Zeit der Schlacht von Morgarten hatten sich die Unterwaldner
gegen die über den Brünig eingedrungenen Österreicher zu verteidigen. Um 1350 trennten sich Nid- und Obwalden
wieder; doch fanden
noch spät im 15. Jahrh. gemeinsame Landsgemeinden beider Länder statt, und in der Eidgenossenschaft zählten sie nur als Ein
Bundesglied.
Daneben bildete das ThalEngelberg unter der Herrschaft des dortigen Klosters ein besonderes Gebiet, welches
seit 1465 im Schirm von Luzern,
Schwyz
und Unterwalden stand und erst 1815 mit Obwalden
vereinigt wurde. Zur Zeit der Reformation gehörte Unterwalden zu den fünf ihr
entschieden feindlichen Orten. Der helvetischen Verfassung von 1798 fügte sich Obwalden
ohne Kampf, Nidwalden
aber erst, nachdem
infolge des verzweifeltsten Widerstandes das Land von den Franzosen in eine Wüste verwandelt worden war (7.-9. Sept. 1798).
Im J. 1802 stellte Unterwalden im Aufstand gegen die helvetische Regierung seine Landsgemeinden wieder her, welche durch die Mediationsakte 1803 garantiert
wurden.
Beide Landesteile nahmen teil am Sarner Bund (1832) sowie am Sonderbund 1846 und kapitulierten Nachdem
sie sich 1850 zum erstenmal Verfassungen gegeben, unterwarf Obwalden
die seinige einer Revision, ohne jedoch ihren Grundlagen
nahezutreten, welchem BeispielNidwalden folgte. 1875 hat Obwalden
in anerkennenswerter Weise sein Schulwesen verbessert,
dagegen im April 1880 die Wiedereinführung der Todesstrafe beschlossen.
französisch Unterwald. Kanton der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
1. Lage, Grœsse und Grenzen.
Der Kanton Unterwalden zerfällt politisch und administrativ in die beiden Halbkantone Obwalden
und Nidwalden.
In der offiziellen Reihenfolge
der Kantone ist er der sechste, der Fläche nach der sechszehnte und der Bevölkerung nach der zwanzigste
Kanton der Schweiz. 765,3 km2 Fläche (Obwalden
474,8; Nidwalden
290,5) und 28330 Ew. (Obwalden:
15260; Nidwalden:
13070). Der Kanton liegt im Herzen der Schweiz
im Gebiet der Präalpen und Hochalpen. Er erstreckt sich zwischen 46° 45' 00" und 47° 02' 20" NBr., sowie zwischen 8° 05'
55" und 8° 34' 35" OL. von Greenwich.
Seine grösste Ausdehnung in der Richtung O.-W. misst 33 km und in der Richtung S.-N. 27 km. Der Kanton grenzt: im O. an
Uri,
im S. an Bern,
im W. an Luzern
und im N. mit dem Vierwaldstättersee an Luzern
und Schwyz.
Diesen politischen Grenzen entsprechen auch
ziemlich genau die natürlichen. Nach O. schliessen die Urneralpen mit ihren höchsten Erhebungen (Urirotstock, Blackenstock
und Stotzigberggrat) das Land nach Aussen ab. Nach S. liegt die Titliskette mit dem Reissend Nollen, woran sich in SW.-Richtung
der Graustock, die Hochstollenkette und der LungernerGiebel anschliessen. Nach dem Abstieg zum Brünig erhebt
sich die Grenzlinie auf der andern Thalseite wieder jäh zur Hohen Gumm und der Rothornkette. Von da an wird sie, in ziemlich
gerader Richtung nordwärts fortlaufend, durch den das Sarnerthal vom
¶
Das Präalpen- und Hochalpengebiet, dem der Kanton Unterwalden angehört, bietet dank den nach allen Richtungen hin eingeschnittenen
Thälern ein sehr abwechslungsreiches Bild dar. An der N.-Grenze erhebt sich zwischen dem luzernischen Reussthal und dem Thal
der kleinen Schlieren die mit dem Tomlishorn in 2132 m gipfelnde Kette des Pilatus, deren übrige bemerkenswerte
Gipfelpunkte der Esel (2122 m), das Gemsmättli (2052 m) und das Widderfeld (2078 m) sind und die sich über den Gnepfstein (1920
m) zum Wängengrat fortsetzt.
Zwischen diesen Kämmen und Gräten und der breiten Sohle des Sarnerthales breitet sich ein zum Teil bewaldetes
und mit Alpweiden bestandenes Bergland aus, in das zahlreiche Wildbäche (Grosse und Kleine Schlieren, Lauibach etc.) ihre ausgedehnten
Runsen und Thalfurchen eingeschnitten haben. Da das ganze Gebiet in der Hauptsache aus tonigem und schiefrigem Flysch besteht,
sind hohe Felswände oder Steilabbrüche selten; dagegen zeichnen sich die Gehänge im allgemeinen durch
grosse Steilheit aus, so dass Rutschungen bei dem wenig beständigen Gestein häufig vorkommen. Im SW. ragen über die begrünten
Flyschhügel die sehr steilen und felsigen Giswilerstöcke auf, die aus massigen Triaskalken bestehen und sowohl geologisch
als orographisch einen starken Gegensatz zur umliegenden Landschaft bilden.
Das ganze Flyschgebiet lässt sich in eine Reihe von kleinen Berggruppen gliedern, deren höchste Erhebungen aber 2000 m
nicht mehr erreichen. So finden wir im N. zwischen den Töbeln der Grossen und Kleinen Schlieren einerseits und dem Thal der
Grossen Entlen andrerseits den Schlierengrat (1750 m), der sich mit dem Lauenberg (1650 m) und dem Fulendossen
(1660 m) zwischen die beiden Schlieren hineinschiebt. Auf der Kantonsgrenze gegen Luzern
erheben sich der Feuerstein (2042 m) gegenüber
der Schwendifluh, der
zwischen Flyschtöbeln aufragende Grat der Hagleren (1952 m) und der breit ausladende Nünalpstock (1900
m) ob der Nünalp, von dem der wasserscheidende Kamm zwischen Kleiner Emme und SarnerAa mit dem Bärenturm
(1800 m) und den beiden Uebergängen des Sattelpasses (1592 m) und der Seewenegg (1768 m) auszweigt.
Das schöne Thal der SarnerAa beginnt am Brünigpass (1011 m) auf der Wasserscheide zwischen der Aare und dem Vierwaldstättersee
und weist einen ausgeprägten Stufenbau auf. Eine erste Stufe erstreckt sich zwischen dem Brünig und dem Lungernsee (659 m).
Hierauf folgt ein scharfer Steilabsturz durch ein mit Sturzschutt übersätes Gebiet bis Rudenz (508 m), wo sich das Aaried,
eine einst unter Wasser stehende und den sog. Giswilersee bildende Anschwemmungsebene ausbreitet. Nördl.
Rudenz schliesst sich der vom Lauibach und der Kleinen Melchaa aufgeschüttete Thalboden an, der sich langsam bis zum Sarnersee
(467 m) senkt. Zwischen diesem und der Alpnacherbucht des Vierwaldstättersees beträgt der Höhenunterschied noch 30 m und
liegt eine 8 km lange Alluvialebene, die von den beiden Schlieren und der MelchthalerAa aufgeschüttet
worden ist.
SO.- und O.-Umrahmung des Thales der SarnerAa bilden orographisch die Fortsetzung der Kette des Brienzer Rothorns einerseits
und der Faulhornkette andrerseits, die zunächst durch den Brienzersee voneinander getrennt werden, um dann weiter ostwärts
zu einer einheitlichen Bergmasse zu verwachsen. Diese erscheint aber durch meist in der Querrichtung
eingeschnittene Thäler ihrerseits wieder in mehrere Untergruppen zerlegt. Zunächst erwähnen wir die Gruppe des Brienzer
Rothorns (2351 m) im engern Sinn mit den Gipfeln der HohGumm (2208 m) und des Gummen (2006 m), sowie mit der Hohmatt (2113 m)
gegenüber den Giswilerstöcken, von der ein gegen Rudenz sich senkender und mit dem Emmättli endigender
Grat auszweigt. Dieser besteht wie die ganze Rothornkette aus kretazischen Gesteinen und wird durch den Brünigpass von der
Jurakalkregion geschieden. Zwischen das Becken von Lungern und das Melchthal schieben sich der Schinberg (2046 m) und der Wandelengrat
ein, voneinander getrennt durch die Erosionsfurche des Klein Melchthales. Von hier an nordostwärts begleitet
den Bergfuss der sanft geneigte Streifen Kulturland von Sachseln, der aus
¶
Nummulitenkalk besteht und mit den Alluvionen der die NW.- und N.-Flanke von Wandelen- und Arnigrat durchfurchenden zahlreichen
Wildwasser überführt ist.
Die Kreideregion zwischen Melchthal und Engelbergerthal beginnt nördl. vom Storeggpass mit dem Schluchiberggrat (2027 und 2108 m)
und Gräfimattgrat (2032 m), von wo an sich das jurassische Klippengebiet von Arvigrat (2018 m), Heitliswald
und (jenseits des Aecherlipasses) Stanserhorn nordwärts zieht. Die Kreideunterlage erscheint zu einem schmalen Band reduziert
und bildet das zum Engelbergerthal sich senkende Gehänge mit dem Gummen (1617 m) und der Wissfluh.
Zwischen die NW.-Flanke von Arvigrat und Stanserhorn einerseits und das Thal von Sarnen-Alpnach andrerseits schiebt
sich das mit Sturzschutt und Anschwemmungsmaterial überführte Hügelland von Kerns und Ennetmoos ein, das durch den schmalen
Kamm des Muetterschwanderbergs (862 m) und des jenseits vom Rotzloch sich erhebenden Rotzberges (670 m) von der Alpnacherbucht
getrennt ist. Jenseits dieser letztern ragt wiederum die Pilatuskette auf, so dass das ganze weite Flyschgebiet
an dieser Stelle stark verschmälert und vollständig vom See überflutet erscheint. Jenseits der Ebene von Stansstad setzen
sich Pilatus- und Muetterschwanderberg-Rotzbergkette vereint im Bürgenberg (mit Bürgenstock und Hammetschwand; 870 und 1131 m)
fort, der die Grenze zwischen Luzern
und Unterwalden bildet und zu der Zeit, als die Alluvialböden von Stansstad,
Stans und Buochs noch unter Wasser lagen, als Insel aus dem See aufstieg.
Weniger reich gegliedert als die Kreideregion erscheint das Gebiet der Jurasedimente, das nur von einem einzigen Thal, dem
der EngelbergerAa, ganz durchschnitten wird. Der Abschnitt zwischen Aare- und Engelbergerthal umschliesst
ausgedehnte Alpweiden (Ballis-, Mägis-, Thalalp etc., alle zwischen 1600-1900 m) und trägt stolze Berggestalten: Giebel (2037
m), Brünigshaupt (2314 m), Hohstollen (2481 m) und Glockhaus (2536 m). Zu Füssen der Steilwände von Hohstollen und Glockhaus
dehnt sich der Bergkessel des Melchsees mit der Aa-, Melchsee- und Tannenalp (alle zwischen 1700-2000 m)
aus.
Das letztgenannte Thal greift mit seinen drei Verzweigungen ins Gebiet des Brisen, Engelberger Rotstocks
und Uri
Rotstocks hinauf. Zum Schluss erübrigt uns die Erwähnung
des stolzen Titlis (3239 m), des höchsten Gipfels der Unterwaldner
Alpen, dessen Kalkmassen den Kamm der Gadmerflühe im NO. abschliessen. Einerseits beherrscht er das obere Engelbergerthal und
andrerseits den aus dem Gadmenthal nach Engelberg hinüberführenden Wendenpass. Ins kristalline Gebiet
endlich reicht nur ein kleiner Abschnitt des Kantons mit dem Grassen (2946 m) und Wichelplankstock (2976 m) hinein.
Der Kanton Unterwalden gehört grösstenteils dem Einzugsgebiet des Vierwaldstättersees an, in welchen die Sarner und EngelbergerAa, sowie einige Wasseradern von geringerer Bedeutung (Isenthalerbach und Kohlbach von Emmetten) sich ergiessen. Die beiden
Aa halten sich mit Bezug auf Lauflänge und Wasserführung so ziemlich die Wage. Die SarnerAa entwässert fast das gesamte
Gebiet zwischen der Pilatuskette und den Kreidekämmen im SO. und O. (vom Brünig bis zum Stanserhorn).
Die aus dem Flysch im NW. herabkommenden Bäche sind böse Wildwasser, die den leicht verwitternden Boden stark angreifen
und zahlreiche Rutschungen veranlassen. Um dem vorzubeugen, sind im Gebiet dieser Wildbäche (besonders der beiden Schlieren
und des Lauibachs) umfangreiche und kostspielige Schutzbauten zur Ausführung gelangt. Aus SO. kommen neben
zahlreichen minder wichtigen Wildbächen die Kleine und Grosse Melchaa. Letztere mündete einst in der Alluvialebene zwischen
Sarnersee und Alpnach und verursachte hier häufige Ueberschwemmungen, worauf man sie in den Sarnersee abgeleitet hat, in dem
sie nunmehr ihr Geschiebe ohne alle Gefahr für das Umgelände ablagert.
An stehenden Gewässern besitzt der Kanton ausser der Alpnacherbucht des Vierwaldstättersees in erster
Linie den 6 km langen Sarnersee (s. diesen Art.). Dazu kommt noch eine Anzahl von Gebirgsseen. Deren flächengrösster, der
Lungernsee, verdankt seine Entstehung (wenigstens teilweise) einem Bergsturz, worauf auch der Mensch durch Tieferlegung des
Seespiegels noch ändernd eingegriffen hat (vergl. den Art. Lungernsee). Der Melchsee (1880 m) und der
unter dem Gipfel des Brünigshaupt gelegene Seefeldsee fliessen durch Trichter unterirdisch ab. Der Trübsee (1765 m) am Weg
von Engelberg zum Jochpass verdankt seinen Namen der Zufuhr von milchig getrübten Gletscherschmelzwassern. Von Bedeutung ist
in diesen Kalkbergen die unterirdische Wasserzirkulation, infolge deren zumeist im Niveau der Thalsohlen
zahlreiche Quellen von grosser Wasserfülle zutage treten. Wir erwähnen bloss die am Fuss des Hahnen nahe Engelberg sprudelnde
Quelle, die Schwarzeggquelle unter dem Arvigrat und Heitliswald, die das Dorf Kerns¶
(Kanton). Errata.Seite 250, Spalte I, unten. Das Wappen des Halbkantons Nidwalden
enthält
nicht zwei gekreuzte Schlüssel, sondern einen doppelten vertikalen Silberschlüssel auf rotem Feld. Siehe die Seite mit den
richtig gestellten Wappen am Ende des Supplements.
Auch Nidwaldens betriebstätige Bevölkerung ist zu mehr als 50% in der Landwirtschaft tätig; aber es
sind nicht 59,1%, sondern nur 53,6%. Dafür sind in der Industrie mehr Personen beschäftigt. Der Handel ist in beiden Halbkantonen
relativ gleich stark vertreten. Der Anteil der weiblichen Personen beträgt 42,5%.
Urproduktion. In Steinbrüchen arbeiteten 18 Personen, in der Zement- und Gipsfabrikation in 6 Betrieben 272 Personen.
Diese Branche fehlt in Obwalden.
Auch in Nidwalden
ist im Baugewerbe die Parketterie, Schreinerei und Zimmerei stark vertreten: 93 Betriebe mit 226 Personen,
dazu Sägerei mit 17 Betrieben und 67 Personen;
im Hochbau (Baugeschäften) gab es 6 Betriebe mit 85 Personen.
Die Maurerei
zählte in 12 Betrieben 37 Personen; die übrigen Zweige des Hochbaus beschäftigten insgesamt 180 Personen.
Die Textilindustrie ist wesentlich stärker besetzt, als in Obwalden.
Es gab
Im Lebens- und Genussmittelgewerbe sind zu nennen 14 Metzgereibetriebe mit 40 Personen und 22 Bäckerei-
und Konditoreibetriebe mit 60 Personen. Ferner gab es 1 Glasfabrik mit 77 Personen, 9 Schmieden mit 24 Personen, 8 Wagnereien
mit 13 Personen, 2 Druckereien mit 14 Personen, 7 Wasser- und Elektrizitätswerke mit 12 Personen.
Handel. Die am stärksten besetzten Betriebsgruppen sind:
Es sei auf die starke Besetzung der Branche Berg- und Seilbahnen aufmerksam gemacht.
In der Abteilung Oeffentliche Verwaltung, Rechtspflege, Wissenschaft und Kunst sind im ganzen - soweit Erwerb beabsichtigt
wird - 185 Personen beschäftigt. Verwaltung 15, Rechtspflege 5, Gesundheits- und Krankenpflege 43, Unterricht und Erziehung 91 (in 2 Anstalten).
Andre Wissenschaften und Künste 30, darunter 14 in Bildhauerei.
Heimarbeit. Betriebe 434 mit 446 (und zwar mit 4 Ausnahmen alles weibl.) Personen und fast alles Alleinbetriebe:
Personen
Seidenstoffweberei
359
Seidenspinnerei
32
Strohhutfabrikation
31
Stickerei
7
Strohflechterei
5
Uebrige Arten
12
Hausierhandelbetriebe gab es am 13 mit 7 männlichen und 6 weiblichen Personen.
Allgemeines. Die Verteilung der auf je 100 Ew. auf die einzelnen Abteilungen entfallenden Personen siehe
am Schluss des Art. Obwalden.
Ergebnisse der eidgenössischen Betriebszählung von 1905:
Betr.
%
Davon Alleinbetr.
Personen Total
%
Davon weibl.
Urproduktion
1990
53.9
173
5893
59.1
2378
Industrie
1201
32.5
667
1954
19.6
752
Handel
360
9.8
86
1607
16.1
1075
Verkehr
77
2.1
21
389
3.9
69
Oeffentliche Verwaltung
64
1.7
47
130
1.3
46
Total
3692
100.0
994
9973
100.0
4320
Der Kanton gehört zu den 9 Kantonen mit über 50% in der Urproduktion (Landwirtschaft) beschäftigten Personen, gleich wie
Nidwalden.
Obwalden
steht nach dem Anteil der im landwirtschaftlichen Betrieben tätigen Bevölkerung im 3. Rang unter allen
Kantonen. Der Anteil der weiblichen Personen beträgt 43,3%.
¶
mehr
Im Folgenden mögen die mit zahlreicherem Personal besetzten Betriebe genannt werden.
Urproduktion. Hieher gehören 7 Steinbruchbetriebe mit insgesamt 99 Personen, davon 90 in Kalksteinbrüchen. In der Landwirtschaft
finden wir folgende Hauptbranchen:
Im Baugewerbe ist das Holzhandwerk (Schreinerei und Parketterie) stark vertreten mit 107 Betrieben und 403 Personen. Beinahe
¼ aller industriell Tätigen ist hierin beschäftigt. Dann folgt mit 11 Betrieben und 158 Personen der Hochbau. Die übrigen
Branchen des Baugewerbes sind mit je 1-22 Betrieben und 1-54 Personen vertreten.
In Kleidung und Putz ist als wichtiger Zweig die meist hausindustriell betriebene Herstellung von Strohhüten zu nennen: 428 Betriebe
mit 271 Personen. Es sind ferner beschäftigt: in Damenschneiderei 105 Personen, Schuhmacherei 80 Personen, Herrenschneiderei 52 Personen,
Wäscherei und Glätterei 76 Personen. In der Textilindustrie ist die wiederum meist hausindustriell ausgeübte
Seidenstoffweberei
erwähnenswert: 175 Betriebe mit 166 Personen.
In der Metallindustrie finden wir keine grossen Betriebe. Am meisten Personen (20 und 24) sind in 12 und 11 Betrieben der
Schmiederei und der Wagnerei tätig. Im graphischen Gewerbe sind zu erwähnen 3 Druckereien mit 14 Personen. In 7 Gas-, Wasser-
und Elektrizitätswerken arbeiten 30 Personen.
Handel. Ausser dem Hôtel- und Wirtschaftswesen sind alle Handelszweige schwach besetzt. Am meisten weist der Lebensmittelhandel
auf.
der 6. Kanton der Schweiz, grenzt im N. an den Vierwaldstätter See, im O. an den Kanton Uri,
im S. an Bern,
im W. an Luzern,
hat eine Fläche von 765,3 qkm und wird durch den Kernwald in die Halbkantone Obwalden
und Nidwalden
geteilt. Obwalden
oder ob dem Wald,
474,8 qkm, umfaßt das Gebiet der Sarner Aa und des Sarner Sees sowie die Hochthäler von Lungern und Engelberg,
Nidwalden
oder nid dem Wald, 290,5 qkm, das übrige Gebiet der Engelberger Aa und die Ufergelände des Vierwaldstätter Sees.
1) Obwalden.
Der Halbkanton hatte 1880: 15 356, 1888: 15 043 (7515 männl., 7528 weibl.) E., darunter 335 Evangelische;
ferner 2402 bewohnte Häuser mit 3440 Haushaltungen in 7 Gemeinden. Im Kanton geboren sind 13 144, in der übrigen Eidgenossenschaft
1500, im Auslande 399;
Bürger ihrer Wohngemeinde sind 10 231, einer andern Gemeinde des Kantons 2336, eines andern Kantons
2020, Ausländer 456. Der Muttersprache nach sind 14 702 Deutsche,
[* 19] 30 Franzosen und 300 Italiener.
Die Zahl
der Geburten (einschließlich Totgeburten) betrug 1895: 325, der Eheschließungen 94, der Sterbefälle 245. - 2) Nidwalden.
Der Halbkanton
hatte 1880: 11 992, 1888: 12 538 (6146 männl., 6392 weibl.) E., darunter 112 Evangelische;
ferner 1659 bewohnte Häuser
und 2884 Haushaltungen in 11 Gemeinden. Im Kanton geboren sind 10 371, in der übrigen Eidgenossenschaft 1610, im Auslande
557;
Bürger ihrer Wohngemeinde sind 7854, einer andern Gemeinde des Kantons 2295, eines andern Kantons 1773, Ausländer 616. Der
Muttersprache nach sind 12 116
¶
mehr
Deutsche und 402 Italiener. Die Zahl der Geburten (einschließlich Totgeburten) betrug (1894) 371, der Eheschließungen 80,
der Sterbefälle 301. Wie die benachbarten Oberbasler (s. Hasli) sind die Männer schlank, aber kräftig und stark gebaut.
Erwerbszweige.
1) Obwalden.
Von der Fläche sind 399,4 qkm, d. i. 84,12 Proz., produktives Land: 109 qkm
Waldungen und 290,4 Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande sind 10 qkm Gletscher, 11,3 Seen, 10,1
Flüsse
[* 21] und Bäche und 41,8 Felsen und Schutthalden. Nach der Viehzählung von 1896 hat der Halbkanton 208 Pferde,
[* 22] 11 046i Rinder, 3831 Schweine,
[* 23] 1925 Schafe,
[* 24] 5554 Ziegen
und 1535 Bienenstöcke. - 2) Nidwalden.
Von der Fläche sind 217,9 qkm, d. i. 75,01 Proz., produktives Land; 72 qkm
Waldungen, 145,9 Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland.
Von dem unproduktiven Lande sind 3,5 qkm Gletscher, 32,1 Seen und 34,4 Felsen und Schutthalden. Nach der Viehzählung von 1896 hat
der Halbkanton 176 Pferde, 8036 Stück Rindvieh, 2553 Schweine, 464 Schafe, 1323 Ziegen und 1415 Bienenstöcke.
Haupterwerbszweige sind Alpenwirtschaft, Viehzucht
[* 25] und Obstbau, in Obwalden
entwickelte Hausindustrie (Strohhüte, Seidengewebe);
Vieh, Käse und Holz
[* 26] die wichtigsten Ausfuhrartikel. Die Steinbrüche liefern Kalkstein, Gips
[* 27] und Schiefer.
Von Mineralquellen sind zu erwähnen die Eisenquelle von Schwendikaltbad in Obwalden
und die alkalische Schwefelquelle
von Rotzloch in Nidwalden.
Industrie (Parkettfabrikation) und Handel sind im Aufblühen; Bahnen sind die über den Brünig (s. d.), die
Pilatusbahn (s. d.), die StraßenbahnStansstad-Stans, die Stanserhorn- und die Bürgenstockbahn, die Uferorte des Vierwaldstätter
Sees sind durch Dampfboote verbunden, gute Fahrstraßen durchziehen die Hauptthäler.
Verfassung. Die Landesgemeinde entscheidet über Gesetze, wählt den Landammann, ein Mitglied in den Ständerat,
den Regierungsrat, die Landschreiber u. s. w. Dagegen wird die vorberatende Behörde, in Obwalden
Kantonsrat (80 Mitglieder), in NidwaldenLandrat
(je ein Mitglied auf 250 E.) genannt,in den einzelnen polit. Gemeinden gewählt. Die unterste richterliche Instanz ist in
beiden Halbkantonen das Friedensrichter- bez. Vermittelamt der Gemeinden, die höchste das Obergericht.
In den schweiz. Nationalrat und in den Ständerat wählt jeder Halbkanton je ein Mitglied. Hauptorte der beiden Halbkantone
sind Sarnen (Obwalden)
und Stans(Nidwalden).
In kirchlicher Beziehung gehört zum Bistum Chur; Ob- und Nidwalden
besitzen je drei Klöster. Neben den Primarschulen
bestehen ein Lyceum in Sarnen und ein Gymnasium in Stans sowie eine Klosterschule (Progymnasium) zu Engelberg,
in Nidwalden
4 Sekundärschulen. Militärisch gehört zum Stammbezirk der 4. Division. Das Wappen von Obwalden
ist ein von Silber und Rot geteilter
Schlüssel im rot und weiß quergeteilten Felde, von Nidwalden
ein silberner Schlüssel im roten Felde mit doppeltem
Schaft und Bart.
Geschichte. Der jetzige Kanton wahrscheinlich vom 7. Jahrh. an von Alamannen besiedelt
und schon seit der Mitte des 12. Jahrh.
in zwei Hälften geschieden, stand im 13. Jahrh. unter der gräfl. Gewalt der Habsburger, 1291 schlossen
Ob-und Nidwalden
mit Uri
und Schwyz
den Bund der drei Waldstätte, der die Grundlage der spätern Eidgenossenschaft bildete. 1309 erlangte
die Reichsfreiheit; der Einführung der Reformation stand es entschieden feindlich gegenüber.
In der Folgezeit teilte die Schicksale der Eidgenossenschaft (s. Schweiz) bis zu deren Umsturz 1795. Durch die helvet. Verfassung
ward es dem Kanton Waldstätten zugeteilt. Obwalden
unterwarf sich; Nidwalden
aber wollte die neue Ordnung nicht anerkennen
und ward nach heldenmütigem Kampfe von den Franzosen erobert und furchtbar verwüstet (Sept. 1798). Die Mediationsakte von 1803 und
der Bundesvertrag von 1815 setzten wieder in die Rechte eines selbständigen Kantons ein. Nidwalden,
das den neuen
Vertrag nicht annehmen wollte, wurde durch eidgenössische Truppen dazu gezwungen. Seither gehörte beständig der konservativ
ultramontanen Partei der Schweiz an; 1832 trat es dem reaktionären Sarner Bunde, 1845 dem Sonderbunde bei. Bei denAbstimmungen
von 1872 und 1874 über Revision der Bundesverfassung stimmten beide Halbkantone für Verwerfung. -