1) (spr. stern)Lawrence, berühmter engl. Humorist, geb. zu
Clonmel in
Irland, widmete
sich zu
Cambridge theologischen
Studien und wurde 1720
Pfarrer in
Sutton, siedelte 1760 nach
London
[* 2] über, bereiste dann
Frankreich
und
Italien
[* 3] und starb in
London.
Sein Hauptwerk ist: »The life and opinions of Tristram Shandy« (Lond.
1759-67, 9 Bde., oft aufgelegt; deutsch von
Gelbke, Hildburgh. 1869), von dem die beiden ersten
Bände
ihn bereits auf den Gipfel der
Popularität erhoben.
Die Neuheit und Seltsamkeit seines
Stils erregte allgemeines Aufsehen; er wurde der verzogene Liebling der feinen
GesellschaftLondons. »Tristram Shandy« ist eine
Erzählung, die aus einer
Reihe von
Skizzen besteht und teils unter der
Maske desYorick
(S. selbst), eines
Geistlichen und Humoristen, teils unter derjenigen des phantastischen Tristram vorgetragen wird. Das Ganze
ist, ähnlich wie bei unserm
Jean Paul, mit wunderlicher
Gelehrsamkeit verquickt und mehr ein buntes Durcheinander als ein
planvolles Kunstwerk. Viel lesbarer als »Tristram Shandy« ist Sternes »Sentimental
journey through
France and Italy« (Lond. 1768 u. öfter;
deutsch von
Böttger, Berl. 1856; von
Eitner, Hildburgh. 1868) geblieben.
Der geistvolle, scharf beobachtende, tief empfindende Reisende, hinter dessen leicht hingeworfenen Liebesabenteuern man übrigens
kaum einen
Geistlichen vermutet, ist eins der frischesten und unvergänglichsten Charakterbilder des 18. Jahrh.
Außer den genannten
Schriften erschienen von S. mehrereBände
»Sermons« (1760 ff.),
die nicht minder den
Humoristen verraten, sowie nach seinem
Tod »Letters to his most intimate friends« (1775, 3 Bde.)
und sein Briefwechsel mit
Elisa
(ElizabethDraper), einer indischen
Lady, zu der er eine Zeitlang in einem Liebesverhältnis
stand (1775). Von den vielen Gesamtausgaben der Sterneschen Werke ist die neueste, mit Sternes Selbstbiographie,
von
Browne besorgt (1884, 2 Bde.).
Fitzgerald, LifeofL. S. (das. 1864, 2 Bde.), worin
auch Sternes merkwürdiges
Schicksal nach dem
Tod mitgeteilt ist, indem sein
Leichnam von den Wiederauferstehungsmännern nach
Cambridge auf die
Anatomie verkauft wurde.
Die Frage nach der Bewohnbarkeit andrer Gestirne oder, wie sie auch lautet, nach der Mehrheit der Welten ist
unstreitig eine der am häufigsten besprochenen und auch den Astronomen vorgelegten. Mit derselben haben
sich indes vielleicht viel häufiger Theologen und Philosophen beschäftigt, als gerade die Astronomen. Bildet auch das Studium
der Gestirne die Aufgabe der Astronomie,
[* 4] so richtet diese Wissenschaft doch weit mehr ihre Aufmerksamkeit auf die Erkennung der
Bewegungen der Gestirne, daraus ableitend die Gesetze, nach denen die Bewegungen vor sich gehen, als auf
Fragen, an deren Lösung die Phantasie in hervorragendem Maße beteiligt sein muß.
Anderseits ist es einzig die Astronomie, welche durch ihre Beobachtungen mit dem Fernrohr
[* 5] über die physikalischen Verhältnisse
andrer GestirneAufklärung schaffen und die Möglichkeit oder Unmöglichkeit organischen Lebens nach unsern
Begriffen nachweisen kann. Die Frage kann sich denn auch nur in der Weise fassen und beantworten lassen, ob auf andern Gestirnen
die Bedingungen für organisches Leben vorhanden sind oder nicht. In andrer Weise ist vielfach die Frage von Theologen und Philosophen
behandelt worden.
Hier ist die individuelle religiöse Anschauung zum Ausgangspunkt gewählt, und je nachdem man in spätern
Jahrhunderten die in der Bibel
[* 6] geoffenbarte Religion mit der Bewohnbarkeit andrer Welten als der Erde allein vereinbar fand und
an der Vereinbarkeit festhielt oder nicht, ist die Beantwortung der Frage in bejahendem oder verneinendem Sinn ausgefallen.
Die frühsten Ansichten stehen natürlich wieder in engem Zusammenhang mit der unentwickelten Erkenntnis
der Beschaffenheit der Erde wie der ihrer Stellung im Weltraum und im Sonnensystem und können hier füglich unberücksichtigt
bleiben.
Dabei ist zu beachten, welche Gefahren noch zur Zeit der Inquisition mit der Befürwortung dieser Ansicht verknüpft waren.
Der Erde wurde damit ihre bevorzugte Stellung in der Schöpfung genommen, und das geistliche Dogma von der Erlösung, der
MenschwerdungChristi schien schroff solchen Ideen gegenüber zu stehen. Je mehr aber die wirkliche Bedeutung der Erde im System
bekannt wurde, je weiter diese Erkenntnis sich ausbreitete, um so mehr mußten auch solche Bedenken schwinden. Mit besonderer
Wärme
[* 10] wird sodann in dem anziehenden Werke von Fontenelle für die Mehrheit der Welten eingetreten. Leibniz,
Bernouilli, Newton, Lambert, Bailly, Herder und viele andre könnten angeführt werden. Es möge aber genügen,
¶
mehr
hier folgende Worte von Kant und Laplace wiederzugeben: »Ich bin der Meinung, daß es eben nicht notwendig sei, zu behaupten,
alle Planeten müßten bewohnt sein, ob es gleich eine Ungereimtheit wäre, dieses in Ansehung aller oder auch nur der meisten
zu leugnen. Bei dem Reichtum der Natur, da Welten und Systeme in Ansehung des Ganzen der Schöpfung nur Sonnenstäubchen
sind, könnte es auch wohl öde und unbewohnte Gegenden geben, die nicht auf das genaueste zu dem Zwecke der Natur, nämlich
der Betrachtung vernünftiger Wesen, genützet würden. Vielleicht, daß sich noch nicht alle Himmelskörper völlig ausgebildet
haben; es gehören Jahrhunderte und vielleicht Tausende von Jahren dazu, bis ein großer Himmelskörper
einen festen Stand seiner Materien erlanget hat. Jupiter scheint noch in diesem Streite zu sein... Allein, man kann noch mit
mehr Befriedigung vermuten, daß, wenn er gleich jetzt unbewohnt ist, er dennoch es dereinst werden wird, wenn die Periode
seiner Bildung wird vollendet sein. Vielleicht ist unsre Erde tausend oder mehr Jahre vorhanden gewesen,
ehe sie sich in Verfassung befunden hat, Menschen, Tiere und Gewächse unterhalten zu können. Daß ein Planet nun einige tausend
Jahre später zu dieser Vollkommenheit kommt, das thut dem Zwecke seines Daseins keinen Abbruch.« (Kant.) »Die wohlthätige
Einwirkung der Sonne läßt die Tiere und Pflanzen, welche auf der Erde leben, gedeihen, und die Analogie führt uns zu der Annahme,
daß die Sonne ähnliche Wirkungen auf den Planeten hervorbringt. Denn es ist nicht natürlich, zu denken, daß die Materie,
deren Fruchtbarkeit sich vor unsern Augen in so vielen Formen entfaltet, unfruchtbar sei auf einem so großen
Planeten wie der Jupiter, der gleich der Erde seine Tage, seine Nächte und seine Jahre hat und auf welchem, wie die Beobachtungen
uns lehren, Veränderungen vor sich gehen, welche sehr wirksame Kräfte voraussetzen. Der Mensch, welcher für die Temperatur,
die er auf der Erde genießt, geschaffen ist, könnte allem Anschein nach auf den andern Planeten nicht
leben, aber sollte es dort nicht eine Unendlichkeit von Organismen geben, welche den verschiedenen Temperaturen der Körper
dieses Weltalls angepaßt sind? Wenn der bloße Unterschied der Elemente und der Klimate so viele Verschiedenheiten in den
Geschöpfen der Erde hervortreten läßt, wieviel mehr müssen diejenigen der verschiedenen Planeten und
ihrer Trabanten voneinander abweichen? Die lebhafteste Einbildungskraft kann sich von diesen Wesen keine Vorstellung machen,
aber ihre Existenz ist mindestens sehr wahrscheinlich.« (Laplace.)
Untersuchen wir nun aber die Frage mit Rücksicht auf die jetzigen Kenntnisse der Astronomie über die
physische Beschaffenheit der Himmelskörper, indem wir zuerst der Reihe nach die Glieder
[* 12] des Sonnensystems durchgehen. Die Sonne
selbst hielt man bis zur Anwendung der spektralanalytischen Beobachtungsmethode fast allgemein nach Wilson und Herschel für
einen dunkeln, festen Körper, der von doppelten Atmosphären umgeben war, deren äußere hell leuchtend uns die
Sonne als die Lichtspenderin erscheinen ließ, deren untere, innere aber den Sonnenkern vor der gewaltigen Glut jener schützte.
So konnte, zunächst abgesehen von allen andern Bedingungen, die Phantasie die Sonnenoberfläche mit lebenden Wesen bevölkern.
Nachdem nun die ganz andre Beschaffenheit des Sonnenkörpers nachgewiesen, wonach wir ihn in der höchsten Glühhitze,
in feurig-flüssigem oder gasförmigem Zustand, umgeben von einer Atmosphäre, in der die verschiedensten Metalle in
Dampfform
lagern, zu denken haben, fallen natürlich ohne weiteres die ersten Lebensbedingungen fort, und es bedarf nicht erst der
Erwähnung andrer Umstände, die auch unter der Wilsonschen Annahme der Bewohnbarkeit im engern Sinn entgegenstanden.
Zwischen Sonne und Erde haben wir Merkur
[* 13] und Venus, die mit ihr und Mars
[* 14] gegenüber den weiter folgenden großen
PlanetenJupiter, Saturn, Uranus und Neptun in vieler Beziehung eine besondere Gruppe zu bilden scheinen. Die Dichtigkeit dieser
vier Planeten ist nahe die gleiche, alle sind erheblich dichter als das Wasser, an Größe sind sie nicht
sehr verschieden, Venus und Erde fast ganz gleich, Merkur und Mars etwa halb so groß, dagegen besitzen die andern vier eine
sehr geringe Dichtigkeit, geringer oder doch nicht viel größer als die des Wassers, und sind ganz gewaltige Körper.
Bis in die jüngste Zeit kam hinzu, daß man für die vier innern Planeten sehr nahe die gleiche Rotationsdauer
(einen irdischen Tag) annehmen zu können glaubte, während die äußern sich in weniger als der Hälfte der Zeit um die Achse
drehten; alle schienen in ähnlicher Weise von einer Atmosphäre umgeben, sich in vorgeschrittenem Zustande der Abkühlung
zu befinden, Verhältnisse, die ebenfalls nicht in gleichem Maße bei Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun stattfanden.
So hatte sich die Ansicht vielfach befestigt, daß organisches Leben schon auf dem Merkur und der Venus angenommen werden dürfe.
Freilich bewirkte die größere Nähe der Sonne eine erheblich vermehrte Wärmezufuhr; indessen schien es nach den
Untersuchungen Tyndalls nicht undenkbar, durch Annahme einer nur in geringem Grade anders zusammengesetzten Atmosphäre den notwendigen
Ausgleich zu erreichen. Zudem finden wir auch schon auf unsrer Erde in den Klimaten so erhebliche Unterschiede und doch überall
Menschen und Organismen, welche den betreffenden Klimaten angepaßt sind, daß man hier auch nur
etwas weiter zu gehen braucht, um die Anpassung an noch größere Extreme zu ermöglichen. In allerneuester Zeit hat nun Schiaparelli
den Nachweis geführt, daß Merkur und Venus sich zur Sonne verhalten wie die Satelliten zu ihren Hauptkörpern, daß sie nämlich
in derselben Zeit einen Umlauf um die Sonne vollenden, in welcher sie sich einmal um die Achse drehen.
Die gleiche Tagesdauer bei den vier innern Planeten fällt also fort, der Tag des Merkur dauert 88, der der Venus aller Wahrscheinlichkeit
nach 225 irdische Tage. Danach nehmen diese beiden Planeten eine ganz gesonderte Stellung im Sonnensystem ein, und es muß sofort
jeder Gedanke an die Bewohnbarkeit zurückgewiesen werden; denn wenn uns die Beobachtung lehrt, daß stets dieselbe Seite der
Planeten der Sonne zugewandt bleibt, so können wir uns keine Wesen, keine Organismen denken, welche für alle Zeit den Strahlen
der Sonne und den damit notwendigerweise Hand
[* 15] in Hand gehenden Umständen ausgesetzt sein, ebensowenig wie
solche, die ohne den belebenden Einfluß der Sonne in steter ewiger Nacht verbleiben können.
gesehen, aus deren veränderter Lage die Rotationszeit mit Sicherheit zu 24 ⅔ Stunden berechnet, auch die Neigung des Marsäquators
gegen seine Bahn zu etwa 29° abgeleitet werden konnte. Die Anwesenheit einer dichten Atmosphäre, welche ihrer Zusammensetzung
nach mit der der Erde sehr große Ähnlichkeit hat, ließ sich ebenfalls nachweisen, endlich auch aus der
Verschiedenheit der Flecke, daß ein großer Teil derselben dem Marskörper angehöre, ein andrer Teil dagegen durch Vorgänge
in der Atmosphäre zu erklären sei.
Neben den dunkeln, in mannigfachen Farbenabtönungen vorhandenen Flecken lagern blendend weiße Flecke um Nord- und Südpol des
Marsäquators. Aus der Neigung des Äquators gegen die Bahn folgt Wechsel derJahreszeiten,
[* 20] und zwar, in ähnlicher
Weise wie auf der Erde, nur mit dem Unterschied, daß infolge der großen Exzentrizität der Bahn daselbst für die nördliche
Hemisphäre das Frühjahr- und Sommerhalbjahr demHerbst- und Winterhalbjahr gegenüber einen Überschuß von 76 Tagen hat,
wogegen die Differenz bei uns nur 8 Tage beträgt. In deutlichem Zusammenhang mit den Jahreszeiten steht
eine nicht zu verkennende Veränderlichkeit jener weißen Flecke, so zwar, daß, wenn auf der betreffenden HemisphäreSommer
ist, der Polarfleck derselben an Ausdehnung
[* 21] abnimmt, im Winter dagegen zunimmt.
Während im Winter der weiße FleckAusläufer bis zu 45° Marsbreite aussendet, zieht er sich im Sommer
bis auf 8-10° um den Pol herum zusammen. Es liegt sehr nahe, diese Flecke als Eis- und Schneezonen zu erklären, wie sie auch
unsre Pole umlagern. Weiter ist nun die Annahme nicht zu gewagt, daß wir in den dunkeln FleckenOzeane und Seen,
in den hell hervortretenden Länder, Kontinente zu erblicken haben, welche je nach den bemerkbaren Licht- und Farbentönen Unterschiede
andeuten, die uns ja auch auf der Erde nicht fremd sind.
Diese allgemeinen Ähnlichkeiten sind nun durch vermehrte Detailbeobachtungen so weit geführt, daß wir von der Marsoberfläche
vollständige Karten besitzen, an der Hand derer im Laufe der Zeit die Veränderungen nachgewiesen werden
können. Freilich haben uns auch die mächtigen Fernrohre, zuerst durch Schiaparelli, Gebilde auf dem Mars erkennen lassen,
für die uns zunächst jede Erklärung fehlt. Schiaparelli fand anfangs einfache, den Mars nach allen Richtungen durchziehende
schwarze Linien, von denen in späterer Zeit vielfach Verdoppelungen festgestellt wurden.
Der gewissenhafte und vorsichtige Forscher nennt sie, um einen Ausdruck für sie zu haben, Kanäle und Kanalsysteme, verwahrt
sich aber dagegen, sie mit ähnlichen künstlichen Anlagen auf der Erde zu identifizieren. In der That ist schon die Breite
[* 22] solcher Kanäle, die oft auf etwa 60 km, in gewissen Fällen auf 200-300 km geschätzt werden kann, dabei
sich sehr veränderlich zeigt, geeignet, hier dem »Aufschwunge unsrer EinbildungskraftZügel anzulegen«, mehr aber sicher
noch, wenn man nach Vergleichen mit Thatsachen, wie wir sie auf der Erde können, für das folgende, oft wahrgenommene Phänomen
suchen will.
Schiaparelli hatte Kanäle in ihrer gewöhnlichen Form wahrgenommen, wenige Tage, vielleicht nur Stunden
darauf zeigt ein solcher Kanal
[* 23] sich nach einem bisher ganz unerklärten Umformungsprozeß plötzlich doppelt, also aus zwei
sehr nahe bei einander befindlichen Streifen zusammengesetzt, die gewöhnlich gleichförmig und parallel laufen. In vielen
Fällen konnte man durch eine genaue Vergleichung mit den umgebenden Einzelheiten nachweisen, daß
einer der beiden Streifen genau oder doch ungefähr die Stelle des frühern einfachen
Kanals behauptet hat; indes ist diese
Regel nicht allgemein, in einzelnen Fällen trifft weder die eine noch die andre der neuen Bildungen mit dem alten Kanal zusammen,
die Übereinstimmung der Hauptrichtung und der Lage ist dann nur eine beiläufige, jede Spur des alten
Kanals verschwindet, um den beiden neuen Linien Platz zu machen etc. Bietet uns nun danach der MarsErscheinungen, für die uns
das Analogon auf der Erde fehlt, so ist damit keineswegs die Unmöglichkeit der Bewohnbarkeit ausgesprochen.
Von andern namhaften Gelehrten wird den Astronomen eine zu große Ängstlichkeit in der Aufstellung neuer
Hypothesen, die weiter befruchtend wirken können, vorgeworfen. So bespricht E. Schröder (Professor der Mathematik an der technischen
Hochschule in Karlsruhe)
[* 24] in seiner Rede »Über das Zeichen« (1890) diese neuen Entdeckungen in folgender Weise: »Während auf
der irdischen Landkarte die Grenzen
[* 25] von Land und Wasser sich auf den ersten Blick schon darstellen als das
zufällige Produkt von sinnlos waltenden Naturkräften, machen auf dem Mars dieselben unverkennbar den Eindruck, mit Absicht
angelegt oder doch aus dem natürlichen Zustand erheblich berichtigt zu sein durch zweckbewußte Wesen. Vor allem die schnurgeraden,
oft wie mit dem Lineal gezogenen Kanäle von nicht selten 4000 km Länge, davon meist zwei (vielleicht als Konkurrenzkanäle?)
in größerm Abstand einander parallel gehen, lassen auf Bewohner schließen, die in der Technik uns riesigweit voraus sind.
Dieser Schluß wird aber noch durch eine MengeGründe gestützt, von denen ich nur einen andeuten will.
Nach der Laplace-KantschenHypothese über die Entstehung unsers Planetensystems, der einzig haltbaren und auch dadurch gestützten,
daß wir die von unsern Planeten einst durchgemachten Entwickelungsphasen in allen Stadien an fernen Systemen noch heute beobachten,
ist Mars viel älter als die Erde, vielleicht um ein paar hundert Jahrmillionen in der Kultur uns voraus!
Wie weit würden wir erst selbst nach einem solchen Zeitraum sein? - So kann ich es nur noch für eine Frage von wenigen Jahrhunderten
halten, daß wir mit Marsbewohnern optisch oder sonstwie in Korrespondenz treten werden. Sobald einmal auch nur ein Zeichen
beliebig hin und her gesandt werden kann, z. B. bei sternheller Nacht, in Gestalt gleichzeitigen Aufleuchtens
von sehr vielen, dicht über große Flächen verteilten elektrischen Bogenlampen, so bildet dessen Unterbrechung ein zweites
Zeichen, und wird man sich alsbald gegenseitig mitteilen können, daß hüben und drüben mathematikverständige Analysten
oder Algebristen wohnen, indem man z. B. von diesseits die dyadische
Darstellung von π meldet, und vielleicht von jenseits diejenige der in der Analysis eine ebenso wichtige Rolle spielenden Irrationalzahl
e zur Antwort erhält!« Hiermit nähert sich nun freilich Schröder dem Münchener Astronomen Gruithuisen, der in der ersten
Hälfte dieses Jahrhunderts auf Grund seiner ausgedehnten Mondbeobachtungen den Vorschlag machte, um mit
den Mondbewohnern, von deren Existenz er überzeugt war, in Korrespondenz zu treten, etwa die
[* 19]
Figur des pythagoreischen Lehrsatzes,
des rechtwinkeligen Dreiecks mit den drei Quadraten in großem Maßstab
[* 26] über ganze Länderstrecken hinweg aufzutragen, z. B.
sie in Raps zu säen, worauf die Mondbewohner mit andern geometrischen Figuren antworten würden. Hätte
nun auch beim Mond wegen der viel größern Nähe ein solcher Versuch mehr Aussicht auf Erfolg, als bei dem so entfernten Mars,
so liegt nun doch außer Zweifel, daß
¶
(spr. störn),Lawrence, engl. Humorist, wurde zu Clonmel in Irland geboren. Ein Verwandter ließ ihn
erziehen, und 1732 ging er auf die UniversitätCambridge, wo er 1740 Magister wurde. Von seinem Onkel erhielt er darauf die
Pfarrei zu Sutton und eine Pfründe zu York. Durch seine Verheiratung wurde ihm noch die Pfarrei zu Stillington
zu teil. 1759 gab S. in London die beiden ersten Bände von «Tristram Shandy» heraus, denen bis 1766 noch sieben folgten.
Das Ergebnis seiner Reisen nach Frankreich und Italien ist sein «Sentimental journey through France and Italy
by Mr. Yorick» (deutsch von Böttger, Berl. 1856; auch in Reclams «Universalbibliothek»). S. starb in London.
Seine beiden oben genannten Werke fanden außerordentlichen Beifall. «Tristram
Shandy» (deutsch von Gelbke, Hildburgh. 1869; auch in Reclams «Universalbibliothek») ist ein buntes Durcheinander von Episoden
und Abschweifungen, aber die Menge komischer, mit rührenden Zügen untermischter Schilderungen von Auftritten
aus dem häuslichen Leben und meisterhaften Zeichnungen der Charaktere machen es zu einem bewunderungswürdigen Werke. Außer
jenen Schriften erschienen von S., gleichfalls unter dem angenommenen NamenYorick, zwei Bände«Sermons» (Lond. 1760),
denen
später noch mehrere mit seinem wirklichen Namen folgten; auch sie verleugnen den Humoristen nicht. Nach
seinem Tode wurden sein Briefwechsel (3 Bde., Lond.
1775) und die «Letters from Yorick to Eliza» (ebd. 1775) herausgegeben. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien von Browne
(4 Bde., Lond. 1873; neue Aufl.
1884) und Stapfer (Laurence S., étude biographique et littéraire, Par. 1870). -
Vgl. Percy Fitzgerald, Life of S. (2 Bde., Lond.
1864);