(ital., »Zeit«),
Zeitmaß, die Bestimmung, welche im einzelnen
Fall die absolute Geltung der Notenwerte regelt.
Vor dem 17. Jahrh. waren die
Mittel, ein verschiedenes Tempo
zu fordern, sehr beschränkt; die
Noten hatten
aber damals eine ziemlich bestimmte mittlere Geltung, den
»integer valor« (s. d.), der sich aber doch im
Lauf der
Jahrhunderte
sehr verschob, so daß man heute bei
Übertragungen von Musikwerken des 16. Jahrh. die
Werte wenigstens
auf die Hälfte, bei denen des 14.-15. Jahrh. auf den vierten Teil und bei noch ältern auf
den achten Teil reduzieren muß, wenn man ein ungefähr richtiges
Bild gewinnen will. Um 1600 kamen die noch heute üblichen
Bestimmungen
Allegro,
Adagio,
Andante auf, denen sich bald
Presto und die Unterarten:
Allegretto,
Andantino,
Prestissimo zugesellten. Da sich im
Gebrauch dieser Bezeichnungen vielfach
Willkür einschlich, so sann man gegen das Ende
des 18. Jahrh. auf feste, unwandelbare Bestimmungen und gelangte zur
Erfindung des
Taktmessers (s. d.). Vielfach sind heute
auch Tempo
bezeichnungen beliebt, die auf Tonstücke von bestimmtem
Charakter der
Bewegungsart
hinweisen, so Tempo
di
marcia (Marschtempo
=
Andante), Tempo
di minuetto (Menuetttempo, etwa =
Allegretto), Tempo
di valsa (Walzertempo =
Allegro moderato)
u. s. f. Über die kleinen Modifikationen des Tempo
, welche der musikalische
Ausdruck bedingt (agogische
Schattierungen), s.
Agoge.
(ital.) oder Zeitmaß, in der Musik die Angabe der Geschwindigkeit, in der ein Tonstück vorgetragen werden soll.
Gewöhnlich unterscheidet man fünf Hauptgrade des Tempo:
Largo, Adagio, Andante, Allegro und Presto. Dazu kommen in der langsamen
Bewegung: Lento, Grave und Largetto, in der mittlern: Andantino, Moderato, Alegretto u. s. w., und in der geschwinden: Vivace
und Prestissimo. Diese Bezeichnungen passen aber vielfach nicht auf die ältern Werke; bei Händel z. B. bezeichnet Largo
dem Notenwerte nach ein schnelleres Tempo
als Adagio.
Für einen richtigen Vortrag ist es daher wesentlich, die abweichenden Bezeichnungen und den Stil der
verschiedenen Zeiten zu kennen. Soll der Grad der Langsamkeit oder Geschwindigkeit noch vermehrt oder vermindert werden, so bezeichnet
man dies durch Zusätze. Der Ausdruck tempo
rubato, der angiebt, daß der einen Note an Zeit zugelegt wird, was der andern
genommen ist, bezieht sich nicht auf das Zeitmaß, sondern auf den Takt und die Taktteile (s. Rubato).
Über Giusto tempo s. d; über Istesso tempo
s. Istesso.
Oft wird das herrschende Zeitmaß unterbrochen durch Verzögern (rallentando oder ritardando) oder durch Beschleunigung (accelerando,
stringendo oder più stretto), oder es wird dem Vortragenden überlassen, eine Stelle im losern Zeitmaße
vorzutragen (a piacere), in welchem Falle sich oft die Begleitenden nach ihm richten sollen (colla parte); soll das strengere
oder frühere Zeitmaß wieder eintreten, so wird dies durch a tempo
oder tempo primo angegeben. Ein ganz freies, wechselndes
Tempo
herrscht im Recitativ (s. d.). Zur feststehenden Bestimmung des
Tempo
eines Tonstücks dient der Taktmesser (s. d.).
Das Wort Tempo
gebraucht man auch für das Maß der Geschwindigkeit bei Bewegungen von Truppen (s. Marsch und Schritt) und Pferden
(s. Gänge) sowie beim Feuern (s. Feuerart).