Sprachorgane
,
diejenigen Werkzeuge [* 2] des menschlichen Körpers, welche die Laute bilden, aus denen die Sprache [* 3] zusammengesetzt ist, also zum Teil dieselben, welche die musikalisch bestimmbaren Töne, deren Inbegriff die Stimme genannt wird, hervorbringen. Die musikalisch bestimmbaren Töne liefern indes nur einen Bestandteil der Sprache, nämlich die Vokale (s. d.), die entweder nur aus einem einzigen Tone bestehen oder aus einem starken Grundtone, dem durch mitklingende Nebentöne die eigentümliche Klangfarbe erteilt wird, die ihn als den bestimmten Vokal erscheinen lassen.
Durch die Stellung der Stimmbänder, als des tonerzeugenden Instruments, und die Stellung der Mundhöhle, [* 4] als des mitschwingenden Schallraums, werden dieser Grundton und die Nebentöne hervorgebracht. Neben den Vokalen bilden die Konsonanten (s. d.) den zweiten Bestandteil der Sprache, die jedoch keine Töne, sondern nur tonlose Geräusche sind. Bei ihrer Bildung sind die Stimmbänder unbeteiligt; sie entstehen nur im Schallraume (der Mund- und der Nasenhöhle), und ihre Mannigfaltigkeit wird erzeugt durch die gegenseitige Stellung des Gaumens, der Zunge und der Zähne. [* 5]
Man kann demnach die Sprache als ein musikalisches Verständigungsmittel auffassen. (S. Sprache.) Über die Bildung der Sprachlaute durch die S. s. Laut. Fehlerhafte Bildung der S., abnorme Innervation der betreffenden Muskulatur sowie Mangel an Intelligenz oder Willenskraft sind die Ursachen der verschiedenen Sprachfehler, unter denen das Stammeln (s. d.) und Stottern am häufigsten sind. (S. Sprachstörungen.) Hochgradige Verstümmelung der artikulierenden S., angeborener oder frühzeitig erworbener Defekt des Gehörs und gewisse Erkrankungen des nervösen Centralorgans führen zur Sprachlosigkeit oder Stummheit (Alalie), die nur selten heilbar ist. Als häufigste Form der Stummheit ist die auf angeborener Taubheit beruhende Taubstummheit (s. Taubstumm) zu bezeichnen. -
Vgl. Merkel,
Anatomie und
Physiologie des menschlichen
Stimm- und Sprachorgans
(2.Aufl.,Lpz. 1863);
ders., Physiologie der menschlichen Sprache (ebd. 1866).