Thunerallmend
(Kt. Bern, Amtsbez. Thun). 565-575 m. Grosse Ebene westl. Thun auf dem linken Aareufer. Bildet ein landfest gewordenes einstiges Delta der Kander und war von dieser bis zum Jahr 1714 in der Richtung nach N. durchflossen. Ursprünglich reichte die Ebene nur bis zum Wald des sog. Kandergrien, der sich dem Laufe des Flusses entlang zog. Seit aber vor mehrere Jahrzehnten der mittlere Teil dieses Waldes abgeholzt und die auf dem linken Ufer der Kander sich ausdehnende Thierachernallmend mit derjenigen von Thun vereinigt wurde, erstreckt sie sich bis an den Moränenwall der Mühlematt. Ihre Länge beträgt von der Kaserne Thun bis zu den Scheiben südl. der Mühlematt 3,5 km, ihre Breite ¶
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vom Eisenbahndamm unweit der ehemaligen Mündung der Kander bis Allmendingen 2,75 km. Auf der sog. Kleinen Allmend zwischen der Aare und der Poststrasse Thun-Zollhaus stehen die Gebäulichkeiten der eidgenössischen Werkstätten, sowie die Häusergruppen Bei der Waldegg, Beim Zollhaus und Rossweide, wo die Eisenbahnlinien Bern-Belp-Thun und Bern-Münsingen-Thun sich miteinander vereinigen. In der Nähe führt eine Fähre über die Aare nach dem Bahnhof Steffisburg.
Denkstein zur Erinnerung an die in Thun verstorbenen internierten Franzosen von 1871. Die sog. Grosse Allmend südl. der Allmendstrasse dient als Schiessplatz des Artilleriewaffenplatzes Thun. Die Ziele befinden sich etwa 3 km vom gewöhnlichen Standort der Geschütze entfernt auf dem linken Ufer des die Allmend an ihrem Ende durchquerenden Glütschbaches am Abhang der Mühlematt. In deren Nähe ein Beobachtungsturm. Anfang und Ende des Schiessens wird durch Aufziehen und Herablassen eines weithin sichtbaren Fesselballons angezeigt.
Prächtige Aussicht auf die Stockhornkette und die Hochalpen. Standort mehrerer Alpenpflanzen, namentlich längs dem Wald, welcher den einstigen Lauf der Kander bezeichnet und die Allmend nach NW. begrenzt. Wenn nicht geschossen wird und des Nachts wird die Allmend von Ende Mai bis September mit Jungvieh bezogen. Sonntags wird sie häufig zu Schiessübungen der Schützengesellschaften aus den umliegenden Ortschaften benutzt. Beim Zollhaus befindet sich der Schiessplatz der Schützenvereine von Thun. Von Zeit zu Zeit finden auf dieser hiezu vorzüglich geeigneten Ebene Pferderennen statt.
1824 und 1825 wurde auf der Allmend beim Dorfe Allmendingen eine römische Niederlassung entdeckt. Die hauptsächlichsten Funde waren 1200 Münzen, Gebäudefundamente, Torsen von Statuen und Basreliefs, Opferbeile und eine treffliche weibliche Büste von guter Erhaltung. Beim Beginn der Allmend gegen die Stadt hin befand sich das ehemalige Hochgericht. Als Eigentum der Stadt Thun wurde die 1200 Jucharten umfassende Ebene schon früh zur Viehweide benutzt und von Anfangs Mai an von etwa 700 Stück Vieh befahren.
Allerdings wurde sie bei Hochwasser öfters von der Kander überschwemmt und bildete jeweilen einen grossen See. Die Ableitung der Kander im Jahr 1714 legte ihr ehemaliges Bett, das sich quer über die Allmend zog, trocken und hob die Ertragsfähigkeit des ausgedehnten Weidelandes. 1692 versuchte man in Thun die Einführung der Seidenindustrie und pflanzte auf der Allmend eine grosse Zahl von Maulbeerbäumen, die aber nicht gediehen. Ende des 17. Jahrhunderts fanden auf ihr wiederholt grosse Volksschauspiele statt. 1788 mass hier der Mathematiker Tralles eine Grundlinie von 6464 Fuss Länge, um auf sie die Dreiecke zu seinen geodätischen Arbeiten über die Höhen der Gebirge zu messen. 1807 wurde die den Verkehr Thuns mit den Gemeinden des linken Aareufers und dem Gürbethal vermittelnde Allmendstrasse neu angelegt und mit Bäumen bepflanzt.
Schon früh hat man diese Ebene als Schauplatz für militärische Uebungen gewählt. Uebungslager bernischer Truppen fanden auf ihr u. a. statt in den Jahren 1668, 1682, 1741 und 1760, das letztgenannte unter der Leitung des Generals Lentulus. 1798 fand hier auch eine grosse Revue französischer Truppen unter General Schauenburg statt. 1817 wurde eine Zentralschule für Offiziere der Artillerie und des Genie in Thun gegründet. Seit 1820 hielt man auf der Allmend die eidgenössischen Uebungslager ab, als deren Leiter sich namentlich der spätere General Dufour auszeichnete. 1834 nahm der spätere Kaiser Napoleon III. als eidg.
Artilleriehauptmann an diesen Uebungen teil. 1849 wurde die Allmend um die Summe von 200000 Fr. von der Gemeinde Thun käuflich an die Eidgenossenschaft abgetreten, um als Schiessplatz zu dienen. Dieser reichte aber nur bis zum Wald des Kandergrien, so dass mit der Verlängerung der Flugbahn, die sich infolge der Verbesserungen der Geschütze steigerte, ein grösseres Schiessfeld gewonnen und zu diesem Zweck der mittlere Teil des Kandergrien abgeholzt werden musste.
Trotzdem erweist sich der Raum als zu klein, und da Geschosse oder Sprengstücke fortwährend das hinter den Zielen gelegene Gelände bestrichen, musste die Strasse Thierachern-Amsoldingen durch eine 700 m lange Mauer geschützt und nach und nach das Terrain bis über den Uebischisee hinaus von der Eidgenossenschaft angekauft werden. Eine abermalige Erweiterung des Schiessplatzes ist in Aussicht genommen. Die 505 ha messende Liegenschaft der Thuner Allmend wird durch die in Thierachern befindliche eidgenössische Liegenschaftsverwaltung bewirtschaftet.