Insel in der Nordsee, zum Kreis Tondern der preuß. Provinz
Schleswig-Holstein gehörig, 12-22 km von der schlesischen Küste entfernt, ist von N. nach
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Süden 36 km lang, 1-14 km breit und zählt 3410 Einw. Der nördliche Teil der Insel heißt List, die südliche Halbinsel Hörnum.
In der Mitte ragt gegen SO. in das Wattenmeer (»Haff«) eine breite Halbinsel hinein, deren äußerste Spitze Nösse heißt. Sandklittern
oder Dünen erfüllen die südliche Halbinsel, ebenso die nördliche Hälfte der nördlichen Halbinsel,
während der mittlere Hauptteil, auf der Tertiärformation aufgebaut (Morsumkliff am Wattenmeer, Rotes Kliff an der Seeseite),
Geest- und Marschland enthält, von denen das letztere sich durch Absetzung von Schlamm in das Wattenmeer hinein beständig
vergrößert, während auf der Seeseite Stürme und die Wellen der Nordsee der Insel ebenso stetig Abbruch
thun, so daß die teilweise bis 30 m hohen Sandberge, in beständiger Wanderung begriffen, immer mehr landeinwärts rücken.
Im Januar 1300 wurde der Flecken Wenningstadt an der Westküste, 1362 das Dorf Steidum von den Fluten verschlungen.
Die wichtigsten Orte auf S. sind: Keitum (s. d.) mit 853 Einw.,
Tinnum mit Amtsgericht und 162 und Morsum mit 671 Einw. auf der östlichen, Rantum auf der südlichen
Halbinsel mit 260, Westerland (s. d.) an der See mit Seebad, Krankenisolierhaus und 899 und Norddörfer mit 295 Einw. Ein Leuchtturm
befindet sich auf einem Hügel südlich von Kampen, Leuchtfeuer an verschiedenen Stellen der Küste. Die Bewohner
sind Friesen, nur in List Dänen; Kirchen-, Unterrichts- und Gerichtssprache war von jeher deutsch.
In der Nähe des Leuchtturms wurden neuerlich altheidnische Grabstätten von bedeutendem Umfang aufgefunden. S. ward im Krieg
von 1864 durch den dänischen Kapitän Hammer schwer heimgesucht, von den Preußen aber 13. Juli Besitz genommen.
Seitdem hat die preußische Regierung größere Summen zum Schutz der Westseite der Insel gegen die gefahrdrohenden Abspülungen
durch das Meer verwendet. Der Besuch des Seebades ist in steter Zunahme begriffen. Regelmäßige Dampferverbindungen finden
von Hoyer nach Keitum statt, von wo jetzt aus Munkmarsch eine Dampfstraßenbahn nach Westerland führt.
Ferner hat S. Dampferverbindung mit Hamburg über Helgoland.
Vgl. Hansen, Die nordfriesische Insel S. (Leipz. 1859);
Meyn, Geologische
Beschreibung der Insel S. (Berl. 1876);
Kunkel, Der Kurort S. und seine Heilwirkung (Kiel 1878);
eine zum Kreis Tondern des preuß. Reg.-Bez. Schleswig gehörige nordfries.
Insel mit (1895) 4204 E., begrenzt das Wattenmeer und hat eine eigentümliche, in drei Halbinseln sich ausspreizende
Gestalt (s. Karte: Hannover, Schleswig-Holstein, Braunschweig und Oldenburg, Bd. 8, S. 790). Ihre Länge beträgt 36,
ihre Breite ½-12½ km. Der südlichste Punkt ist Hörnum-Odde, der nördlichste Ellenbogen.
Die östlichste Spitze des etwa in der Mitte gegen das Festland vorgestreckten Zipfels heißt Nösse (Nös-Odde) und ist nur 10 km
vom Festland entfernt. Im Süden wird S. durch das Vortrapptief (Fahrtrapptiefe) von Amrum und Föhr, im N.
durch das Lister Tief von Röm geschieden. S. bedeckt 96 qkm und liegt durchschnittlich 18 m ü. d. M.; an einigen Stellen erheben
sich die berühmten Lister Dünen bis zu 34 m, das Rote Kliff bei Kämpen sogar bis zu 46 m. Dünen und Sandklitten erfüllen
mit geringer Ausnahme die südl. Halbinsel (Hörnum) wie die nördliche.
Jetzt thut die preuß. Verwaltung sehr viel für die Erhaltung der Insel und die Befestigung der Dünen. Der mittlere Hauptteil
enthält das beste Marsch- und Geestland. Man rechnet etwa 40 qkm auf urbares Land; alles übrige ist Heide. Auf der Geest
findet man zahlreiche Grabhügel; einzelne kommen in der Marsch vor, und auch ein wohlerhaltener Ringwall,
die sog. Burg beim Dorf Tinnum, liegt in der Marsch. S. ist in drei Kirchspiele geteilt und bildet einen Amtsgerichtsbezirk.
Die Bewohner sprechen einen besondern nordfries. Dialekt, während seit der Reformation Kirchen- und Schulsprache deutsch ist.
Die Männer, als tüchtige Seeleute bekannt, treiben auch Ackerbau, Viehzucht und Entenfang. Die fiskalische
Austernzucht liegt gegenwärtig danieder. Der Hauptort ist Keitum (s. d.); der Hafen befindet sich bei dem 3 km nördlich gelegenen
Munkmarsch, von wo eine Schmalspurbahn
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(4,2 km) nach Westerland (s. d.) durch den merkwürdigen Lornsenhain führt.
Mitten auf der Heide zwischen Wenningstedt und Kämpen und auf der Nordspitze stehen Leuchttürme. Im N. liegt Listland (s. d.).
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Vgl. Meyn, Geognost.
Beschreibung der Insel S. (Berl. 1876);
Kunkel, Der Kurort S. und seine Heilwirkung (Kiel 1878);
Hepp,
Praktischer Wegweiser auf der Insel S. (3. Aufl., Tondern 1885);
Jensen, Die nordfries. Inseln (Hamb. 1891);
Dröhse, Wegweiser auf S. (Tondern 1896);
Sylt, in «Griebens Reisebibliothek», Bd. 7; Weigelt, Die nordfries.
Inseln (2. Aufl., Hamb. 1873).