(ital.), eigentlich jede
Flüssigkeit, mit welcher der
Maler die trocknen
Farben vermischt, um sie mittels des
Pinsels auftragen zu können; dann insbesondere eine im
Mittelalter gebräuchliche Art der
Malerei (Temperamalerei), wobei die
Farben mit verdünntem
Eigelb und
Leim von gekochten Pergamentschnitzeln vermischt wurden (peinture en détrempe). Seit
Cimabue verdrängte die Tempera in
Italien
[* 3] die altbyzantinische
Manier. In
Deutschland
[* 4] malte man mit einer verwandten
Technik, bis die von den van
Eycks verbesserte
Ölmalerei dieselbe im
Lauf des 15. Jahrh. verdrängte. In
Italien hielt sich die
Tempera teilweise bis um 1500, wo die
Ölmalerei auch hier vollkommen durchdrang.
(ital.), die vor Erfindung der Ölmalerei (bis gegen Ende des 15. Jahrh.) für Staffeleibilder und auch
noch jetzt besonders in der Dekorationsmalerei angewandte Maltechnik. BaronAlfons von Pereira hat erkannt, daß die alten
Meister, wenn sie Ölfarben gebrauchten, beinahe ohne Ausnahme mit Tempera untermalt und zu diesem Zwecke ihre Farben nur mit dünnem
Leim und Honig angesetzt und erst beim Malen das für die jeweiligen Zwecke passende Malmittel (Leim, Gummi,
Eigelb oder Feigenmilch) frisch beigemischt haben.
Zum Vollenden des Bildes nahmen sie zuweilen noch Harz- oder Ölfarben. Nachdem es ihm gelungen, die Farben, Malmittel und Leinwanden
in der richtigen, den Vorschriften der ältern Meister entsprechenden Weise herzustellen, hat er die Temperatechnik in ein
neues System gebracht. Das Farbenmaterial für die Temperamalerei besteht nach ihm aus Temperafarben (feinste,
geschlämmte Erd- und Mineralfarben) und Majolikafarben (so benannt, weil sie mit einem Teil Majolikaerde gemischt sind).
Diese beiden Farben werden mit klarem Honig oder Leimwasser angerieben und mit klaren Malmitteln, wie Hausenblasenlösung oder
Schnitzelleim oder wässeriger Lösung von Gummiharzen, verwendet; sie dienen sowohl zur Untermalung als
zur Fertigstellung des Bildes, während die Harzfarben zur Übermalung und Vollendung von Temperabildern benutzt werden. Ein
derart a tempera gemaltes Bild besitzt ungefirnißt den feinen Zauber des Pastells und erhält gefirnißt, da die Temperafarbe
den Firnis vollständig aufsaugt und bis auf den Grund eindringen läßt, die größte Leuchtkraft und
Transparenz. Die Farben, Malmittel,
Leinwanden u. s. w. werden hergestellt von J. G. Müller in Stuttgart.
[* 5] 1894 wurde von Schlichtegroll
in Berlin
[* 6] eine Malschule für das Pereirasche Malverfahren eingerichtet. –
Vgl. A. von Pereira, Leitfaden für die Temperamalerei
(2. Aufl., Stuttg. 1893).