Titel
Tiedemann
,
1) Dietrich, philosoph. Schriftsteller, geb. zu Bremervörde bei Bremen, [* 2] 1776 Lehrer am Carolinum zu Kassel, [* 3] 1786 Professor der Philosophie an der Universität Marburg, [* 4] wo er starb. Er war ein Gegner der Kantschen Philosophie und schrieb unter anderm ein »System der stoischen Philosophie« (Leipz. 1776, 3 Bde.) und in skeptischer Haltung eine Geschichte der Philosophie unter dem Titel: »Geist der spekulativen Philosophie« (Marb. 1791-96, 6 Bde.).
2)
Friedrich,
Mediziner, geb. zu
Kassel, studierte seit 1798 in
Marburg,
Würzburg
[* 5] und
Paris
[* 6] und ward 1806
Professor
der
Anatomie und
Zoologie zu
Landshut.
[* 7] Seine
»Anatomie des Fischherzens« (Landsh. 1809) und seine Untersuchung des
Baues der
Strahltiere
gehörten wie die
»Anatomie der kopflosen
Mißgeburten« (das. 1813) und die
»Anatomie der Bildungsgeschichte
des
Gehirns« (Nürnb. 1816) zu den bedeutendsten Leistungen jener Zeit. 1816 ging Tiedemann
als
Professor der
Anatomie und
Physiologie nach
Heidelberg,
[* 8] wo er eine anatomische und zoologische Sammlung anlegte. 1849 zog er
sich vom Lehramt zurück und lebte dann in
Frankfurt
[* 9] und
München,
[* 10] wo er starb. Er schrieb noch:
»Zoologie« (Landsh. u. Heidelb.
1808-14, 3 Bde.);
»Die Verdauung nach Versuchen« (gemeinschaftlich mit Gmelin, Heidelb. 1826-27, 2 Bde.);
»Physiologie des Menschen« (Bd. 1 und 3, Darmst. 1830 und 1836);
»Das Hirn des Negers, mit dem des Europäers verglichen« (Heidelb. 1837);
»Von den Duverneyschen und Bartholinischen Drüsen des Weibes« (das. 1840);
»Von der Verengung und Schließung der Pulsadern in Krankheiten« (das. 1843);
»Von lebenden Würmern und Insekten [* 11] in den Geruchsorganen des Menschen« (Mannh. 1844);
»Geschichte des Tabaks« (Frankf. 1854).
Mit Reinhold und Treviranus gab er die »Zeitschrift für Physiologie« heraus, von welcher 5 Bände (Darmst. 1825-32) erschienen sind.