Steinbrücken
,
steinerne
Brücken,
[* 2] solche, bei welchen nicht nur, wie dies auch bei Holzbrücken
(s. d.) und Eisenbrücken
[* 3] (s. d.)
der Fall ist, bloß die
Brückenpfeiler (s. d.), sondern auch das
Brückentragwerk (s. d.) und die
Brückenbahn (s. d.) in
Stein
hergestellt sind. Sie sind fast immer als Bogenbrücken, nur bei sehr kleinen
Spannweiten als Steinbalken konstruiert; bei
geringer Länge werden sie aus einem einzigen, von Ufer zu Ufer gespannten
Bogen,
[* 4] bei größerer Länge
von mehrern zwischen Steinpfeilern eingewölbten
Bogen gebildet, auf welchen die
Brückenbahn liegt. Unterschiede entstehen
hierbei auch durch die Form der Bogenkrümmung, die ein Halbkreis, ein flacher Kreisbogen
(Stichbogen), ein gedrückter oder
ein überhöhter
Bogen sein kann. Die Form der
Gewölbe
[* 5] steht in einer gewissen
Beziehung zu der Verteilungsart
der Belastung, welche dieselben zu tragen haben. Während ältere S. (wie die aus der Maurenzeit stammende Alcantarabrücke
bei
Toledo,
[* 6] s.
Tafel: Steinbrücken
I,
[* 1]
Fig. 1) meist den Halbkreis im
Gewölbe zeigen, versteht man in neuerer Zeit durch andere
der Drucklinie angepaßte Bogenformen das Material bedeutend besser auszunutzen.
Einen sehr flachen Bogen dieser Art zeigt die Enzbrücke bei Höfen in Württemberg [* 7] (Taf. I, [* 1] Fig. 2). Zur Aussteifung der Gewölbeschenkel bei Bögen, deren Form der Druckbeanspruchung nicht sonderlich entspricht, dienen die Hintermauerungen, deren obere Fläche ebenso wie die des nicht übermauerten Gewölbes durch ein zweckmäßig angebrachtes Gefäll und durch Überzug mit wasserdichten Schichten (Cement, Asphalt) gegen das Eindringen der Tagesfeuchtigkeit geschützt wird. Bei großen Höhen, wie sie besonders bei Thalbrücken (s. d.) vorkommen, werden die S. auch in Etagen gebaut, so daß mehrere Reihen übereinander befindlicher Gewölbe entstehen. Ein Beispiel hierfür ist die Göltzschthalbrücke (Taf. I, [* 1] Fig. 3) und die Seinebrücke am Point du jour zu Paris [* 8] (Taf. II, [* 1] Fig. 2 a u. b). Die Ausführung der Bogen erfolgt über hölzernen und eisernen Lehrgerüsten (Taf. II, [* 1] Fig. 2d).
Das Ausschalen dieser Gerüste nach Vollendung des Gewölbes muß ganz allmählich unter Vorsichtsmaßregeln geschehen. Man stellt zu diesem Ende die Stützen des Lehrgerüstes auf Keile, Schrauben, [* 9] auf Sand in Säcken oder Töpfen, deren Inhalt man langsam ausfließen läßt, u. s. w. Zur Ausfüllung des Raums zwischen der Fahrbahn und den Gewölbszwickeln bedient man sich bei großen Weiten und Höhen sekundärer Wölbungen, des Spandrill- oder Kapellenmauerwerkes (Taf. II, [* 1] Fig. 1); [* 1] Fig. 1a-1e geben konstruktive Einzelheiten dieser Brücke. [* 10] Die größten Spannweiten (60 m und darüber) besitzen: Der Viadukt du Gour-Noir (60 m), die Grosvenorbrücke über den Dee bei Chester (61 m), die Lavaurbrücke (61,5 m), die Pruthbrücke bei Jaremcze der Eisenbahnlinie Stanislau-Woronienka (65 m, Taf. II, [* 1] Fig. 3), der Cabin-John-Aquädukt bei Washington [* 11] (69,5 m).