Suworow
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Alexander Wasiljewitsch, Graf von S.-Rimnikskij, Fürst Italijskij, berühmter russ. Feldherr, geb. zu Moskau, [* 2] begann im Siebenjährigen Krieg seine kriegerische Laufbahn, ward 1762 zum Obersten des Astrachanschen Grenadierregiments ernannt, befehligte beim Ausbruch der polnischen Insurrektion 1768 den Sturm auf Krakau, [* 3] drang siegreich bis Lublin vor und kehrte nach der ersten Teilung Polens als Generalmajor nach Petersburg [* 4] zurück. Im Türkenkrieg siegte S. 1774 bei Turtukai und bei Hirsowa und focht mit Auszeichnung unter Komenskij bei Kosludschi.
Hierauf war er im Kampf gegen Pugatschew thätig. Sodann kämpfte er in der Krim. [* 5] Mit der Beförderung zum Generalleutnant erhielt er 1780 zugleich den Befehl, gegen die aufständischen Völker am Kaukasus zu marschieren, und unterwarf dort die Lesghier nach blutigen Kämpfen, wofür er zum General der Infanterie und Gouverneur jener Provinzen ernannt wurde. Am siegte er bei Kinburn und 1788 mit den Österreichern unter dem Prinzen von Sachsen-Koburg bei Fokschani sowie 1789 am Rimnik über die Türken, wofür er den Beinamen ¶
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Rimnikskij erhielt und zum deutschen und russischen Reichsgrafen erhoben wurde. Am erstürmte er die Festung [* 7] Ismail, deren Einwohner er niedermetzeln ließ. Den polnischen Aufstand von 1794 beendigte er rasch durch die Erstürmung von Praga und die Besetzung von Warschau, [* 8] wofür er zum Generalfeldmarschall befördert ward. Hierauf zog er sich auf sein Landgut Kantschanski im Gouvernement Nowgorod zurück, bis ihm 1799 Kaiser Paul den Oberbefehl über die Truppen übertrug, welche mit den Österreichern vereint in Italien [* 9] gegen die Franzosen fechten sollten. Er schlug die letztern 27. April bei Cassano, 17., 18. und 19. Juli an der Trebbia und 15. Aug. bei Novi, eroberte Alessandria und warf binnen 5 Monaten den Feind aus ganz Oberitalien. [* 10]
Hierauf zog er nach der Schweiz, [* 11] um sich mit Korssakow zu vereinigen. Sein Zug über den St. Gotthard war mit unbeschreiblichen Anstrengungen verknüpft und kostete ihm den dritten Teil seines Heers, den größten Teil der Pferde, [* 12] alle Lasttiere nebst Geschütz und Gepäck. Als er endlich das vordere Rheinthal betrat, fand er die Verbündeten inzwischen von Masséna bei Zürich, [* 13] von Soult an der Linth, von Molitor bei Mollis geschlagen. Er trat daher den Rückmarsch durch Graubünden nach Italien und von da, inzwischen zum Generalissimus aller russischen Armeen ernannt, im Januar 1800 nach Rußland an. Noch vor seiner Rückkehr aber fiel er infolge angeblicher Nichtbeachtung kleinlicher kaiserlicher Dienstbefehle in Ungnade. Krank kam er in Petersburg an und starb daselbst 18. Mai. Alexander I. ließ ihm 1801 auf dem Marsfeld zu Petersburg eine kolossale Statue setzen.
Vgl. Anthing, Kriegsgeschichte des Grafen S. (Gotha [* 14] 1796-99, 3 Bde.);
v. Smitt, Suworows
Leben und Heerzüge (Wilna
[* 15] 1833-34);
Derselbe, S. und Polens Untergang (Leipz. 1858, 2 Bde.).
Neuere Biographien Suworows
lieferten Polewoi (deutsch, Mit. 1853) und Rybkin (russ., Mosk. 1874). Suworows
»Korrespondenz über die russisch-österreichische Kampagne im Jahr 1799« wurde von v. Fuchs
[* 16] herausgegeben
(deutsch, Glog. 1835, 2 Bde.). - Suworows
Sohn Arkadij Alexiewitsch, geb. 1783, that sich im Feldzug von 1807 hervor, ward Generalleutnant, befehligte eine Division der
Donauarmee unter Kutusow und ertrank 1811 im Rimnik, wo sein Vater den Sieg über die Türken erfochten hatte.
Dessen Sohn Alexander Arkadjewitsch S.-Rimnikskij, Fürst Italijskij, geb. russ. Diplomat und General, diente im Kaukasus und in Polen, wurde mehrmals zu diplomatischen Missionen an deutsche Höfe verwandt, ward 1848 Generalgouverneur der Ostseeprovinzen, die er vortrefflich verwaltete, 1861 Generalmilitärgouverneur von Petersburg, dann, als im Mai 1866 dies Amt in Wegfall kam, Generalinspektor der Infanterie. Er starb in Petersburg.