Sturluson
,
s. Snorri Sturluson.
Sturluson
8 Wörter, 64 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Sturluson,
s. Snorri Sturluson.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Sturluson,
s. Snorre Sturluson.
Sturluson, einer der bedeutendsten Isländer, der in der Geschichte der skandinavischen Litteratur wie in der seiner engern Heimat eine wichtige Rolle spielt, geb. 1179 auf dem Hof [* 4] Hvamm in Island [* 5] als Sprößling eines der ältesten Geschlechter der Insel, der Sturlunge. Er ward von seinem dritten Jahr an bei Jon Loptsson, dem Enkel Sämunds, zu Oddi erzogen und unterrichtet. Seinen durch Heirat erworbenen bedeutenden Reichtum verwandte er zum Teil auf Bauwerke in seinem Lieblingsgut Reykjaholt. Er bekleidete mehrmals das Amt eines Gesetzsprechers, welches damals die höchste Würde auf Island war.
An den Bruderfehden der Sturlunge (von denen die »Sturlungasaga« handelt) war er, und nicht immer in rühmlicher Weise, beteiligt, wie denn Ehrgeiz und Habsucht ihm nicht abzusprechen sind. 1237 floh er vor seinem Bruder Sighvat und dessen Sohn nach Norwegen [* 6] zum Herzog Skuli, mit dem er seit seinem ersten Aufenthalt in Norwegen (1218) eng befreundet war. König Hakon, dem S. der Mitschuld an Skulis Aufstand verdächtig war, erklärte ihn, da er 1239 gegen sein Verbot nach Island zurückkehrte, für einen Hochverräter, und in seinem Auftrag ward S. von Gizurr, seinem eignen Schwiegersohn, zu Reykjaholt überfallen und ermordet.
Ungleich rühmlicher als die politische ist die litterarische Thätigkeit Snorri Sturlusons. Diese betrifft zunächst die »Heimskringla« (so genannt nach den Anfangsworten der Haupthandschrift), eine Sammlung von 16 norwegischen Königssagas (von Halfdan dem Schwarzen, Harald Schönhaar, Hakon dem Guten, Harald Grafell, Olaf Tryggvason, Olaf dem Heiligen, Magnus dem Guten, Harald Hardradi, Olaf dem Friedfertigen, Magnus Barfuß, Sigurd dem Jerusalemfahrer, Magnus dem Blinden u. a.), der ein Prolog und die mythische »Ynglingasaga« vorhergehen.
Überliefert ist die »Heimskringla« in den Handschriften: »Kringla« und »Jöfraskinna« (die beide 1728 in Kopenhagen [* 7] verbrannten, aber in Abschriften erhalten sind),
im »Eirspennill« und in der »Fríssbók« (hrsg. von Unger, 1871), welche Sturla Thordharsons Saga von Hakon dem Alten anhängt, dagegen die Saga von Olaf dem Heiligen fortläßt. Was Snorris Anteil an dieser Sammlung betrifft, so gehen die Ansichten darüber auseinander; jedenfalls benutzte er schon schriftliche Sagas, und sein Hauptverdienst ist das der kritischen Sichtung und Bearbeitung des vorhandenen Materials. Herausgegeben ward die »Heimskringla« von Peringskjöld (Stockh. 1697), von Schöning und Sk. Thorlacius (Kopenh. 1777-83, 3 Bde.), am besten, jedoch ohne Apparat, von Unger (Christ. 1868); teilweise ins Deutsche [* 8] übersetzt von Wachter (Leipz. 1835-36), Mohnike (Strals. 1835-37), ins Dänische von Grundtvig (Kopenh. 1818-22), von Aall (Christ. 1838-39), ins Schwedische von Richert (Stockh. 1816 bis 1829), von H. Hildebrand (Örebro 1869-71, 3 Bde.).
Vgl. P. E. Müller, Undersögelse om Kilderne til Snorros Heimskringla (das. 1823);
G. Storm, »Snorre Sturlassöns Historieskrivning« (Kopenh. 1873);
Boesen, S. (das. 1879).
Ferner rühren nach alten Zeugnissen (das älteste in der Upsalaer Handschrift um 1300) die ältern Teile der jüngern Edda von S. her (daher »Snorra-Edda« genannt). Außer dem in dieser enthaltenen »Háttatal«, einem Lobgedicht auf den König Hakon und den Jarl Skuli (s. Edda, S. 305), dichtete er auch Drapas (von denen jedoch nur ganz dürftige Reste erhalten sind) auf Jarl Hakon Galins Witwe Christine, auf den Bischof Gudmund Arason u. a. Neuerdings hat man es auch wahrscheinlich zu machen gesucht, daß das unter Sämunds des Weisen Namen überlieferte Gedicht »Noregs konungatal« eine Jugendarbeit von S. ist. Snorri Sturlusons schriftstellerische Thätigkeit fällt wahrscheinlich in die Jahre 1220-37. ¶