(slaw. Opava), Hauptstadt von
Österreichisch-Schlesien wie ehemals von ganz Oberschlesien, liegt 247 m ü. M.
in lieblicher
Ebene am rechten
Ufer der
Oppa, welche unterhalb der Stadt die Mohra aufnimmt, nahe der preußischen
Grenze, an den Eisenbahnlinien
Troppau-Jägerndorf der Mährisch-Schlesischen Zentralbahn und
Troppau-Schönbrunn der Nordbahn, hat Vorstädte,
mehrere schöne
Plätze, 6
Kirchen, darunter die alte gotische Hauptpfarrkirche und eine evang.
Kirche, ein altes
Rathaus (neuerlich
im gotischen
Stil umgebaut), ein fürstlich Liechtensteinsches
Schloß, das Landhaus, das Stadttheater, schöne
Anlagen um
die Stadt (an
Stelle der alten
Wälle und
Schanzen), eine Zuckerraffinerie, Fabrikation von
Tuch,
Fes, Jutewaren,
Hüten, Zündwaren,
Pottasche,
Spiritus
[* 10] u.
Likör, Bierbrauerei,
[* 11] Ringofenziegeleien,
Mühlen
[* 12] etc., eine Gasanstalt, lebhaften Handelsverkehr, große
Märkte u. (1880) mit 1273 Mann
Militär 20,562 Einw. Troppau ist Stadt mit eignem Gemeindestatut, Sitz der
Landesregierung und
Landesvertretung, des
Landesgerichts, einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung), einer Finanzdirektion, einer
Handels-
u.
Gewerbekammer und hat ein deutsches Obergymnasium und ein tschechisches
Gymnasium, eine
Oberrealschule, eine
Lehrer- und eine
Lehrerinnenbildungsanstalt, eine
Handelsschule, ein Landesmuseum, eine
Bibliothek (35,500
Bände), eine Landeskranken- und
Irrenanstalt
und andre Wohlthätigkeitsanstalten, eine Bodenkreditanstalt, eine
Filiale der
Österreichisch-UngarischenBank und eine
Sparkasse.
Jenseit der
Oppa liegt das Dorf Katharein, mit Rübenzuckerfabrik, Spiritusbrennerei und (1880) 4292 Einw. -
Troppau entwickelte sich als deutsche Ansiedelung in der
Nähe der
Burg Gräz (Gradec), wird urkundlich zuerst 1195 genannt, 1224 erscheint
es bereits als Stadt mit deutschem
Recht. Hier ward 20. Okt. bis ein durch die neapolitanische
Revolution veranlaßter Fürstenkongreß abgehalten, auf welchem sich die Monarchen von
Österreich,
Preußen
[* 13] und Rußland zur
Aufrechterhaltung des Zustandes von 1815 in
Europa
[* 14] verpflichteten. Die weitere
Ordnung der neapolitanischen
Frage wurde dem
Kongreß von
Laibach
[* 15] (s. d.) überlassen.
1) Bezirkshauptmannschaft, ohne die Stadt in Österreichisch-Schlesien, hat 642,01 qkm und (1890) 61 300 (28 479 männl., 32 821 weibl.)
czech. und deutsche E. in 93 Gemeinden mit 120 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Odrau, Troppau und
Wigstadtl. - 2) Troppau, czech. Opawa, poln. Oppavá, Stadt mit eigenem Statut, Hauptstadt des Kronlandes Österreichisch-Schlesien
sowie des Herzogtums Troppau, früher Hauptstadt von Oberschlesien, an der Oppa und den Linien Schönbrunn-Troppau (29
km) und Troppau-Bennisch (31 km) der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, Olmütz-Jägerndorf-Troppau (121 km) der Österr. und Troppau-Ratibor der
Preuß.
Staatsbahnen,
[* 18] ist Sitz der Landesregierung, eines Landesgerichts, der Bezirkshauptmannschaft Troppau-Umgebung, eines Bezirksgerichts
(328,72 qkm, 35 584 meist czech. E.), einer Finanzdirektion, Handels- und Gewerbekammer und der 10. Infanteriebrigade und
hat (1890) 22 867 meist deutsche kath. E. (2493 Czechen, 377 Polen), darunter 1089 Israeliten, mit dem anstoßenden Katharein 27 910 E.,
in Garnison das 1. Infanterieregiment, 6 Kirchen, darunter die got. Hauptpfarrkirche und die ehemalige
Jesuitenkirche, Denkmal (von Schwerzek) des schles. Tondichters Engelsberg, schönen Stadtturm (70 m), fürstlich Liechtensteinsches
Schloß, Landhaus, Landesregierungsgebäude, deutsches Staats-Obergymnasium mit Bibliothek (35000 Bände) und Museum (schles.
Naturalien und Altertümer), czech.
Privatgymnasium, Oberreal-, Handelsschule, Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, gewerbliche Fortbildungs-
und 2 Bürgerschulen, Kaiser-Franz-Josephs-Museum für Kunst und Gewerbe, Stadttheater und eine Landesirrenanstalt. Die Industrie
erstreckt sich auf Zuckerfabrikation und -Raffinerie, Maschinen-, Wagen-, Wollstoff-, Fes- und Liqueurfabrikation, Jutespinnerei
und Tuchweberei. Der Handel wird unterstützt durch eine Handels- und Gewerbekammer, Filiale der Österreichischen Nationalbank,
eine Filiale der Österreichischen Kreditanstalt und eine Aushilfskasse für Gewerbtreibende.
In der Stadt Troppau fand vom 20. Okt. bis ein Monarchenkongreß (Kongreß von Troppau) statt, welcher die Befestigung und Ausbildung
des polit. Zustandes von Europa seit 1815 zum ausgesprochenen Zweck hatte. Im wesentlichen handelte es sich jedoch, gegenüber
dem Drange der Völker nach freiheitlichen Institutionen, um die Durchführung der Interventionspolitik
der Heiligen Allianz. Doch kam es zu Troppau zu keiner Entscheidung, sondern erst auf dem Kongreß zu Laibach (s. d.). Das ehemalige
schles. Fürstentum Troppau kam mit der Eroberung Schlesiens durch Friedrich d. Gr. zum Teil an Preußen. Dieser preuß. Anteil bildet
die südwestl. Spitze der preuß. ProvinzSchlesien
[* 19] und hat Leobschütz (s. d.) zum Hauptort. -
Vgl. Dudik,
Des Herzogtums Troppau ehemalige Stellung zur Markgrafschaft Mähren (Wien 1857);
Biermann, Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf
(Troppau 1874).