1) (le Temple, spr. tangpl) ehemals Ordenshaus der
Tempelherren in
Paris,
[* 3] in der Revolutionszeit Staatsgefängnis,
in welchem auch
Ludwig XVI. und seine
Familie im
Winter 1792/93 bis zur
Hinrichtung(21. Jan.) gefangen gehalten wurde. Unter
Napoleon
III. ward der Temple abgebrochen und an dessen
Stelle ein 7500 qm großes
Square mit Trödlerhallen anlegt.
(frz., le Temple, spr. tangpl), ehedem ein großer
Gebäudekomplex (Kirche, Turm und
[* 11] Schloß) zu Paris, der als Kerker Ludwigs XVI. (s. d.) und seiner Familie
bekannt geworden ist. Das Gebäude war ursprünglich (seit 1212) das Ordenshaus der Tempelritter. Als sich Philipp der Schöne 1312 der
Ordensgüter bemächtigte, richtete er den Temple als Wohnhaus
[* 12] ein, überließ ihn jedoch nach der Vernichtung des Ordens den Johanniterrittern.
In der Revolution verwandelte man den Turm, als Ersatz für die Bastille, in ein Staatsgefängnis. Dieses
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wurde 1811, der Rest unter Napoleon III. abgetragen und an dessen Stelle ein schöner Square mit großer Halle
[* 14] für Trödelmarkt
eingerichtet.
(spr. templ), Richard Grenville, Graf von, engl. Staatsmann, geb. erbte den Grafentitel 1752 von
seiner Mutter Hester (s. Grenville), trat 1734 ins Unterhaus und schloß sich eng an seinen Schwager Pitt
(s. Chatham) an, mit dem er 1756-57 dem Ministerium des Herzogs von Devonshire und 1757-61 dem des Herzogs von Newcastle
[* 15] angehörte,
und mit dem er 1761 zurücktrat. 1763 wurde Temple wegen seiner Verbindung mit Wilkes (s. d.) seiner Stelle als Lordlieutenant
von Buckinghamshire enthoben.
Als Pitt nach Grenvilles Sturz 1765 mit der Bildung eines Ministeriums beauftragt war, versagte Temple seinen Beitritt und bewog
Pitt zur Rückgabe des Auftrags. Bald kam es vornehmlich wegen der amerik. Kolonien zu einer Spannung zwischen den Schwägern,
in der Temple zu seinem BruderGeorge Grenville (s. d.) hielt. 1766 bildete Pitt sein
neues Ministerium ohne Temple. Dieser eröffnete eine giftige Polemik gegen ihn, jedoch erfolgte 1769 die Versöhnung. Temple nahm
noch bis zuletzt am polit. Leben teil und starb kinderlos Die Grafenwürde ging über auf seinen Neffen George
Grenville, zweiten Grafen von Temple, der 1784 zum Marquis von Buckingham (s. d.) erhoben wurde.
Karl ernannte ihn darauf zum Gesandten bei den Generalstaaten. Seit 1669, während der Herrschaft
des Cabalministeriums (s. d.), lebte Temple auf seinem Gute Sheen bei
Richmond und schrieb dort seine «Observations on the United Provinces of the Netherlands» und einen Teil seiner «Essays». 1672 berief
ihn Karl wieder ins Amt, 1674-79 weilte er als Gesandter im Haag, schloß den Frieden mit den Niederlanden
ab und leitete die Vorverhandlungen für die Ehe des Prinzen Wilhelm von Oranien mit Karls ältester Nichte Maria. Temple gehörte
zu den vertrautesten Räten der Krone, legte aber nach der Parlamentsauflösung vom sein Amt nieder und lebte bis
zu seinem Tod auf Sheen. Seine «Works» erschienen
London 1750 (2 Bde.) und 1814 (4 Bde.).
Swift gab seine «Memoirs» (2 Bde.,
Lond. 1709) und «Letters» (2 Bde.,
1700) heraus. -
Vgl. Courtenay, Memoirs of the life, works and correspondence of Sir Wi11iam Temple (2 Bde., Lond.
1836);