(russ. Štundisty, vom deutschen
»Stunde« im
Sinn von Betstunde),
Name einer um 1870 im
GouvernementKiew
[* 2] gebildeten
religiösen
Sekte, die in Südrußland weite Verbreitung gefunden hat.
Die S. verwerfen jede Priesterherrschaft, die
Sakramente
und äußern gottesdienstlichen
Gebräuche und begegnen sich, indem sie das Hauptgewicht auf die religiöse
Erweckung legen,
mannigfach mit dem protestantischen
Pietismus.
eine pietistisch-evang. Richtung in Rußland, die sich unter dem Einfluß der deutschen
evang. Kolonien und baptistischer Missionare gebildet und unter der von der russ. Kirche unbefriedigten bäuerlichen Bevölkerung
[* 3] verbreitet hat. Eine größere Verbreitung erfolgte erst seit etwa 1870, jetzt wird die Zahl der S. auf eine halbe Million
geschätzt. Sie sind hauptsächlich in Südrußland und im Dnjeprgebiet verbreitet. Die S. lassen den
Sakramenten nur eine symbolische Bedeutung, lehren die Gleichheit aller Menschen, verwerfen den Handel und lassen nur den Tausch
von Gütern gelten; Grund und Boden, Wasser, Vieh u. a. sollen nicht persönliches Eigentum sein. Sie legen in ihren
Versammlungen selbst die Bibel
[* 4] aus und singen Lieder, die zum Teil aus den deutsch-prot. Gesangbüchern
übersetzt sind. Die Bewegung wird von der russ. Regierung verfolgt (Gesetz vom 16. [4.] Juli 1894). (S. Russische Sekten.)
[* 5] -
Vgl. Dalton, Evang. Strömungen in der russ. Kirche der Gegenwart (Heilbr. 1881);
ders., Der Stundismus in Rußland (Gütersloh
1896).