Im Feldkrieg heißt S. der entscheidende Angriff auf eine vom Feind besetzte Stellung,
Ortschaft, Schanze etc., wobei es zum Handgemenge (s. d.) kommt, wenn der Feind standhält.
Der S. auf Festungswerke ist in der
Regel nur nach vorhergegangenem förmlichen Angriff möglich (s. Festungskrieg, S. 190).
1) Jakob S. von Sturmeck, elsäss. Staatsmann, geb. zu
Straßburg, stammte aus einer edlen Familie des Niederrheins, widmete sich zuerst dem Studium der Theologie auf der Universität
zu Freiburg,
dann der Rechtswissenschaft in Lüttich und Paris. 1525 wurde er zum erstenmal Stadtmeister in seiner Vaterstadt.
Schon früh schloß er sich der Reformation an und nahm 1529 an dem Religionsgespräch zu Marburg teil, sonderte sich dann aber
von den Lutheranern, weil er ihnen die Schuld an der Spaltung der Evangelischen zuschrieb, und überreichte 1530 im Namen Straßburgs
und andrer Städte auf dem Reichstag zu Augsburg die Confessio tetrapolitana. Um die Aufnahme seiner Vaterstadt
in den Schmalkaldischen Bund zu erreichen, machte er 1532 Luther einige Zugeständnisse.
Fortan leitete er Straßburgs Angelegenheiten mit großer Umsicht und vertrat ihre Interessen auf mehreren Gesandtschaften
mit Geschick. Auch gelang es ihm, 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg die von Karl V. auferlegte Kontribution
zu ermäßigen. S. hat die Bibliothek und ein Gymnasium in Straßburg begründet, das bald erfreulich gedieh (s. S. 2). Er starb in
Straßburg.
Vgl. Baum, Jakob S. (3. Aufl., Straßb. 1872);
Baumgarten, Jakob S. (das. 1876).
2) Johannes von, verdienter Schulmann, geb. zu Schleiden in der Eifel, besuchte das Gymnasium der
Hieronymianer zu Lüttich, vollendete seine Studien auf der Universität Löwen, ward 1530 akademischer Lehrer der klassischen
Sprachen in Paris und 1537 Rektor des neugegründeten Gymnasiums zu Straßburg, welches unter seiner Leitung europäischen Ruf
erlangte. Als eifriger Calvinist mit den Lutheranern in Streit über die Annahme der Konkordienformel verwickelt,
verlor S. 1582 seine Stelle und starb in Straßburg.
Kaiser Karl V. verlieh ihm den Reichsadel. Sturms Studienordnung, im wesentlichen auf Melanchthons Grundsätzen erbaut, war das
Vorbild für zahlreiche Schulpläne des 16. und 17. Jahrh. und hatte namentlich auch wesentlichen
Einfluß auf die Ratio studiorum der Jesuiten.
Vgl. Schmidt, La vie et les travaux de Jean S. (Straßb. 1855);
Laas, Die Pädagogik
des J. S. (Berl. 1872);
Kückelhahn, J. S., Straßburgs erster Schulrektor (Leipz. 1872);
Paulsen, Geschichte des gelehrten
Unterrichts (das. 1885).
mehr
3) Jakob, Kupferstecher und Naturforscher, geb. zu Nürnberg, gest. daselbst, verdient durch seine ikonographischen
Werke über die deutsche Flora und Fauna, nach Sturms Tod fortgesetzt von seinem Sohn Johann Wilhelm S. (geb. gest. in
Nürnberg), nämlich: »Deutschlands Flora in Abbildungen nach der Natur« (Nürnb. 1798-1855, 163 Hefte mit 2472 Tafeln; 1. Abt.:
Phanerogamen, 96 Hefte, bearbeitet von Hoppe, Schreber, Sternberg, Reichenbach und Koch; 2. Abt.: Kryptogamen mit Ausschluß der
Pilze, 31 Hefte, von Launer und Conde; 3. Abt.: Die Pilze, 36 Hefte, von Ditmar, Rostkovius, Conde, Preuß, Schnizlein
und F. v. Strauß); »Deutschlands Fauna in Abbildungen nach der Natur« (das. 1805-57; Vögel, Amphibien, Mollusken, Käfer).
4) Julius, Lyriker, geb. zu Köstritz im Reußischen, studierte zu Jena Theologie und wirkte seit 1857 als Pfarrer in
Köstritz, bis er 1885 mit dem Titel eines Geheimen Kirchenrats in den Ruhestand trat. Von seinen Dichtungen
sind hervorzuheben: »Gedichte« (Leipz. 1850, 5. Aufl.
1882);
»Fromme Lieder« (das. 1852, 11. Aufl. 1889);
»Zwei Rosen oder das Hohelied der Liebe« (das. 1854);
»Neue Gedichte« (das.
1856, 2. Aufl. 1880);
»Neue fromme Lieder und Gedichte« (das. 1858, 3. Aufl. 1880);
»Für das Haus«, Liedergabe
(das. 1862);
»Israelitische Lieder« (3. Aufl., Halle 1881) und »Von der Pilgerfahrt« (das.
1868);
ferner die neue Sammlung »Lieder und Bilder« (Leipz. 1870, 2 Tle.);
»1870. Kampf- und Siegesgedichte« (Halle 1870);
»Spiegel
der Zeit in Fabeln« (Leipz. 1872);
»Gott grüße dich« (das. 1876, 3. Aufl.
1887);
»Das Buch für meine Kinder« (das. 1877, 2. Aufl. 1880);
»Immergrün«, neue Lieder (das. 1879, 2. Aufl.
1888);
»Natur, Liebe, Vaterland«,
neue Gedichte (Leipz. 1884);
»Bunte Blätter« (Wittenb. 1885);
»Palme und Krone«, Lieder zur Erbauung (Brem.
1887).
Tief religiöser Sinn, Innigkeit der Empfindung und echt deutsche Gesinnung zeichnen die Dichtungen Sturms durchweg aus.
Er gab auch die Anthologie »Hausandacht in frommen Liedern unsrer Tage« (Leipz. 1870, 5. Aufl. 1883) und unter dem Pseudonym
Julius Stern die Märchensammlung »Das rote Buch« (das. 1855) heraus.
5) Eduard, österreich. Abgeordneter, geb. zu Brünn, studierte in Olmütz und Brünn die Rechte, ward 1852 Advokat zu
Brünn und 1856 in Pest. 1861 nach Brünn zurückversetzt, beteiligte er sich daselbst an der Gründung und Förderung vieler
öffentlicher Vereine und Anstalten. 1865 ward er zu Iglau in den mährischen Landtag und von diesem 1867 in
das österreichische Abgeordnetenhaus gewählt, dem er seitdem ununterbrochen angehörte. Er ist Mitglied der verfassungstreuen
Partei und ein vortrefflicher Redner. 1870 siedelte er als Advokat nach Wien über, schadete aber hier in der Zeit des Gründungsschwindels
seinem Ansehen sehr durch seine Beteiligung an unsoliden finanziellen Unternehmungen.
Wilhelm, Männergesangskomponist, geb. zu Sebnitz, Schüler des Dresdener Konservatoriums, war als Sänger
am Chemnitzer Stadttheater, dann eine Zeitlang am Hoftheater in Dresden engagiert, wirkte als Gesangvereinsdirigent und als
Musiklehrer in Dresden und lebt seit 1876 als Musikdirektor und Gesangslehrer in Biel (Schweiz). Er schrieb
Männerchöre mit und ohne Orchester (viel gesungen: »Der letzte Skalde«, »Rolands Horn«, »Schwerting«; am verbreitetsten das
im Volkston komponierte »Unterm Lindenbaum«),
Operetten für Männergesangvereine (»Der Taucher« u. a.), Lieder für eine Singstimme
etc.
1) Friedrich, Genre- und
Dekorationsmaler, geboren zu Wien, lernte schon als Knabe auf Porzellan malen, gravieren
und emaillieren, trieb auf der dortigen Akademie die Blumenmalerei, war auf seinen Wanderungen in Ungarn
und Serbien Porträt-, Heiligen- und Theatermaler und griff dann zum Genre, worin er durch manche Bilder großen Beifall erntete,
z. B.: vom Markt heimkehrende Zigeuner, Dominospieler, Schusterfamilie u. a.
Später verlegte er sich auf die dekorative Malerei und malte mit erstaunlicher Leichtigkeit Allegorien, Amorinenscenen und
sonstige Dekorationsbilder auf Plafonds, Wände und Thürfüllungen in jeder Manier und jeder Technik in
den Palästen und Villen in und um Wien, z. B. in der Villa des verstorbenen Herzogs von Braunschweig zu Hietzing Kompositionen
aus Walter Scott.
2) Fritz (Friedr. Ludwig Christian), Marinemaler, geb. zu Rostock, war anfangs
Seemann, dann Stubenmaler, ging als solcher nach Berlin, besuchte von 1859 an die Akademie und 1861-64 das Atelier von Eschke,
bereiste Schweden und Norwegen, Holland und die Schweiz und vollendete seine Studien 1865-70 in Karlsruhe unter der Leitung
von Gude. 1870-75 wohnte er in Düsseldorf und siedelte dann nach Berlin über. Seine Bilder sind von
großartiger Auffassung, trefflicher Behandlung und besonders gelungen in Luft und Wasser. Dahin gehören: Wismar von der
Seeseite, Gewittersturm auf der See, Schiffbruch (alle drei im Museum zu Schwerin), Hamburger Hafenansicht (1866), Fahrzeuge
zur Rettung Schiffbrüchiger (1867), Mannschaft ein untergehendes Schiff verlassend, Brigg an der norwegischen
Küste und zwei Seestücke aus dem Jahr 1877 in der Nationalgallerie.
St., hinter lat. naturwissenschaftlichen Namen, bedeutet Jakob Sturm, Kupferstecher und Naturforscher, geb. zu
Nürnberg, gest. daselbst Verfasser mehrerer ikonographischer Werke über die
deutsche Flora und Fauna.
August, Dichter, Sohn von Julius S., geb. in Göschitz bei Schleiz, studierte seit 1872 in
Jena, Leipzig und Berlin anfangs
mehr
Theologie, dann die Rechte, lebte 1880-82 als Regierungsassessor in Rudolstadt und wurde 1884 Rechtsanwalt in Naumburg. Außer
jurist. Schriften («Der Kampf des Gesetzes mit der Rechtsgewohnheit», Cass. 1877;
«Recht und Rechtsquellen», ebd. 1883; «Die Lehre vom Vergleiche», Berl. 1889; «Beiträge zu einer
allgemeinen Rechtslehre», Naumb. 1895 u. a.) hat S. eine
größere Anzahl von Dichtungen veröffentlicht: «Gedichte» (Gütersloh 1877),
«Pereat tristitia» (ebd.1882;
2. Aufl. u. d. T. «Deutsches Liederbuch», Lpz. 1894),
«Auf Flügeln des Gesanges» (Neuhaldensleben 1883),
Johs., Schulmann, geb. zu Schleiden, studierte zu Leiden und Löwen und ging dann nach Paris, wo er
akademische Vorträge hielt und zur reform. Lehre übertrat. Er wurde dann nach Straßburg berufen, um
daselbst die neue Organisation des Schulwesens zu leiten. Bald nach seiner Ankunft (Jan. 1537) begründete er das Gymnasium,
in dem er das humanistische Bildungsideal zu verwirklichen suchte (vgl. seine Schrift «De literarum ludis recte aperiendis»,
Straßb. 1539). Daneben war S. auch mit kirchlichen Angelegenheiten beschäftigt
und wurde zu diplomat.
Missionen verwendet. Da er vielfach in Streitigkeiten mit den Lutheranern verwickelt war, wie namentlich mit Marbach, dem Präsidenten
des geistlichen Konvents, dann, nach dem Erscheinen der Konkordienformel, mit dem Professor Pappus, führten S.s Gegner zuletzt
dessen Entlassung vom Amte (Ende 1581) herbei. Er starb zu Straßburg. S. stand in hohem Ansehen
und war in Schulsachen der allgemeine Ratgeber in Deutschland. Kaiser Karl V. hatte ihn in den Reichsadel erhoben. -
Vgl. Schmidt,
La vie et les travaux de S. (Straßb. 1855);
Kückelhahn, Johannes S., Straßburgs erster Schulrektor (Lpz. 1872): Laas,
Die Pädagogik des Johannes S., kritisch und historisch beleuchtet (Berl. 1872);
G. Schmid, J. S. in Straßburg (in Schmids «Geschichte
der Erziehung», Bd. 2, Abteil.
2, Stuttg. 1889).
Julius, Dichter, geb. zu Köstritz in Reuß, studierte 1837-41 in Jena Theologie und war dann einige
Zeit Hauslehrer zu Heilbronn und zu Friesen in Sachsen, worauf er Erzieher des Erbprinzen Heinrich XIV.
von Reuß wurde, den er auch auf das Gymnasium zu Meiningen begleitete. Seit 1851 wirkte S. als Pfarrer in dem Walddorfe Göschitz
bei Schleiz, von wo er 1857 in gleicher Eigenschaft nach Köstritz übersiedelte. Im Okt. 1885 legte
er sein Amt nieder und erhielt den Titel als Geh.
Kirchenrat. Er starb in Leipzig. In allen seinen Poesien bekundet sich S. als lyrischer Dichter voll tief religiösen
Sinnes, dabei zugleich als Mann von Gemüt und echt deutscher Gesinnung. Die Form seiner einfachen und wahren,
zum Teil höchst zarten und innigen Dichtungen ist klar und glatt. Gedichte religiösen Inhalts veröffentlichte er in den drei
Sammlungen «Fromme Lieder» (Tl. 1, Lpz. 1852; 12. Aufl. 1893; Tl. 2, 1858: 4. Aufl. 1892: Tl. 3,1892),
ferner in «Zwei Rosen
oder das Hohe Lied der Liebe» (ebd. 1854; 2. Aufl. 1892),