Transfusion
(lat.), Überführung von frischem lebensfähigen
Blut eines gesunden
Menschen in das
Gefäßsystem eines Kranken nach lebensgefährlichem Blutverlust oder nach tiefgreifender Beeinträchtigung der
Lebensfähigkeit
der Blutkörperchen,
[* 2] wie z. B. nach Kohlenoxidvergiftung. Die Transfusion
wurde zuerst 1667 von
Denis ausgeführt, geriet aber bald in Mißkredit und wurde vom
Parlament und vom
Papst verboten. Im zweiten und dritten
Jahrzehnt unsers
Jahrhunderts führten sie Blundell,
Dieffenbach und
Martin wieder in die
Praxis ein, und später schufen ihr
Panum und
Ponfick eine feste wissenschaftliche
Basis. Danach
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handelt es sich darum, nur solches Blut anzuwenden, dessen Blutkörperchen überhaupt lebensfähig sind, und welches auch auf dem fremden Boden, auf den es verpflanzt wird, gedeihen kann. Man darf deshalb bei Menschen nur Menschenblut, aber niemals Tierblut benutzen. Man wendet die an nach schweren Blutverlusten bei Entbindungen, Verletzungen, Operationen und bei Kohlenoxidvergiftung. Hauptregel ist, die Einführung von Fibringerinnseln und Luftblasen, die plötzlichen Tod herbeiführen können, sorgfältig zu vermeiden.
Zur Ausführung der Transfusion
wird einem gesunden, kräftigen Menschen ein Aderlaß von 200-250 g gemacht. Das in einem reinen Glas
[* 4] aufgefangene Blut wird gequirlt oder mit einem Stäbchen geschlagen, bis keine Abscheidungen mehr erfolgen,
und darauf durch saubere feine Leinwand filtriert, um die abgeschiedenen Fibrinflocken zu entfernen. Durch das Quirlen, resp.
Schlagen ist das Blut auch von seiner Kohlensäure befreit und sauerstoffreich gemacht worden. Es ist ziemlich gleichgültig,
ob man das Blut weiterhin auf 35° künstlich erwärmt oder bei gewöhnlicher Temperatur stehen läßt.
Nunmehr wird bei dem Kranken eine Vene, gewöhnlich eine oberflächliche Armvene, freigelegt und geöffnet. (Die sogen. arterielle
Transfusion
hat keine besondern Vorteile.) Im Fall einer Kohlenoxidvergiftung muß dem Patienten vor der Einspritzung
[* 5] des neuen Bluts ein
adäquates Quantum eignen Bluts entzogen werden, um einer schädlichen Überfüllung des Gefäßsystems
vorzubeugen. Handelt es sich um einen Fall von Blutverlust, so erfolgt die Einspritzung sofort. Das neue Blut wird in eine Spritze
aufgesogen und, nachdem die etwa mit eingedrungene Luft ausgetrieben, vermittelst einer in das geöffnete Venenlumen eingeführten
feinen Kanüle in das Gefäß
[* 6] langsam und vorsichtig eingespritzt.
Aveling, Landois und Roussel haben Apparate angegeben, um das Blut direkt aus der Vene des spendenden Individuums
in die des Kranken überzuleiten. Wird die Transfusion
rechtzeitig ausgeführt, und gelingt sie, was immerhin von
einer gewissen technischen Gewandtheit abhängt, so hebt sich bei dem durch Blutverlust lebensgefährlich geschwächten Kranken
der Puls bald wieder, die Leichenblässe des Gesichts schwindet, das Bewußtsein kehrt wieder; der Kohlenoxydvergiftete
erwacht allmählich aus seinem tiefen Sopor, wird wieder willkürlicher Thätigkeiten fähig und geht, wenn auch oft langsam,
der Genesung entgegen.
Vgl. Gesellius, Die Transfusion
des Blutes (Petersb. 1873);
Landois, Die Transfusion
des Blutes (Leipz. 1875);
Berns, Beiträge
zur Transfusion
slehre (Freiburg
[* 7] 1874);