Steinhimbeere
,
s. Rubus.
Steinhimbeere
3 Wörter, 25 Zeichen
Steinhimbeere,
s. Rubus.
Das im laufenden Alphabet nicht Verzeichnete ist im Register des Schlußbandes aufzusuchen.
L. (Brombeer- und Himbeerstrauch), Gattung aus der Familie der Rosaceen, meist rebenartige und stachlige Sträucher, selten kriechende Kräuter mit abwechselnden, einfachen oder gelappten, meist drei- bis fünfzählig oder unpaarig gefiederten Blättern, weißen oder rötlichen, meist in end- und achselständigen Rispen oder Doldentrauben angeordneten Blüten und einsamigen Steinfrüchten, die unter sich mehr oder minder verwachsen sind. Zahlreiche, über die ganze Erde zerstreute Arten. Rubus Idaeus L. (echter Himbeerstrauch, Hindbeere, Hombeere, Hohlbeere, Himbesing), ein 0,6-2 m hoher Strauch mit aufrechtem, zweijährigem, im ersten Jahr krautigem, später verholzendem, etwas dornigem oder unbewehrtem Stamm, gestielten, drei- bis siebenzählig gefiederten, an den blühbaren Trieben gedreiten, unterseits zart weißfilzigen Blättern, in wenig- bis ein- oder zweiblütigen, schlaffen, fein behaarten und stachelborstigen Rispen stehenden Blüten und samtartig kurzfilzigen, roten (in Gärten auch gelben bis gelblich weißen), sehr aromatischen Früchten, wächst in Waldungen Europas von 39-70° nördl. Br. und wird in mehreren Varietäten kultiviert. Er verlangt nahrhaften, lockern, milden Boden, einen geschützten, sonnigen Standort, wird durch Wurzelschößlinge oder Ausläufer vermehrt, indem man die einjährigen, bis auf einige Augen zurückgeschnittenen Schößlinge einzeln verpflanzt, und bei 1-1,5 m Höhe fächerförmig an ausgespannte Drähte gebunden. Im folgenden Frühjahr schneidet man die im Vorjahr entwickelten Schößlinge bis zu dem obersten gut ausgebildeten Auge [* 5] zurück.
Die im Lauf des Sommers fruchttragenden Schößlinge werden im Herbst ausgebrochen. Nach je sechs Jahren ersetzt man die Pflanzung durch eine neue. Reichliche Düngung und fleißige Bewässerung erhöhen den Ertrag wesentlich. Empfehlenswerte Sorten sind: Fastolff, Herrenhäuser Königshimbeere, roter und gelber Antwerpener, Prince of Wales, gelber Chile, [* 6] Brinktes Orange und von den remontierenden, die schon im Spätsommer oder im Herbst an den Sommertrieben Früchte entwickeln und somit in einem Jahr zwei Ernten geben: rote Merveille, Schöne von Fontenay, Sucrée de Metz, [* 7] Surpasse Merveille. Die neuern schwarzfrüchtigen Himbeersträucher sind aus Kreuzungen mit dem amerikanischen Rubus occidentalis L. hervorgegangen und ohne besondern Wert. Der ¶
Himbeerstrauch wird von wenigen Insekten [* 9] belästigt: im Stengel [* 10] bohrt die Raupe des Himbeerglasflüglers (Sesia hylaeiformis), die Blüten zerfrißt die Larve des Himbeerstechers (Anthonomus Rubi), in den reifen Früchten lebt die Larve des Himbeerkäfers (Byturus tomentosus). Die Früchte enthalten:
Zucker | Äpfelsäure | Pektin | Wasser | Faser | |
---|---|---|---|---|---|
Rote Waldhimbeere | 3.60 | 1.98 | 1.11 | 83.86 | 8.64 |
Rote Gartenhimbeere | 4.71 | 1.36 | 1.75 | 86.56 | 4.61 |
Weiße Gartenhimbeere | 3.70 | 1.11 | 1.40 | 88.18 | 4.56 |
Sie werden eingemacht, zu Sirup verarbeitet; auch bereitet man einen Himbeeressig und durch Destillation [* 11] der Himbeerpreßlinge mit Wasser ein Himbeerwasser (vgl. Ätherische Wässer). Rubus Chamaemorus L. (Multebeere) ist krautartig, mit 16-20 cm langem, aufrechtem Stengel, gelappten Blättern, einzeln stehenden Blüten und orangeroten Früchten von sehr angenehmem, aber vergänglichem Aroma. Die Pflanze bedeckt in Lappland ganze Sümpfe, findet sich auch in Pommern, [* 12] in Westpreußen, [* 13] reift aber reichliche Früchte erst nördlich vom 68.° Die Beeren werden von den Lappländern in großer Menge eingekocht und als Gemüse und bestes antiskorbutisches Mittel benutzt.
Wohlschmeckende, dunkelrote Früchte von angenehmem Geruch hat Rubus arcticus L. (nordische Himbeere), ein niedriges, krautartiges Gewächs mit dreizähligen Blättern und einzeln stehenden Früchten, im nördlichsten Europa [* 14] und in Nordamerika. [* 15] Rubus odoratus L. (wohlriechende Himbeere), ein zweijähriger, 1,25 m hoher, mit drüsigen Haaren besetzter Strauch mit großen, drei- oder fünflappigen, weich behaarten Blättern und sehr zahlreichen roten Blüten in doldentraubiger Rispe, ist einer unsrer beliebtesten Blütensträucher, blüht den ganzen Sommer hindurch, entwickelt aber nur in der Heimat, Nordamerika, genießbare Früchte.
Die Gruppe der Brombeersträucher, mit mehrjährigem Stengel, fuß- oder fingerförmigen, dreizähligen, selten ganzen Blättern und schwarzen Früchten, umfaßt viele Arten, welche wegen ihrer Wandelbarkeit der Systematik große Schwierigkeiten darbieten. Einige, wie der Brombeerstrauch unsrer Äcker (Rubus caesius L., gemeine Kratzbeere), treiben kurze Blütenzweige an rutenförmigen, kriechenden Stengeln, welche hier und da wurzeln und neue kriechende Stengel entwickeln; die größere Anzahl treibt dagegen aufrechte Stengel, welche an Stützen emporwachsen oder am obern Teil sich umbiegen und am untern Teil schlanke Zweige entwickeln, die auf der Erde weithin laufen, wurzeln und so eine neue Pflanze bilden. Zu diesen letzten Arten gehört Rubus fruticosus Hayne, in Europa und dem Orient, welcher wegen der wohlschmeckenden Früchte häufig in Gärten gezogen wird.
Auch andre Arten, wie Rubus arcuarius L., Rubus laciniatus Willd., Rubus occidentalis L., werden der Früchte halber kultiviert, und am wertvollsten sind die in Amerika [* 16] gezüchteten großfrüchtigen Sorten. Brombeeren, welche als Obst benutzt, auch eingemacht und auf Sirup verarbeitet werden, enthalten 4,44 Zucker, [* 17] 1,19 Äpfelsäure, 1,44 Pektin, 5,59 Faser, 86,41 Wasser.
Vgl. Weihe und Nees v. Esenbeck, Beschreibung der deutschen Brombeerarten (Bonn [* 18] 1822-27);
Kuntze, Reform deutscher Brombeeren (Leipz. 1867);
Derselbe, Methodik der Speziesbeschreibung und Rubus; Monographie der einfachblätterigen und krautigen Brombeeren (das. 1879);