Thon
(Pelit), in seinen reinsten
Varietäten
(Kaolin,
Porzellanerde, s. d.) ein wasserhaltiges Aluminiumsilikat
von bestimmter
Zusammensetzung, die lokal aufgehäuften Zersetzungsprodukte feldspathaltiger oder glimmerreicher
Gesteine
[* 2] darstellend.
In trocknem Zustand sind die Thone
fein- oder groberdig, zerreiblich, an der
Zunge klebend und beim Anhauchen von eigentümlichem
Geruch (Thon
geruch). Nach dem
Gefühl beim Angreifen spricht man von fetten und magern Thonen
, die letztern
sind die unreinern.
Haben die Thone
Wasser eingesogen
(und sie können bis 70 Proz. aufnehmen), so werden sie in verschiedenem
Grad geschmeidig und
plastisch. Auch
Fetten,
Ölen und Salzlösungen gegenüber besitzen die Thone
eine starke Absorptionskraft. Das aufgenommene
Wasser entweicht beim Erwärmen, wobei die Thone
stark schwinden und bersten (die magern Thone
weniger
als die fetten); beim
Glühen werden sie hart, klingend, verlieren ihre
Plastizität und verglasen und schmelzen je nach der
Natur der Beimengungen bei verschieden hoher
Temperatur.
Reiner
Kaolin ist nicht schmelzbar, sondern sintert nur bei sehr hoher
Temperatur zusammen; von den Verunreinigungen des
Kaolins
scheint besonders
Magnesia die Feuerbeständigkeit abzuschwächen, weniger
Kalk, noch weniger
Eisenoxyd
und
Kali. Selten sind die Thone
rein weiß, gewöhnlich grau, bräunlich, rötlich, grünlich, bläulich, bunt gestreift,
geädert oder geflammt.
Spezifisches Gewicht
[* 3] des bei 100° getrockneten Thons
2,44-2,47.
Chemisch sind die Thone
als unreine
Kaoline (vgl.
Porzellanerde) aufzufassen, als vermittelnde Verwitterungsstadien zwischen
den
Feldspaten (sowie einigen andern
Silikaten) und diesen, gewöhnlich gemengt mit den sonstigen Zersetzungsprodukten
der betreffenden
Gesteine. Sie enthalten außer reinem Aluminiumsilikat am häufigsten kohlensauren
Kalk,
Magnesia,
Eisenoxydul,
Quarzsand, Glimmerschüppchen,
Eisenoxyd,
Eisenhydroxyd, kohlige
Substanzen, seltener
Eisenkies,
[* 4]
Gips,
[* 5]
Schwefel,
Knollen
[* 6] von thonigem
Sphärosiderit, kalkigen
Mergeln etc. Als
Beispiel der chemischen Zusammenhang mögen folgende
Analysen dienen:
1. | 2. | 3. | 4. | 5. | |
---|---|---|---|---|---|
Kieselsäureanhydrid | 46.50 | 62.54 | 68.28 | 75.44 | 52.87 |
Thonerde | 39.56 | 14.62 | 20.00 | 17.09 | 15.65 |
Eisenoxyd und -Oxydul | - | 7.65 | 1.78 | 1.13 | 12.81 |
Kalk | - | - | 0.61 | 0.48 | - |
Magnesia | - | - | 0.52 | 0.31 | 2.65 |
Kali | - | - | 2.35 | 0.52 | 1.33 |
Wasser | 13.94 | 14.75 | 6.39 | 4.71 | 14.73 |
Zusammen: | 100.00 | 99.56 | 99.93 | 99.68 | 100.04 |
¶
mehr
Zum Vergleich sind unter 1) die berechneten Werte der Kaolinformel vorausgeschickt;
2) Thon
von Pöchlarn in Österreich;
[* 8]
3) Thon
von Grenzhausen in Nassau;
4) Thon
von Bendorf bei Koblenz;
[* 9]
5) roter Thon
von Norfolk in England.
An Varietäten unterscheidet man: eisenschüssigen Thon
, gelb oder rotbraun, je nachdem Eisenhydroxyd oder Eisenoxyd
das färbende Prinzip ist;
glimmerigen Thon
, mit zahlreichen, oft lagenweise angeordneten Glimmerblättchen gemengt;
Töpferthon, zäh und sehr plastisch, feinen Quarzsand führend;
Pfeifenthon, sehr reiner, kaolinartiger Thon;
bituminösen Thon
mit hohem
Gehalt an organischen Stoffen, welche beim Glühen unter Bleichung des Thons
zerstört werden;
Salzthon (Hallerde), mit Steinsalz und Calciumsulfat (Anhydrit oder Gips) innig gemengt;
Alaunthon
(Vitriolthon, Alaunerde), Gemenge von Thon mit
Eisenkies, gewöhnlich in mikroskopischen Teilchen, welche bei der natürlichen oder künstlich unterstützten Verwitterung
Schwefelsäure
[* 10] bilden und auf die im T. enthaltenen Kalium- und Aluminiumsilikate zersetzend einwirken (vgl. Alaunerde, Schwefelkies);
Septarienthon s. Septarien), ein an mergeligen Nieren reifer Thon. Feuerfeste
[* 11] Thone
schmelzen erst bei sehr
hoher Temperatur, eine Eigenschaft, die auf der Abwesenheit oder dem geringen Gehalt an Kalium-, Magnesium-, Eisen- und Manganverbindungen
beruht.
Einen durch Quarz, Kalk und Eisen
[* 12] stark verunreinigten Thon stellt der Lehm (s. d.) dar. Thon mit der Neigung zu Schieferung
nennt man Letten, bei stärkerm Hervortreten der Parallelstruktur Lettenschiefer. Ebenfalls den Thonen
beizuzählen ist die Walkerde (Walkererde), die eine grünlichgraue bis olivengrüne Masse bildet, nur wenig an der Zunge haftet,
im Wasser zerfällt, aber sehr begierig Öle
[* 13] und Fette einsaugt; chemisch scheint sie durch einen konstanten Gehalt an Magnesia
charakterisiert zu sein.
Porzellanjaspis (Porzellanit) und Basaltjaspis sind durch natürliche Prozesse (Kohlenbrände, vulkanische
Eruptionen) gebrannte Thone.
Sonstige Unterscheidungen beziehen sich auf die geologische Formation, in welcher sie vorkommen,
so z. B. Tegel (ein Tertiärthon), Wälderthon (aus dem Weald), Oxfordthon (zum Jurasystem gehörig) u. a. Im allgemeinen sind
die Thone in den mittlern und jüngern Formationen entwickelt und werden in den ältern durch Schieferthone
und Thonschiefer vertreten.
Ganz fremd sind sie aber selbst den ältesten Gesteinsschichten nicht, wie z. B. in Rußland sowohl im Silur als in der Steinkohlenformation Thone vorkommen. Die Thone bilden bald mächtigere Schichten, bald dünne Lagen oder Spaltenausfüllungen (Lettenklüfte) zwischen andern Gesteinen, namentlich Kalken und Sandsteinen. Bisweilen findet man sie auf primärer Lagerstätte als Hülle um diejenigen Silikatgesteine, aus denen sie entstanden sind. Sie führen häufig Versteinerungen, und dann gewöhnlich in besonders schönem Erhaltungszustand.
Bekanntere Thonlager sind die von Großalmerode in Kurhessen, Passau, [* 14] Stourbridge in England, Höganäs in Schweden [* 15] für feuerfeste Thone; Köln, [* 16] Lüttich, [* 17] Namur [* 18] für Pfeifenthone; Bunzlau, [* 19] Hildburghausen, [* 20] Klingenberg am Main, Koblenz u. v. a. O. für Töpferthone. Thone dienen zu Fayence, [* 21] Steingut, Topfwaren, Thonpfeifen, Schmelztiegeln, Gußformen, [* 22] zum Modellieren, zum Walken des Tuchs, als Dungmaterial (namentlich Salzthon); unreinere Varietäten und Lehm zu Backsteinen und Ziegeln, als Baumaterial, zum Ausschlagen (Dichten) von Wasserkanälen etc. Über die wichtige Rolle, welche der im Boden spielt, s. Boden. Endlich sind thonige Schichten im Innern der Erde die wichtigsten Wassersammler, welche als sperrende Schichten die versinkenden Wasser der durchlassenden Gesteine auf ihrer Grenzfläche auffangen und bei entsprechender Lagerung der Schichten Quellenbildung veranlassen. Durch diese wassersperrende Kraft [* 23] schützen umgebende Thonschichten die Steinsalzlager vor der Auslaugung.