Stroboskōp
(grch.), ein von
Stampfer (1832) erfundener
Apparat, bei dem auf einer kreisförmigen
Pappscheibe (stroboskop
ische Scheibe) mehrere
Stellungen gezeichnet sind, die ein bewegter Gegenstand (z. B. ein Läufer
u.
dgl.) nach und nach annimmt. Zwischen den
[* 1]
Figuren sind Öffnungen
angebracht. Ein durch letztere blickendes
Auge
[* 2] sieht, wenn die Scheibe rotiert, in einem gegenüber befindlichen
Spiegel
[* 3] den
abgebildeten Gegenstand in
Bewegung. Dies rührt von der Nachdauer der
Bilder auf der Netzhaut her, wobei
die Einzeleindrücke zu jener Empfindung verschmelzen, wie
sie der bewegte Körper erzeugt.
Etwas früher als
Stampfer hatte Plateau sein
Phänakistoskop
[* 4] (grch., Täuschungsapparat) oder
Phantoskop erdacht, das auf demselben
Princip wie das S. beruht. Beide Erfinder wurden von Faraday (1831) durch seine
Beobachtungen an rotierenden
Zahnrädern angeregt. Eine dem S. ähnliche Einrichtung scheint das Dädaleum (s. d.)
gehabt zu haben. Auch die als Spielzeug bekannten Lebensräder, Wundertrommeln oder Wundercylinder (grch.
Zootrop) beruhen auf demselben Princip wie das S. Das stroboskop
ische Princip wurde schon von Plateau zum
Studium periodischer
Bewegungen, insbesondere der Schwingungen tönender Körper verwendet.
Mit derselben Anwendung beschäftigten sich Töpler, Mach u. a. Betrachtet man eine schwingende Stimmgabel durch eine Scheibe mit Spalten (wie in beistehender Abbildung angedeutet ist), die so rasch rotiert, daß für jede Schwingung [* 5] genau eine Spalte vor dem Auge vorbeigeht, so scheint die Stimmgabel, weil dieselbe immer genau in derselben Form gesehen wird, stillzustehen. Wechselt aber eine Spalte mit der folgenden in etwas mehr als einer Schwingungsdauer den Platz, so sieht man durch jede folgende Spalte die Stimmgabel in etwas anderer Form.
Dieselbe scheint dann langsam ihre schwingende Bewegung durchzumachen. Es gewährt einen überraschenden Anblick, die langsamen Biegungen eines so harten Körpers zu beobachten. Ist n die Schwingungszahl der Gabel, n1 die in der Sekunde vorbeigehende Spaltenzahl, so ist n-n1 die Zahl der scheinbaren Schwingungen in der Sekunde, die also beliebig klein sein kann. Es gelingt auf diese Weise, die Schwingungen der Flamme [* 6] in der chem. Harmonika (s. d.), der Saiten, Stäbe, ja selbst jene der Luft in den Pfeifen sichtbar zu machen. Durch das S. lassen sich auch die photogr. Serienbilder (s. Photographie und Tafel: Photographie Ⅰ, [* 1] Fig. 6‒8) betrachten, bei denen ihrer Entstehung gemäß die überraschende Natürlichkeit der Bewegungen gegenüber gezeichneten Serienbildern hervortritt. Eine für diesen Zweck sehr
[* 1]
^[Abb. Stroboskop
scheibe]
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handliche Konstruktion des S. ist der Anschützsche Schnellseher (s. Anschütz, Ottomar). -
Vgl. Mach, Optisch-akustische Versuche (Prag [* 8] 1873).