die Einflößung bestimmter
Vorstellungen in der
Hypnose (s.
Hypnotismus). Die
Erfahrungen
der letzten Jahre haben bewiesen, daß die geistige Beeinflussung der durch die Hypnotisierung ihres selbständigen und logischen
Denkens beraubten
Personen viel weitere
Ausdehnung
[* 2] zuläßt, als man bis dahin geneigt war, zu glauben,
und daß dadurch erstaunliche
Wirkungen erzielt werden können. Richet in
Paris
[* 3] will einer
Dame von mittlern
Jahren nacheinander
suggeriert haben, sie sei eine Bäuerin, eine Schauspielerin, ein alter
General, ein
Prediger, eine
Nonne, eine alte
Frau, ein
kleines
Kind, ein junger Mann etc.,
und sie habe sich jedesmal der eingebildeten
Rolle gemäß betragen.
In einem kürzlich zu
Pforzheim
[* 4] verhandelten
Prozeß handelte es sich um
Personen, die in der künstlich erregten Wahnvorstellung,
Hunde
[* 5] zu sein, auf andre gehetzt worden waren.
Der bekannte Psycholog J.
Delboeuf in
Lüttich
[* 6] hat einer
Person sogar mit Erfolg vorgeredet, sie sei ein geheizter eiserner
Ofen oder eine brennende Petroleumlampe. Dem Träumenden mangelt eben jede
Logik und Fähigkeit, sich durch eignes
Denken einer
gebieterischen Wahnvorstellung zu entreißen. Man begreift die Gefährlichkeit der Macht eines gewissenlosen Hypnotiseurs
über seine
Opfer, und es sind bereits mehrere
Fälle vor die
Gerichte gekommen, in denen
Frauen unter dem Vorgeben,
mit ihrem
Gatten zu verkehren, gemißbraucht oder zu schriftlichen
Schenkungen veranlaßt worden sind. Es ist somit höchst
bedenklich, sich ohne Beisein einer Vertrauensperson hypnotisieren zu lassen. Einige
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Forscher, namentlich Charkot in Paris, dem aber auch Krafft-Ebing in Graz,
[* 8] Obersteiner in Wien
[* 9] und andre deutsche Autoritäten in
neuerer Zeit beigestimmt haben, gehen noch weiter und behaupten, es ließen sich durch S. Eindrücke aus Körper- und Gemütsleben
hervorbringen, die über die Hypnose hinauswirken und so Heilwirkungen, Charakteränderungen, erziehliche Einflüsse
etc. befördern könnten. Krafft-Ebing will einer Person die Körpertemperatur, die sie am nächsten Morgen zeigen sollte, und
ein französischer Arzt einer andern durch die Eingebung, sie werde mit glühendem Eisen
[* 10] gebrannt, sogar Brandblasen erzeugt
haben. Auch zu persönlichen Angriffen, Verbrechen etc. nach der Hypnose soll durch S. ein Anstoß gegeben
werden können. Diese Angaben bedürfen aber noch sorgfältiger Prüfung.
Vgl. Obersteiner, Der Hypnotismus mit besonderer Berücksichtigung
seiner klinischen und forensischen Bedeutung (Wien 1887);
(lat.), ursprünglich die Erweckung einer Vorstellung durch eine andere («Suggestionsgesetz») der schott.
Psychologenschule), wurde zuerst von Braid als Bezeichnung für gewisse Erscheinungen in der Hypnose eingeführt. Wie schon
im gewöhnlichen Leben durch Sinneseindrücke gewisse entsprechende Gefühle (z. B.
beim Anblick von Ungeziefer Hautjucken) entstehen können, wie andererseits durch Gefühle (z. B. Angst) allerhand Vorstellungen
ängstlicher Art ausgelöst werden, so finden sich derartige Wechselwirkungen ganz besonders in dem hypnotischen Zustande,
wo die Suggestibilität gesteigert ist, wenigstens in gewissen Formen derselben. Bringt man z. B.
die Hände eines Hypnotisierten in die Haltung wie beim Gebet, so entsteht in demselben lebhaft die Vorstellung
des Betens, das Gesicht
[* 11] drückt eine andächtige Stimmung aus, die nicht
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von innen heraus entstanden ist, sondern von außen durch Händefalten; oder ruft man einer zur Hypnose disponierten Person
zu: «Schlafen Sie!», so verfällt dieselbe unter Umständen sofort in einen
entsprechenden Zustand, indem sie sich lebhaft denselben vorstellt (Fremdsuggestion oder Heterosuggestion, weil hier die
Vorstellung von einem fremden Willen angeregt wird);
oder denkt eine derartige stark disponierte Person
von selbst lebhaft an das Eintreten des hypnotischen Zustandes, so stellt sich derselbe alsbald ein (Autosuggestion).
Die
S. ist also ein Mittel, teils um hypnotischen Zustand herbeizuführen, teils um während und nach der HypnoseVorstellungen,
Gefühle, Empfindungen und vor allem entsprechende Handlungen entstehen zu lassen. Im hypnotischen Zustande
vermischen sich Auto- und Fremdsuggestionen fortwährend und bilden vereint die Hauptgrundlage der Erscheinungen insbesondere
der Handlungen Hypnotisierter. Glaubt ein solcher, sein rechter Arm sei gelähmt, so kann er ihn auch nicht bewegen, bringt
man ihm die Überzeugung bei, er fühle selbst die schmerzhaftesten Eindrücke nicht, so fühlt er auch
nicht.
Besonderes Interesse bieten die Hallucinationen (Erblicken von Gestalten, das Schmecken und Riechen von Dingen, die gar nicht
vorhanden sind), die sog. negativen Hallucinationen, z. B. das Nichterblicken von Personen, die unmittelbar im Gesichtskreis
des Hypnotisierten sich befinden, auf Befehl, die sog. Nachahmungsautomatie, d. h. das Nachahmen
vorgemachter Bewegungen. Von großer Wichtigkeit sind die sog. posthypnotischen S., z. B.
Handlungen, die erst nach Verscheuchung des hypnotischen Zustandes ausgeführt werden, nachdem während des letztern die
Aufforderung hierzu gegeben worden ist, oder in entsprechender Weise zu stande kommende Sinnestäuschungenu. dgl. m. Auf den
posthypnotischen S. beruht die Möglichkeit, gewisse krankhafte Zustände zu beseitigen, indem während
der Hypnose dem Kranken eingegeben (suggeriert) wird, er werde nach dem Erwachen dieselben nicht mehr darbieten, z. B.
keine Schmerzen mehr haben, gelähmte Glieder
[* 13] bewegen können.
Die Erfolge, die hierbei erzielt werden, sind zum Teil höchst überraschend, meist aber nicht von langer Dauer. Die Frage,
ob man auf diesem Wege auch pädagogisch einwirken könne, faule Kinder fleißig machen u. dgl., ist noch
nicht endgültig entschieden. Andererseits können durch posthypnotische S. auch Personen zu Verbrechen veranlaßt werden,
indem ihnen während der Hypnose befohlen wird, zu dieser oder jener Zeit nach dem Erwachen etwas zu stehlen u. dgl.
m. Diese Experimente gelingen bei unmoralischen Personen leichter als bei sittlich starken, und es ist überhaupt fraglich,
ob letztere auf diesem Wege zu Verbrechen veranlaßt werden können, da zweifellos ein Widerstand gegen die suggerierten Handlungen
innerhalb weiter Grenzen
[* 14] möglich ist. Ob auf dem Wege der posthypnotischen S. thatsächlich bereits Verbrechen
veranlaßt worden sind, ist durchaus zweifelhaft, so daß die Frage vorläufig nur ein theoretisches Interesse hat. -
Vgl.
Schmidkunz, Psychologie der S. (Stuttg. 1892);