Strousberg
,
Bethel Henry (ursprünglich Strausberg), Finanzmann, geb. zu Neidenburg, ging nach dem Tod seiner Eltern als zwölfjähriger Knabe nach England, ließ sich dort taufen und legte dabei die früher von ihm geführten Namen (nach seiner Angabe Bartel Heinrich) ab. Er trat dort in das Geschäft seiner Oheime, begann für Journale zu schreiben und wurde Eigentümer von Sharpes »London [* 2] Magazine«, welches ihm einen erheblichen Gewinn abwarf. Auch war er für Lebensversicherungsgesellschaften thätig.
Später siedelte er nach Berlin [* 3] über und fand hier 1861 Gelegenheit, als Vertreter englischer Häuser die Tilsit-Insterburger und die Ostpreußische Südbahn auszuführen. Dann übernahm er für eigne Rechnung die Ausführung folgender Bahnen: der Berlin-Görlitzer, der Rechte-Oderuferbahn, der Märkisch-Posener, Halle-Sorauer und Hannover-Altenbekener Bahn, ferner der Brest-Grajewo-, der Ungarischen Nordostbahn und der rumänischen Eisenbahnen, zusammen 400 Meilen. Er wandte, da ihm zur Ausführung so gewaltiger Unternehmungen weder Kapital noch Kredit auch nur annähernd ausreichend zu Gebote standen, das System an, als Generalunternehmer die Lieferanten der Bahn durch Aktien zu bezahlen. Er kaufte ferner die ausgedehnte Herrschaft Zbirow in Böhmen, [* 4] die Egestorffsche Lokomotivenfabrik zu Linden bei Hannover, [* 5] viele Gruben, Hütten [* 6] etc. Als 1870 die Koupons der rumänischen Bahnen nicht eingelöst werden konnten, begann das Kartenhaus seiner Unternehmungen zusammenzufallen. Er geriet 1875 in Preußen, [* 7] Österreich [* 8] und Rußland in Konkurs, wurde in Moskau [* 9] verhaftet, nach langem Prozeß zur Verbannung verurteilt und konnte erst im Herbst 1877 nach Berlin zurückkehren. In der Haft schrieb er seine Selbstbiographie (»Dr. S. und sein Wirken«, Berl. 1876). Auch veröffentlichte er »Fragen der Zeit«, 1. Teil: »Über Parlamentarismus« (Berl. 1877), und eine Denkschrift über den Bau eines Nordostseekanals (das. 1878). Er starb in großer Dürftigkeit in Berlin.