Tiefseethe
rmometer,
s. Tiefseeforschung nebst Tafel, [* 1] Fig. 6.
Tiefseethermometer
7 Wörter, 61 Zeichen
Tiefseethermometer,
s. Tiefseeforschung nebst Tafel, [* 1] Fig. 6.
die Summe der Untersuchungen, die unsere Kenntnis der Beschaffenheit des Meeresgrundes sowohl als auch der Verhältnisse der tiefern Schichten der Oceane zu erweitern geeignet sind. So gehören namentlich dahin alle Messungen über die Tiefen der Meeresbecken, über die in den verschiedenen Tiefen herrschenden Temperaturen, die Zusammensetzung des Wassers und dessen spec. Gewicht und endlich über das organische Leben am Meeresboden und in den größern Tiefen der Oceane.
Hierzu die Tafel: Tiefseeforschung. Obgleich schon früher Schätzungen der Meerestiefen gemacht wurden (so z. B. gaben einige alte Schriftsteller die Tiefe des Mittelmeers [* 3] zu etwa 15 Stadien (nahe 3000 m an), so kommen doch erst im Mittelalter («Seebuch» der hansischen Seeleute) wirklich Messungen bis 800 m vor. Von den Lotleinen der Entdecker heißt es, daß sie höchstens 400 m lang gewesen seien. Noch lange begnügte man sich mit der aus dem Altertum stammenden Annahme, daß die größten Tiefen des Meers ebenso weit unter dessen Oberfläche liegen müßten, als die höchsten Erhebungen der Erdoberfläche darüber.
Die ersten, aber vereinzelten, wirklichen Tiefseemessungen sind erst im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrh. von Sir John Roß erzielt worden, welcher 1818 mit einer Tiefseezange von 6 Ctr. Gewicht in der Baffinbai den Meeresboden bei 1790 m berührte und von dort eine erhebliche Menge eiskalten Schlammes heraufbeförderte. Auf Grund dieser Messung glaubte man die größte Tiefe des Meers zu etwa 2000 m annehmen zu müssen; doch zeigte bald darauf James Clark Roß, daß dieses ein viel zu geringer Wert sei, indem er zwischen Brasilien [* 4] und St. Helena 1843 eine Tiefe von 8412,4 m gelotet zu haben glaubte. Der engl. Kapitän Denham glaubte 1852 zwischen der Mündung des La Plata und Tristan da Cunha die Tiefe von 14 092 m gefunden zu haben, und in demselben Jahre fand ¶
der amerik. Lieutenant Parker etwas westlicher bei 15 179 m noch keinen Grund.
Wirklich systematische Tiefseelotungen wurden aber erst von dem Amerikaner M. F. Maury (s. d.) ins Leben gerufen. Seine Bemühungen hatten um so mehr Erfolg, als sie gleichzeitig mit den Projekten einer unterseeischen Telegraphenverbindung der Alten und Neuen Welt eifrig betrieben wurden; denn dafür war es von größtem Interesse, die Beschaffenheit und Tiefen der in Frage kommenden Meeresteile zu kennen. Ein zu diesem Zweck aufgenommenes Profil ist auf der Tafel: Tiefseeforschung, [* 5] Fig. 12, dargestellt.
Während zunächst die Marine der Vereinigten Staaten [* 6] die Brigg Dolphin zu Lotungen aussandte, folgten bald darauf die Engländer mit den Schiffen Cyclop, Bulldog u. s. w. Wichtigere Resultate erzielten aber erst die unter Leitung Sir Wyville Thomsons ausgeführten Expeditionen der Lightning 1868 und der Porcupine 1869-70, welche sich namentlich auf den Nordatlantischen Ocean erstreckten. Weiterhin wurde ebenfalls unter Thomsons Leitung die berühmte Fahrt des Challenger 1872-76 von großer Bedeutung auf dem Gebiet der Tiefseeforschung. In derselben Zeit trug auch Deutschland [* 7] durch die Fahrt der Gazelle unter Freiherrn von Schleinitz und ebenso der Vereinigte-Staaten-Dampfer Tuscarora 1873-75 viel zur Kenntnis der Meerestiefen bei.
[* 5] Fig. 11 zeigt das Profil der Ausreise (s. Tuscarora). Um die Profile für Telegraphenkabel zu bestimmen, unternahmen noch Lotungsreisen im Nordatlantischen Ocean 1878-82 der Siemenssche Kabeldampfer Faraday, die nordamerik. Kriegsschiffe Gettysburg (1876), Alaska (1878), Essex (1877-78), Saratoga (1879), Wachusett (1879) und Blake. Für das westafrik. Kabel loteten die Dampfer Amber (1888), Silvertown (1889); im Südatlantischen Ocean lotete der Dampfer Seine (1889). Im Indischen Ocean wurde von den nordamerik.
Kriegsschiffen Enterprise (1883) und Essex (1886) der nordwestl., von dem engl. Vermessungsschiffe Egeria 1887-89 der südostl. Teil und das austral. Inselgebiet ausgelotet. 1885 lotete Entreprise zwischen Neuseeland und der Magalhãesstraße, 1888-93 Albatroß (amerikanisch) längs der Westküsten Amerikas vom Beringmeer bis zum Kap Hoorn und zwischen Kalifornien und den Sandwichinseln. Im Nordindischen Ocean lotete das engl. Kriegsschiff Investigator 1887-90. Verschiedene Gegenden des austral.
Inselmeers lotete das engl. Vermessungsschiff Penguin 1891 und 1893-96 aus. Die süd- und mittelamerik. Westküste untersuchte 1890, 1891 und 1893 der Kabeldampfer Silvertown. Der franz. Postdampfer Champagne untersuchte 1890 ein Gebiet der Neufundlandbank. in Binnenmeeren wurde unternommen: in der Nordsee von Drache [* 8] (deutsch) 1881-84, Niobe (deutsch) 1889, Fylla (dänisch) 1888 in der Grönlandsee;
im Mittelmeer von Travailleur (französisch) 1880-82, Washington [* 9] (italienisch) 1890, Pola [* 10] (österreichisch) 1890-93;
im Schwarzen Meer von Tschernomoretz (russisch) 1890;
im Antillenmeer von Blake (amerikanisch) 1888.
Mit Ausnahme des Nordatlantischen Oceans sind die Kenntnisse der Tiefseeverhältnisse aber immer noch sehr lückenhaft zu nennen, weil die Zahl der Lotungen im Vergleich mit der Größe der oceanischen Flächen sehr klein ist. Deshalb ändert sich die Lage der Tiefenlinien auf den Tiefenkarten, sobald neue Beobachtungen hinzutreten, oft noch sehr stark. Genaue Lotungen in größern Tiefen haben mit bedeutenden Schwierigkelten zu kämpfen und können nur von Schiffen ausgeführt werden, die eigens dazu ausgerüstet sind.
Für Tiefen von 200 bis 300 m genügt ein einfaches Handlot, bis etwa 2000 m ein schweres Lot, 70-80 kg schwer. Aus diesen mäßigen Tiefen wird das Gewicht auch vermittelst der Leine (etwa 25 mm dickes Tau) wieder heraufgeholt und damit zugleich eine Grundprobe erlangt (s. Lot und Fig. 9). In größern Tiefen versagen diese einfachen Hilfsmittel aber ihren Dienst. Die Schwierigkeiten werden hervorgerufen durch die starke Reibung, [* 11] die die Leine am Wasser erfährt, die dadurch verursachte große Unsicherheit in der Bestimmung des Moments, wo das Lot den Boden berührt, und die Mühseligkeit des Auswindens so schwerer Lote und langer Leinen.
Maury schlug daher vor, eine 20-pfündige Kanonenkugel an einem gewöhnlichen dünnen Hanffaden zu befestigen und denselben von einer Rolle ablaufen zu lassen, deren Umdrehungsanzahl ein Maß für die Tiefe geben würde, wenn die Kugel den Boden trifft, was man bei so großer Schwere der Kugel im Verhältnis zu der geringen Reibung des dünnen und leichten Fadens wohl gut mit der Hand [* 12] glaubte merken zu können. Aber auch dieses Verfahren bewährte sich für beträchtliche Tiefen nicht, und erst das von dem amerik. Seekadetten Brooke 1854 angegebene Tieflot gestattete die größten Tiefen erheblich sicherer und leichter zu messen. Beim Brookeschen Tieflot [* 5] (Fig. 2) ist das Gewicht, eine durchbohrte Kanonenkugel, auf eine an der Lotleine befestigte Stange aufgestreift; zum Festhalten der Kugel ist eine Schlinge um sie herum gelegt und dann in einem Haken mit Gelenk am obern Stangenende eingehakt.
Beim Aufstoßen der Stange auf den Grund des Meers wird die Lotleine schlaff, der Haken senkt sich und die Schlinge wird vom Gewicht der Kugel abgerissen, so daß die Leine mit der leichten Stange allein aufgeholt werden kann. In das untere hohle Ende der Stange sind Federposen hineingesteckt, die beim Aufstoßen auf den Grund sich mit Grundproben füllen und in die Lotstange hineingestoßen werden. Mit gleicher Fallvorrichtung ist das Tieflot nach Belknap und Sigsbee [* 5] (Fig. 1) hergestellt; statt der Lotstange ist ein Hohlcylinder vorhanden, der zur Aufnahme der Grundprobe dient.
Beim Aufstoßen auf den Grund öffnet sich unten der Hohlcylinder dadurch, daß eine hohle Ventilstange nach oben geschoben wird; gleichzeitig fällt das Kugelgewicht ab. Beim Aufholen des Lotes schließt der Hohlkegel am obern Ende des Lotcylinders dessen obere Öffnungen, während auch das untere Puppenventil wieder nach unten fallend sich schließt und durch eine leichte Spiralfeder nach unten gehalten wird. Beim Gebrauch von Lotleinen hat sich von allen Tiefloten mit Auslösevorrichtung des Gewichts das von Baillie [* 5] (Fig. 10) am besten bewährt; es ist auf Challenger und Gazelle fast allein benutzt worden.
Der eiserne Lotcylinder ist etwa 1,2 m lang; im obern Ende gleitet eine viereckige Stange mit zwei Nasen zum Einhaken der Ösen der Drahtschlinge, die die Gewichtsringe festhält; beim Aufstoßen sinkt die Stange in die hohle Spitze des Lotcylinders hinein und die Drahtösen werden abgestreift. Das untere Ende des Lotes hat ein doppeltes Flügelventil, das sich nach oben öffnet und nachdem Grundproben eingedrungen sind, sich beim Aufholen des Lotes schließt. Seitdem sind noch ¶
Tiergeographie. II. ¶
(Tierverbreitung in Deutschland.)
Deutschland gehört tiergeographisch zur paläoarktischen Region und zwar zu ihrer europ. Subregion (s. Tiergeographie). Es bildet eine eigene Provinz derselben, die germanische, zu der im Süden ein Teil einer andern, der alpinen, hinzukommt. Die german. Provinz zerfällt nach Bodenbeschaffenheit, Tier- und Pflanzenwelt in zwei Unterprovinzen: die gebirgige oberdeutsche im Süden, vom Fuß der Alpen [* 15] bis zum 52 Parallelkreis im Westen und bis zum 51. Parallelkreis im Osten, und die flache niederdeutsche von der Nordgrenze der oberdeutschen bis an das Meer oder bis an die Landesgrenze.
Die beiden Unterprovinzen zerfallen je wieder in zwei Gaue. Deutschland setzt sich mithin tiergeographisch aus folgenden Teilen zusammen: aus dem Nordstrich der alpinen Provinz und aus dem südöstlichen (der indessen zum größten Teil österreichisch ist), einem südwestl., einem nordöstl. und einem nordwestl. Gau. Die Grenze zwischen den ersten beiden ist einigermaßen künstlich und verläuft vom 12. zum 10.° östl. L., von Halle [* 16] a. S. bis zum Bodensee, die zwischen den beiden letztern hingegen wird recht natürlich von der Elbe, soweit sie das flache Land durchströmt, und der untern Saale gebildet.
Der an Tierarten reichste Teil Deutschlands [* 17] ist der Nordostgau, besonders in seinen nordöstl. Teilen, ihm folgt der kleine Strich der alpinen Provinz, der Südostgau und der Südwestgau, während der Nordwestgau der kümmerlichste von allen ist. Die ganze alpine Provinz und der ganze Südostgau mit den außerdeutschen Teilen sind beide einzeln allerdings reicher als der Nordostgau, so daß von Südosten nach Nordwesten in Deutschland eine stetige Abnahme der Land- und Süßwasserfauna stattfindet.
Die Fauna Deutschlands setzt sich aus drei Elementen zusammen: ständigen Bewohnern, Sommer und Wintergästen. Irrgäste, wenn sie auch wie manche Vögel [* 18] (Rosenstare, Bienenfresser, Fausthühner u.a.) gelegentlich auf deutschem Boden einmal brüten, können als Bestandteile der Tierwelt Deutschlands nicht in Betracht kommen. Die Mitglieder der ständigen Bewohnerschaft haben sich in histor. Zeit wesentlich verändert. Eine Reihe von Formen sind völlig verschwunden.
Der Luchse zeigt sich im bayr. Hochgebirge nur als seltener Wintergast, die beiden letzten wirklich oder doch sehr wahrscheinlich deutschen wurden, der eine 1818 bei Seesen im Harz erlegt, der andere 1833 im Odenwald geschossen. Der braune Bär scheint von den Schweizer und österr. Alpen gelegentlich noch in die bayrischen zu wechseln, dürfte hier aber kaum setzen. Der letzte in der deutschen Provinz wurde 1770 in Oberschlesien geschossen. Der letzte deutsche Wisent fiel 1755 bei Bujak einem Wilddieb zum Opfer.
Der Vielfraß ist im nordöstlichsten Teile wahrscheinlich, der Steinbock im bayr. Hochgebirge gewiß in histor. Zeit ausgerottet, doch fehlen nähere Angaben hierüber. Fast verschwunden sind Nörz, Wolf, Biber, Elch und Höckerschwan. Der Nörz zeigt sich noch einzeln in Mecklenburg, [* 19] bei Schwerin, Plau, Waren, Bützow, am Wentlowsee u.s.w. sowie im östl. Schlesien. [* 20] Der Wolf tritt gelegentlich in Lothringen, den Vogesen, im östl. Schlesien und in Ostpreußen [* 21] auf, es ist aber fraglich, ob er hier noch wirft, ob nicht vielmehr die betreffenden Individuen Wintergäste sind. 1874 sollen sie sich in Lothringen und den Vogesen stark vermehrt haben. 1874 wurden 45 in Lothringen erlegt und ihr noch vorhandener Bestand auf 150 geschätzt. Im Jan. 1875 wurde ein 36 kg schwerer bei Borny, nahe bei Metz, [* 22] erlegt. In Mecklenburg wurde 1800 der letzte geschossen, und in demselben Jahre schreibt Bechstein, er sei in Thüringen gänzlich ausgerottet.
Der Biber hat sich unter behördlichem Schutz in kleinen Kolonien an der Elbe bei Wittenberg [* 23] bis Magdeburg [* 24] an der untern Saale von ihrer Mündung in der Elbe aufwärts bis Trabitz unterhalb Calbe erhalten. An der Iller wurden 1833 noch Biber beobachtet, und die beiden letzten am Lech wurden 1842 zwischen Augsburg [* 25] und Gersthofen gefangen. Der Elch findet sich nur im Ibenhorster Revier im Reg.-Bez. Gumbinnen. [* 26] In Sachsen [* 27] wurde der letzte 1746 und in Schlesien 1776 erlegt.
Der Höckerschwan brütet nur ganz vereinzelt in Pommern [* 28] und Preußen. [* 29] In starkem Abnehmen begriffen sind Wildkatze, der Uhu, das Auer- und Haselhuhn und der Kranich. Eine Reihe von Tieren erhalten sich nur unter Schutz des Menschen, so der Edelhirsch, das Wildschwein und das Birkhuhn. Merklich abnehmend sind der Kolkrabe, [* 30] der Schwarzspecht, alle Tiere, die durch Nahrung oder ihre Fortpflanzungsverhältnisse an alte, hohle Bäume, an Steinhalden, Moore und Sümpfe gebunden sind. So werden die Mandelkrähe. der Reiher, der schwarze Storch von Jahr zu Jahr seltener, und die einst an den norddeutschen Gewässern im Rohr weitverbreitete Bartmeise findet sich nur noch bei Metz. Auch viele größere Insektenarten, namentlich Bewohner alter Eichen und größerer Gewässer, wie der Eichbock und der breite Schwimmkäfer, nehmen mit der Ausrottung und Trockenlegung ihrer Aufenthaltsorte an Individuenzahl rasch ab.
Dafür sind in histor. Zeit neue Tierformen teils eingewandert, teils noch in Einwanderung und im ¶
Vordringen von Süd nach Nord, mehr noch von Ost nach West begriffen. So von Osten her seit der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Wanderratte, ferner der Hamster bis an, stellenweise schon bis über den Rhein, der Ziesel bis Ostthüringen, die Haubenlerche, die Zwergtrappe bis Mittelthüringen u. a. m. Von Süden her dringen nach Norden [* 32] vor das Hausrotschwänzchen, der Pirol, der Girlitz [* 33] u. s. w. Selbstverständlich bleiben auch Insekten, [* 34] namentlich östl. Steppenformen, nicht zurück.
Als Einwanderungslinien sind wesentlich die großen, verschiedene Provinzen und Subregionen verbindenden Flüsse [* 35] und die Seeküste anzusehen. Während aber für solche Tiere, die entlang der Flüsse wandern, diese als Verkehrsstraße dienen, sind sie umgekehrt für solche, die in senkrechter Richtung zu ihrem Laufe vordringen, Barrieren: Verschiedene Tiere erreichen an der Weichsel, Oder und Weser, namentlich an der Elbe und am Rhein ihre West- oder Ost-, am Main und am Neckar ihre Süd- oder Nordgrenzen. Auf den Höhen von Gebirgen, hin und wider auch in der norddeutschen Ebene finden sich zur Reliktenfauna gehörige Elemente aus verschiedenen Ordnungen. An der Seeküste, stellenweise auch in Salzgebieten des Binnenlandes, am nördl. und östl. Harzrande, in Thüringen, bei Kissingen [* 36] u. s. w. finden sich salzliebende (halophile) Tierformen, Käfer [* 37] und Würmer. [* 38]
Landsäugetierarten finden sich in Deutschland etwa 64, davon sind 48 allgemein verbreitet;
der alpine Teil hat 2 charakteristische Formen: die Gemse und das Alpenmurmeltier;
der Südostgau 2, den Ziesel und den großen Gartenschläfer (in Oberschlesien);
der Nordostgau 3, den Elch, den Biber und den Nörz.
Der veränderliche oder Schneehase ist den Alpen und Ostpreußen eigentümlich. Der Südwestgau hat kein charakteristisches Säugetier wohl aber der Nordwestgau, nämlich die braune Feldmaus (Arvicola campestris Blas.). Die übrigen Arten bewohnen zwar nicht ganz Deutschland, aber mindestens zwei Gaue desselben.
Beständig in Deutschland brütende Vögel sind etwa 229 Arten, nämlich 4 Kuckucksvögel, 9 Spechte, 2 Langhänder, 103 Singvögel, 17 Tag- und 12 Nachtraubvögel, 3 Tauben, [* 39] 9 Hühner, [* 40] 36 Stelzvögel, 17 Entenvögel, 1 Scharbe, 9 Mövenvögel, 7 Tauchvögel. Für die Alpen charakteristisch sind der Mauerläufer, [* 41] die Alpenkrähe, die Alpendohle, das Stein- und das Alpenschneehuhn. Mit dem Südostgau, und zwar mit dem Riesengebirge, teilen sie die Sperlingseule, den dreizehigen Specht, den Leinfink, die Ringdrossel, die Alpenbraunelle und den Morinellregenpfeifer. Dem Südostgau bis Thüringen allein gehört die Zwergtrappe an. Der Südwestgau beherbergt als charakteristische Mitglieder seiner Ornis: die Zwergohreule, die Zaun- oder Heckenammer, die Zipp- oder Bartammer, den Steinsperling, den Steinrötel oder die Steindrossel und den Meister- oder Orpheussänger, sämtlich Einwanderer aus Südwest.
Während der Südwestgau überhaupt keinen charakteristischen Stelz- oder Schwimmvogel [* 42] aufweist, ist der Nordostgau sehr reich an ihnen; hier brüten 5 Stelz-, 9 Ent-, 2 Tauchvögel und je 1 Möwen- und Scharbenvogel, die sonst nirgends in Deutschland als Brutvögel gefunden werden. Außerdem beherbergt er das Moorhuhn, vielleicht auch den Lapplandkauz, die Habichtseule und sogar die Schneeule. Der Nordwestgau hat eine charakteristische Möwe (die Silbermöwe), eine Entenart (die Eiderente) und seit der Gewinnung Helgolands auch die einzigen beiden deutschen Alkarten, nämlich die Lumme und den Tordalk.
An Reptilien ist Deutschland arm, es finden sich im ganzen bloß 13 Arten und davon im warmen, Einwanderungen so leicht zugänglichen Südwesten allein 5 bloß hier vorkommende, nämlich: Die Smaragd- oder Mauereidechse sowie die Ãskulapschlange, im obern Rheinthal und seiner Nachbarschaft die Zornschlange (Zamenis atrovirens Günth.), die echte Viper (Vipera aspis L.) nur im äußersten Südwesten in der Umgebung von Metz. Die einzige Schildkröte findet sich bloß in den beiden Ostgauen, östlich von einer von Schwerin nach Görlitz [* 43] und bis zum Fuß des Riesengebirges gezogene Linie.
An Amphibien ist Deutschland im Verhältnis zu Zahl der überhaupt existierenden Arten nicht nur, sondern auch absolut bedeutend reicher als an Reptilien. Es finden sich im ganzen 18 Arten (6 geschwänzte und 11 ungeschwänzte), von denen wieder 3 dem Südwestgau ausschließlich angehören, nämlich die Geburtshelferkröte, und zwei Froschformen (Rana oxyrrhina Steenstr. und agilis Thomas). Der Alpen- oder schwarze Salamander bewohnt in Deutschland nur die Alpen und den schwäbischen Jura.
Süßwasserfische finden sich in Deutschland 63 Arten. Am reichsten ist, zufolge des Flußgebietes der Donau und der Seen der Voralpen, der Südostgau mit 54 Arten, davon 5 charakteristische: der Zingel, der Schrätzer, der Steinkreßling, die Mairenke und eine Brachsenart (Apramis sapa Pall.), dann folgt der wasserreiche Nordostgau mit 46 Arten, worunter 2 charakteristisch sind: die große und die kleine Maräne. Der Südwestgau beherbergt 44 Arten, darunter eine sonst nur im Po- und Rhônegebiet vorkommende Karpfenform (Chondrostoma Geneï Bonap.) im Oberrhein.
Weichtiere sind in Deutschland durch etwa 300 Arten vertreten; der Südostgau ist der reichste, der Nordwestgau bei weitem der ärmste. Besondere Erwähnung verdient bloß die Verbreitung der Flußperlmuschel in Deutschland. Sie findet sich in Flüssen und Bächen des Bayrischen Waldes, des Fichtelgebirges, des westl. sächs. Erzgebirges, in Schlesien im Bober, im Queis, in der Neisse [* 44] und Juppel, in einigen Gewässern Hannovers (Alter Ow, Low und Sewa) in Hessen [* 45] im Josbach und in der Biber, in der Saun in Nassau, in den Bächen des Westerwaldes, des Hunsrücks und der Vogesen.
An Insekten ist ein Land mit so verschiedenen Höhen- und Vegetationsverhältnissen wie Deutschland natürlich reich. Es beherbergt ohne die Spanner etwa 1000 Arten Großschmetterlinge. Die reichsten Gebiete sind die Alpen (besonders an Tagfaltern) und die beiden Südgaue, das ärmste ist auch hier der Nordwestgau. Besonders stark ist auch die Schmetterlingsfauna der Fränkischen Schweiz und der Thäler der Saale und Ilm entwickelt, wo sich alleine 13 Arten Blutströpfchen, mehr als sonstwo in Deutschland in einem beschränkten Gebiete finden. Interessant ist die Verbreitung des Apollofalters. Abgesehen von den Alpen findet er sich an einzelnen Orten des gebirgigen Schlesiens, in der Fränkischen Schweiz, bei Regensburg, [* 46] im südl. Schwarzwald, auf der Rauhen Alb, bei Sigmaringen, im Sundgau (aber nicht in den Vogesen), bei Koblenz [* 47] und auf einigen Moselbergen. Käfer mögen in rund 7000 Arten in Deutschland vorkommen. Sie sind in den Alpen und in den ¶
beiden Ostgaue am reichsten vertreten und nehmen nach Nordwest mehr und mehr ab. Über die Verbreitung der übrigen Insektenordnungen läßt sich kaum etwas Allgemeines sagen.
Von den Krustentieren hat bezüglich seiner Verbreitung in Deutschland bloß der Flußkrebs allgemeines Interesse. Er findet sich in zwei Formen: als Steinkrebs bloß im südwestlichen Teile und als Edelkrebs im engeren Sinne im übrigen Deutschland.
Von Würmern sei bloß einiger Eingeweidewürmer des Menschen gedacht. Der breite Bandwurm [* 49] findet sich in den Küstenländern der Nord- und Ostsee und in der Umgebung des Starnberger Sees. Der bewaffnete Bandwurm (Taenia solium L.) herrscht im nördl., der unbewaffnete (Taenia saginata Goetze) im südl. Deutschland vor, da hier häufiger rohes Rind-, dort häufiger rohes Schweinefleisch von der Masse der Bevölkerung [* 50] genossen wird. Dem letztern Umstande ist es zuzuschreiben, daß Erkrankungen an Trichinose nördlich vom Main im Verhältnis zur Einwohnerzahl viel häufiger vorkommen als südlich von diesem Flusse.
Die Verbreitung der übrigen Gruppen der wilden Land- und Süßwassertiere in Deutschland hat wenig allgemeines Interesse, mehr die des Großviehs. Die Rinderzucht wird am stärksten in Schlesien im südwestl. Teil des Kreises Neisse betrieben (7-8000 Stück auf eine geogr. Quadratmeile), dann folgt (durchschnittlich über 3200 Stück auf die geogr. Quadratmeile) das Gebiet zwischen Donau und Inn südöstlich von Straubing, [* 51] der mittlere Teil von Schwaben vom Allgäu bis in die Ulmer Gegend um Gmünd, [* 52] Heilbronn, [* 53] Ludwigsburg, [* 54] Eßlingen [* 55] bis Tübingen, [* 56] um Eupen [* 57] im Rheinland, an der Wesermündung und um Wesselburen in Schleswig-Holstein. [* 58] Die schwächste Rindviehzucht (bis 800 auf die geogr. Quadratmeile) findet auf dem Harz, in der Lüneburger [* 59] Heide, in der Mark und in Pommern statt.
Schafzucht ist am stärksten (über 7000 Stück auf die geogr. Quadratmeile) entwickelt in der Gegen nördlich vom Harz um Liebenburg, auf Rügen, um Greifswald, [* 60] Prenzlau, [* 61] östlich einer Linie von Kolberg [* 62] bis Stargard [* 63] bis zu einer Linie von Köslin [* 64] bis Arnswalde, um Wongrowitz und Wreschen in Posen [* 65] und um Strehlen [* 66] in Schlesien. Die wenigsten Schafe [* 67] (bis 1000 Stück auf die geogr. Quadratmeile) zieht man im Rheinland, Elsaß-Lothringen, [* 68] in der Pfalz, Baden, [* 69] Schwaben, Oberfranken und Schleswig-Holstein.
Die stärkste Schweinezucht (bis 1600 Stück auf die geogr. Quadratmeile) hat die goldene Aue, die Gegend östlich von Weimar [* 70] und Bernburg, [* 71] um Halle, Altenburg, [* 72] Merseburg, [* 73] die Amtshauptmannnschaft Leipzig [* 74] und der nordwestl. Teil der Amtshauptmannschaft Dresden, [* 75] ferner Elsaß in dem Landstrich zwischen Mosel und Saar, die Gegen zwischen Krefeld, [* 76] Geldern und Wesel, [* 77] zwischen Magdeburg und Halberstadt [* 78] und einige Striche im Großherzogtum Baden (um Heidelberg, [* 79] Karlsruhe [* 80] und Offenburg). [* 81] Die wenigsten Schweine [* 82] (bis 400 Stück auf die Quadratmeile) zieht man im Allgäu und Oberbayern, in Schlesien, Ostfriesland, in Pommern um Bütow und Konitz, [* 83] in Ostpreußen zwischen Soldau und Lyck [* 84] und in Schleswig. [* 85]
Die Pferdezucht [* 86] ist am blühendsten (über 7000 Stück auf die geogr. Quadratmeile) um Straßburg, [* 87] Metz, Dortmund, [* 88] Bremen, [* 89] an der Elbmündung, südöstlich von Freising [* 90] in Bayern, [* 91] im Weichseldelta, bei Königsberg, [* 92] Tilsit, [* 93] Rössel und Melkehmen in Ostpreußen. Die wenigsten Pferde [* 94] (unter 1000 Stück auf die geogr. Meile) zieht man in der Gegend der Eifel, des Westerwaldes, in der Lüneburger Heide, im südl. Thüringen, in der Gegend des Spessart und der Rhön und im größten Teil von Oberfranken.
Die Fauna der beiden deutschen Meere ist sehr verschieden, die der Ostsee in ihren einzelnen Teilen gleichfalls, hier findet eine allmähliche Abnahme von Westen nach Osten zu statt. Die in der deutschen Ost- und Nordsee vorkommenden Waltiere sind wohl alle teils Irrgäste teils regelmäßige Besucher, es ist aber unwahrscheinlich, daß irgend eine Art hier heckt. Der gemeine Seehund ist in der Nordsee und namentlich in der Ostsee sehr häufig, und thut in der letzteren den Fischern beträchtlichen Schaden.
Auch die Kegelrobbe (Halichoerus grypus Nilss.) findet sich in beiden. Fische [* 95] finden sich in der Nordsee (um Helgoland) [* 96] 70 Arten, davon sind 20 als Gäste zu betrachten, unter ihnen sehr selten der bunte Lippfisch (Labrus mixtus Kroyer), der Heringskönig (Zeus [* 97] faber L.), der Thunfisch und der Seebarsch. Seltenere Standfische sind 22 Arten, unter ihnen der gemeine Knurrhahn oder die Seeschwalbe, der Hornhecht, der Froschdorsch (Raniceps ranius L.), der wundervolle Leierfisch (Callionymus lyra L.).
Häufige Standfische sind 28 Arten, darunter der Seehase, der Dorsch, der gemeine Schellfisch, der Wittling (Gadus merlangus L.), der ungeheuer häufige, als Fischköder benutzte kleine Sandaal, der Steinbutt, der Glattbutt, die gemeine Scholle, die Kliesche, die gemeine Seezunge, das Lanzettfischchen. In der westl. Ostsee kommen 69 Fischarten vor, aber 35 davon, also mehr als die Hälfte, sind bloß Gäste. Gemeinsam der Fischfauna Helgolands und der westl. Ostsee sind 14 Arten, darunter der Heringskönig, der Leierfisch, das Lanzettfischchen u.s.w.
Nur in der westl. Ostsee treten 19 Arten auf, aber es sind meist nur Irrgäste, die zufällig in die Ostsee geraten sind und ebenso gut auch einmal bei Helgoland könnten gefangen werden, so der Schwertfisch, die Brachsenmakrele (Brama Rayi Bloch,), der Mondfisch u. a. m. Doch finden sich in der That in der Ostsee ein Paar Standfische, die der Nordsee durchaus zu fehlen scheinen. Es sind das arktische Fische, die vielleicht entlang der skandinav. Westküste, durch das Kattegatt, die Belte oder den Sund von Norden her eingewandert sind, vielleicht aber auch auf einen uralten unmittelbaren Zusammenhang der Ostsee mit dem Weißen Meer hindeuten.
Die deutsche Nordsee ist viel ärmer an solchen Fischen, die wie Heringe und Sprotten an der Oberfläche des Wassers leben. In der westl. Ostsee sind, abgesehen von den oberflächlichen und mittleren Schichten des freien Wassers, die flachen, pflanzenbewachsenen Küstenstriche am reichsten an Fischen, jenseits dieser Striche ist aber der Boden des Meeres sehr fischarm. Bei Helgoland liegt die Sache genau umgekehrt; hier sind die Grundfische bei weitem am zahlreichsten. Die letzte Ursache dafür ist, daß im Helgoländer Gebiet das Seewasser einen höheren Salzgehalt als in der westl. Ostsee hat, hierdurch können sich dort grundbewohnende, schalentragende Weichtiere weit besser entwickeln, die ihrerseits die Hauptnahrung zahlreicher Grundfische ausmachen.
In der mittleren Ostsee, an den preuß. Küsten wird die Fischfauna ärmer, da sich hier nur noch 24 maritime Standfische finden. In den Haffen tritt eine ¶
gemischte Fischfauna auf, indem sich hier neben Formen des Meeres auch solche des süßen Wassers einstellen. Bei Helgoland sind 117 lebende Weichtiere beobachtet worden, davon sind 46 Muscheln, [* 99] 2 Käferschnecken, 30 Vorderkiemer, 37 Hinterkiemer und 2 Kopffüßer. Bei Kiel [* 100] sind 62 Mollusken [* 101] aufgefunden, nämlich 23 Muscheln, 1 Käferschnecke, 17 Vorder- und 21 Hinterkiemer, aber keine Kopffüßer. Von den letztern wurde aber eine Art (jedenfalls versprengt) in der Travemünder Bucht beobachtet.
Austern finden sich nicht in der Ostsee. In der deutschen Nordsee liegen zunächst Bänke 4 Seemeilen ostsüdöstlich von Helgoland in einer durchschnittlichen Tiefe von 25 m. Ferner sind zahlreiche (45) Austernbänke [* 102] hinter den Nordfriesischen Inseln von Röm im Norden bis Südfall vor Husum [* 103] im Süden. Die Miesmuschel und die eßbare Herzmuschel sind im Wattenmeer weit häufiger als in Helgoland, erstere findet sich auch massenhaft in der westl. Ostsee, geht aber auch in die östliche, wobei sie an Größe immer mehr abnimmt. So messen die größten Exemplare aus der Kieler Bucht 9, aus dem Meer von Memel [* 104] bloß 5 cm. Der Hummer ist auch erst mit der Gewinnung Helgolands der deutschen Fauna einverleibt worden, da er sich weder in der südl. und östl. Nordsee noch in der Ostsee findet.
Der gemeine Taschenkrebs wird auch in der Nordsee angetroffen, wo er sehr gemein ist. Die gemeine Krabbe [* 105] (Carcinus moenas Penn.) ist auch in der westl. Hälfte der Ostsee keine Seltenheit. Im Wattenmeer findet sich massenhaft die Garneele (Crangon vulgaris Fabr.) sowie der kleine und der große Garnat (Palaemon serratus Penn. und squilla L.), von denen bloß der letztere auch in die Ostsee geht. Gleichfalls im Wattenmeer ist der Sandwurm oder Pier, ein wichtiges Tier als Angelköder, ungeheuer häufig. Von Stachelhäutern sind aus der deutschen Nordsee bekannt: 9 Arten Schlangensterne, 7 Arten Seesterne, [* 106] 9 Arten Seeigel und 4 Arten Seewalzen. Die ganze Tierklasse ist nur in den westlichen Teilen der Ostsee sehr spärlich vertreten durch einen Seeigel, einen oder zwei Schlangensterne und den großen roten Seestern (Astropecten rubens L.).
Von den verschiedenen Quallenarten der Nordsee findet sich hauptsächlich und sehr häufig eine, die gemeine Ohrenqualle, durch die ganze Ostsee.
Litteratur. Allgemeines: Leydig, Verbreitung der Tiere im Röhngebrige und Maintal u. s. w. (in den «Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins Rheinland und Westfalens», 38 Jahrg., oder 4. Folge, 8. Jahrg., Bonn [* 107] 1881);
Marshall, Tierverbreitung (in der «Anleitung zur deutschen Landes- und Volksforschung», Stuttg. 1889).
Wirbeltiere überhaupt: Brehms Tierleben (3. Aufl., Bd. 1-8, Lpz. 1890-92).
Säugetiere: Blasius, Naturgeschichte der Säugetiere Deutschlands (Braunschw. 1857).
Vögel: Naumann, Naturgeschichte der Vögel Deutschlands (Bd. 1-12, Lpz. 1820-44; Bd. 12, fortgesetzt von Blasius u.a. 1846-60; neue Ausg., hg von Hennicke, Gera [* 108] 1896 fg.);
Gloger, Vollständiges Handbuch der Naturgeschichte der Vögel Europas (Tl. 1, Bresl. 1834);
Borggreve, Die Vogelfauna von Norddeutschland (Berl. 1896);
Marshall, Deutschlands Vogelwelt im Wechsel der Zeiten (Hamb. 1886);
Gätke, Die Vogelwarte Helgoland (Braunschw. 1891).
Reptilien: Leydig, Die in Deutschland lebenden Saurier (Tüb. 1871).
Amphibien: Knauer, Naturgeschichte der Lurche [* 109] (Wien [* 110] 1878);
Leydig, Anure Batrachier der deutschen Fauna (Bonn 1878);
ders., Die Molche der württemb.
Fauna (Berl. 1868).
Fische: Th. von Siebold, Die Süßwasserfische von Mitteleuropa (Lpz. 1863);
Benecke, Fische, Fischerei [* 111] und Fischzucht in Ost- und Westpreußen (Königsb. 1881);
Heincke, die Fische (in Martins «Illustrierter Naturgeschichte der Tiere» (Bd. 2, Abteil. 1, Lpz. 1882);
Möbius und Heincke, Die Fische der Ostsee (Berl. 1883).
Gliederfüßer: A. und Aug. Speyer, [* 112] Die geogr. Verbreitung der Schmetterlinge [* 113] in Deutschland und der Schweiz [* 114] (2 Tle., Lpz. 1885); Erläuterungen Hofmann, die Isoporien der europ. Tagfalter (Jena [* 115] 1873); Naturgeschichte der Insekten Deutschlands. Käfer, begonnen von Erichson, fortgesetzt von Schaum, Kraatz, Kiesenwetter u. a. m. (Berlin, [* 116] von 1848 an);
Erichson, Die Käfer der Mark Brandenburg (Bd. 1, Abteil. 1 u. 2, ebd. 1837-39; Taschenberg, Die Hymenopteren Deutschlands (Leipzig 1866);
Meigen, Systematische Beschreibung europ. zweiflügeliger Insekten (7 Tle., Hamm [* 117] 1818-38);
Schiner, Fauna austriaca.
Die Fliegen [* 118] (2 Bde., Wien 1862-64): Latzel, Die Myriopoden der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (ebd. 1880-84);
Hahn [* 119] und Koch, Die Arachniden u. s. w. (Nürnb. 1831-49);
Ohlert, Preuß. Spinnen [* 120] (in den «Verhandlungen des Zoologisch-Botanischen Vereins, Wien», Bd. 4, 1854).
Weichtiere: Elessin, Deutsche [* 121] Exkursions-Mollusken-Fauna (2. Aufl., Nürnb. 1884-85);
H. A. Meyer und Möbius, Fauna der Kieler Bucht.
Bd, 1: Die Hinterkiemer. Bd. 2 Die Protobranchiea und Lamellibranchia (Lpz. 1865-72).
Eingeweidewürmer: Leuckart, Die Parasiten des Menschen (2. Aufl., Lpz. 1879 fg.).
Süßwassertiere überhaupt: Zacharias, Die Tier- und Pflanzenwelt des Süßwassers (Lpz. 1891).
Seetiere überhaupt: Die wirbellosen Tiere der Ostsee (von Möbius u. a. im «Jahresbericht der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere», Berl. 1873);
Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen, hg. von der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel und der Biologischen Anstalt auf Helgoland (von Heincke u. a., Kiel und Lpz. 1894 fg). ¶
vielfache Verbesserungen dieses Apparats vorgenommen worden, nur wurden noch verschiedene andere Instrumente zur Bestimmung der Temperatur, des spec. Gewichts der tiefern Wasserschichten sowie zur Heraufbeförderung von Grundproben und Organismen mit dem eigentlichen Lot verbunden. [* 122] Fig. 7 zeigt einen Wasserschöpfapparat mit Grundzange. Über und unter dem engen Cylinder, worauf das Thermometer [* 123] b befestigt ist, sind Platten p mit konischen Randflächen; soll Wasser in bestimmter Tiefe geschöpft werden, so fällt der obere aufgehängte cylindrische Mantel m über die Platten und schließt durch sein Gewicht den Raum um das Thermometer herum ab. Wird der Apparat schnell aufgeholt, so zeigt das Thermometer noch die Temperatur des geschöpften Wassers; dieses Schöpfwasser wird mit einem Ventil [* 124] abgezapft.
Die Auslösevorrichtung ist wie bei Brookes Lot, wenn auf dem Grunde Wasser geschöpft werden soll (wobei die Grundzange c gleichzeitig Grundproben greift); soll in andern Tiefen Wasser geschöpft werden, so läßt man über die Lotleine ein cylindrisches Gewicht hinunterfallen, das die Auslösevorrichtung a, die beiden Keile hinunterstößt und dadurch die Aufhängung des Mantels m löst. Buchanan und Sigsbee haben andere Wasserschöpfer erfunden, bei denen die Ventile eines Hohlcylinders in bestimmter Tiefe geschlossen werden.
[* 122] Fig. 3 zeigt die Gesamtanordnung eines Tieflotapparats. An der Nock der Unterrahe eines Kriegsschiffs hängt zunächst ein Accumulator, der die ruckweisen Stöße abschwächen soll, die das Schiff [* 125] bei bewegter See der Lotleine geben würde; etwa 20 Paar Kautschukbänder sind zwischen zwei Holzscheiben eingeschaltet. Am Accumulator hängt ein Block, über den die Lotleine geschoren wird; ein Knüppel mit zwei Brassen verhütet das Drehen des Blocks. An der Tieflotleine ist zunächst ein Meyerscher Wasserschöpfer und darunter ein Bailliesches Tieflot befestigt. Über dem Wasserschöpfer werden, während das Lot langsam gesenkt wird, noch mehrere Tiefseethermometer [* 122] (Fig. 6) befestigt.
Für je 1000 Faden [* 126] (2000 m) Lotleinenlänge belastet man das Lot mit 1 Ctr. Gewicht. Die Leine ist auf einer großen Rolle aufgewickelt, die 4000 Faden (8000 m) Leine aufnehmen kann. Von 25 zu 25 Faden (50 zu 50 m) sind die Leinen durch Bändsel markiert. Die Rolle hat eine Bremsvorrichtung, damit sie nicht schneller drehen kann, als die Leine ausläuft. Während des Lotens muß das Schiff unter Dampf [* 127] so manövrieren, daß die Leine stets senkrecht hängt. Während des Fallens wird genau die Zeit notiert, in welcher je 100 Faden auslaufen; wenn die Leine plötzlich nur noch langsam ausläuft, so ist der Grund erreicht.
Aus der Zahl der Umdrehungen der Trommel berechnet man die Länge der ausgelaufenen Leine, wobei verschiedene Korrektionen zu berücksichtigen sind. Die neuesten, von Sigsbee verbesserten Lotmaschinen benutzen statt der Hanfleinen besten Stahldraht. Aus einem wesentlich andern Princip beruht Thomsons Lotmaschine (Patentlot, [* 122] Fig. 4). Bei ihm wird durch den Druck, den die Wassersäule in einer bestimmten Tiefe ausübt, auf deren Höhe geschlossen. Die Messung des Druckes erfolgt durch die Verringerung eines gewissen Luftquantums, das in einer nur einseitig geöffneten Glasröhre eingeschlossen ist, in die beim Sinken des Apparates das Wasser um so weiter eindringt, je größer die erreichte Tiefe ist. Vermittelst einer durch Berührung mit Salzwasser ihre Farbe ändernden Schicht, mit der die Innenseite der Röhre belegt ist, läßt sich bestimmen, wie tief dasselbe eingedrungen war. Die Glasröhre wird an eine metallene Gewichtsstange befestigt, welche ihrerseits an einem dünnen Stahldraht in die Tiefe gelassen wird. Diese Lotmaschine ist die vorzüglichste und daher bei allen Marinen auch zum Loten auf mittlern Tiefen im Gebrauch.
Einige Tiefenzüge, welche man bisher auf den verschiedenen Expeditionen gelotet hat, sind in den Profilen [* 122] Fig. 8, 11 u. 12 graphisch veranschaulicht; doch ist dabei zu bedenken, daß Horizontal- und Vertikalmaßstab sehr verschieden sind, weil sonst die Erhebungen des Meeresbodens kaum bemerkbar sein würden. Zur Heraufbeförderung der Bodenproben und der dort lebenden Organismen in nicht sehr großen Tiefen werden die sog. Schleppnetze (s. d. und [* 122] Fig. 5) benutzt.
Für größere Tiefen ist man ausschließlich auf die Grundproben der Lotapparate angewiesen. Ein jetzt meist gebrauchtes Tiefseethermometer und die Art seines Gebrauchs zeigt [* 122] Fig. 6. Der Hals dieses von Negretti und Zamba (London) [* 128] erfundenen Thermometers ist eigentümlich gebogen, an einer Biegungsstelle verengt und dann wieder erweitert; diese Beschaffenheit giebt dem Thermometer die Eigenschaft, daß der Quecksilberfaden abreißt, sobald man das Thermometer auf den Kopf stellt (Umkehrthermometer).
Mit Hilfe einer Skala kann man bestimmen, welcher Temperatur die Länge des abgerissenen Fadens entspricht. Da das Quantum des abgerissenen Fadens zu gering ist, um bei später eintretender Temperaturänderung die Ablesung des Thermometers zu ändern, so zeigt also das Thermometer (wenn man die Länge des abgerissenen Fadens abliest) stets die Temperatur für den Ort und die Zeit des Umkippens an. Zum Schutz gegen den Wasserdruck in großen Tiefen ist das Thermometer in eine starke Glashülse eingeschmolzen.
Das Ende mit dem großen Quecksilbergefäß wird an der Lotleine befestigt, wie [* 122] Fig. 6 zeigt; beim Herablassen des Lotes (6a) hat das Thermometer die gewöhnliche Lage. Sobald es in der gewünschten Tiefe ankommt, hört die schnelle Abwärtsbewegung des Lotes auf; das Thermometer kippt um, sobald die Aufwärtsbewegung (6b) erfolgt, weil der Wasserwiderstand es herumdreht. Nun reißt der Faden ab. Auch das Six-Thermometer (s. Thermometrograph) [* 129] kann als Tiefseethermometer benutzt werden.
Beispiele für die durch die genannten Instrumente gefundene Verteilung der Temperatur zeigen die Profile [* 122] Fig. 8 u. 11. Ferner sei eine Temperaturreihe S. M. S. Gazelle angeführt, die im Stillen Ocean in 0° 5' südl. Br. und 132° 29' östl. L. beobachtet wurde, und zwar: an der Oberfläche 29,4°, in 100 Faden Tiefe 23°, in 200 17°, in 300 12°, in 400 9°, in 600 5,8°, in 1000 3,2°, in 1600 1,8°, in 2180 Faden (Grund) Tiefe 1,6° C. Die Wasserwärme nimmt also von der Oberfläche bis zum Boden der Oceane ab, und zwar meist dicht unter der Oberfläche schneller als in großen Tiefen. In etwa 1000 m Tiefe ist +4° C. die durchschnittliche Temperatur, von da nimmt sie nur noch langsam ab. Außerhalb der Polargebiete schwankt die Bodentemperatur in den großen Tiefen von mehr als 5000 m zwischen +2° und 0°, in den Polargebieten selbst findet man Bodentemperaturen bis zu -3°. Die Schwankung zwischen den verschiedenen Bodentemperaturen des Tiefseewassers ist also etwa sechsmal kleiner als die ¶