Stockhausen
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Julius, Konzertsänger (Bariton), geb. zu Paris [* 2] als Sohn des Harfenspielers Franz S. aus Köln, [* 3] wurde am Pariser Konservatorium gebildet und zeichnete sich schon während seiner Lehrzeit so vorteilhaft aus, daß ihm von Habeneck die Leitung der Proben zu den musikalisch-dramatischen Übungen der Schüler übertragen wurde. Seine höhere Ausbildung als Sänger erhielt er von Manuel Garcia in London, [* 4] woselbst er auch 1848 am Italienischen Theater [* 5] mit Glück debütierte.
Später wirkte er mit gutem Erfolg als Bühnensänger in Mannheim [* 6] und an der Opéra Comique in Paris. Seine Haupttriumphe feierte S. aber als Konzertsänger, namentlich steht er als Liedersänger einzig in seiner Art da. 1862 übernahm er die Direktion der Hamburger philharmonischen Konzerte, nachdem er das Jahr zuvor in Gebweiler [* 7] im Elsaß seine Kräfte als Chor- und Orchesterdirigent erprobt hatte. Sieben Jahre später folgte er einem Ruf nach Stuttgart, [* 8] wo er zum Kammersänger und Gesangsinspektor ernannt war, gab jedoch diese Stelle im folgenden Jahr wieder auf, um längere Konzertreisen zu unternehmen.
Von 1874 bis 1878 wirkte er in Berlin [* 9] als Direktor des Sternschen Gesangvereins und entwickelte zugleich eine ungemein fruchtbare Lehrthätigkeit. Dann nahm er ein Engagement als erster Gesanglehrer am Hochschen Konservatorium in Frankfurt [* 10] a. M. an, legte indessen 1880 dies Amt nieder und gründete daselbst eine eigne Schule. S. verdankt seine außerordentlichen Erfolge als Sänger nicht so sehr seinen natürlichen Stimmmitteln als vielmehr dem vollendeten Kunstgeschmack, mit welchem er seine lyrischen Gebilde zu beleben weiß, wobei die tadellose Reinheit seiner Textesausspache wesentlich mitwirkte. Seine »Gesangsmethode« erschien in der Edition Peters (Leipz. 1885). ¶
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Stockhausen
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Jul., Sänger (Baritonist) und Gesanglehrer, geb. zu Paris als der älteste Sohn des Harfenisten und Komponisten Franz S., war Schüler von Manuel Garcia in London und trat 1848 in Basel [* 12] zum erstenmal vor die Öffentlichkeit. Seinen Ruf begründete er in der Mitte der fünfziger Jahre durch wiederholte Konzertreisen in Deutschland [* 13] und Österreich. [* 14] Nachdem er 1863-69 in Hamburg [* 15] als Dirigent der Philharmonischen Konzerte und der Singakademie thätig gewesen war, nahm er 1869 seinen Wohnsitz in Cannstatt und ging von hier 1874 als Dirigent des Sternschen Vereins nach Berlin.
Diese Stellung gab er 1878 auf, da er als Gesanglehrer an das Hochsche Konservatorium nach Frankfurt a. M. berufen wurde. Das Konservatorium verließ er jedoch nach zwei Jahren, um eine eigene Schule zu gründen. S. war einer der ersten, die den Versuch durchführten, ausschließlich im Konzertgesang thätig zu sein, er hat nur vorübergehend einmal in Mannheim und einmal in Paris der Oper angehört. Auf sein Beispiel ist die große Ausdehnung [* 16] zurückzuführen, die gegenwärtig der Stand der Konzertsänger gewonnen hat. In seiner Glanzzeit war er, obwohl nicht mit großen Stimmmitteln begabt, durch Vollendung der Technik und des Ausdrucks einer der besten Sänger, so wie er heute als Vortragsmeister noch einer der gesuchtesten und besten Lehrer ist. S. veröffentlichte eine ausgezeichnete «Gesangmethode» (2 Bde., Lpz. 1885).