Sie blieben nur zwei Jahre, doch erhielt S. 1586 in der
GrafschaftCork Landgebiet und lebte fortan, wenige Besuche in
London
abgerechnet, ausschließlich dort auf Kilcolman
Castle, meist alsBeamter der
Regierung, zuletzt als
Clerk
des
Rats von
Munster thätig. Mit den Verhältnissen der
Insel vertraut, schrieb er 1596 für die
Regierung das dialogische »A
view of the present state of Ireland«. Dem bald darauf ausbrechenden
Aufstand fiel er zum
Opfer: sein
Haus wurde verbrannt,
er selbst gezwungen, mit seiner
Familie nach
London zu fliehen.
Hier starb er und ward in der Westminsterabtei begraben, wo ihm die Gräfin
Dorset 1620 ein Denkmal setzte.
SeinenRuhm dankt S. zwei größern
Dichtungen. »The shepherd's calendar«,
Ph.
Sidney gewidmet, umfaßt zwölf Hirtengedichte, jedes
einem
Monat entsprechend; die
Schäfer klagen ihren Liebesschmerz, erörtern religiöse
Fragen, preisen
die
Königin. »The Faery
Queen« ist ein romantisch-allegorisches
Epos nach dem
Muster Ariosts und
Tassos. Die 3 ersten
Bücher
erschienen 1590 und wurden der
Königin gewidmet, welche die vielen Schmeicheleien des Dichters mit einer jährlichen
Pension
von 50 Pfd. Sterl. erwiderte. Die nächsten 3
Bücher wurden 1596 veröffentlicht. Es sollten noch 6 andre
folgen, doch blieb zu ihrer Abfassung dem Dichter weder
Ruhe noch Zeit; nur
Fragmente sind erhalten. Jedes
Buch beschreibt ein
Abenteuer, das ein
Ritter am
Hof
[* 6] der Feenkönigin besteht, und feiert gleichzeitig die Thaten irrender
Ritterschaft¶
Edmund, engl. Dichter, geb. 1552 zu London, trat 1569 ins Pembroke-College zu Cambridge. Nachdem er hier 1576 die
Magisterwürde erlangt hatte, fand er in LondonanSirPhil. Sidney einen einflußreichen Gönner. Diesem
widmete S. 1579 seinen «Shepherd's calendar», ein Hirtengedicht in 12 Eklogen, aber voll von theol. Disputationen. Auf Sidneys
Empfehlung wurde er Geheimschreiber bei Lord Grey, dem Statthalter von Irland. 1586 wurde ihm ein bedeutendes Besitztum, Kilcolman
Castle, in der GrafschaftCork verliehen, mit der Bedingung, daselbst seinen Aufenthalt zu nehmen.
Dort schrieb er sein episches Gedicht «Faerie Queene (Fairy Queen)», dessen erste drei Bücher er 1589 SirWalter Raleigh mitteilte.
Mit diesem ging er dann nach London, wo er im folgenden Jahre die drei Bücher herausgab und der Königin widmete, die ihm
dafür ein Jahresgehalt von 50 Pfd. St. aussetzte. Nach Irland zurückgekehrt, dichtete er hierauf «Epithalamium»,
«Daphnaida», die Elegie «Astrophel»,
dem Andenken seines Freundes Sidney gewidmet, Sonette u. s. w. Von der «Fairy Queen» erschien 1596 das vierte bis sechste Buch.
Von den übrigen sechs Büchern erschienen nur Bruchstücke, und es ist gewiß, daß er das Werk nicht vollendete.
Bei dem Aufstande der Iren 1598 richtete sich die Volkswut auch gegen S., der als Sheriff von Cork sich Ungerechtigkeiten hatte
zu Schulden kommen lassen. Schloß Kilcolman wurde überfallen und S. und seine Familie entkamen nur mit Mühe bis auf ein
Kind, das in den Flammen umkam. S. ging nun nach London, wo er starb. Er wurde in der Westminsterabtei
begraben.
Auch eine in dialogischer Form verfaßte Prosaschrift, «A view of the present
state of Ireland», stammt von S. und zog ihm ihres freimütigen Inhalts wegen die Ungnade der Königin zu. Sein Ruhm gründet
sich neben dem «Shepherd's calendar» auf die «Fairy
Queen», ein auf 12 Bücher, jedes zu 12 Gesängen, angelegtes allegorisches Heldengedicht zum Preise von 12 Tugenden und der Königin.
S. besaß eine fruchtbare und glänzende Einbildungskraft, große Kraft
[* 9] der Darstellung, Reinheit des Sinns und dazu Wohlklang
der Sprache und Vollendung im Versbau, die
Bewunderung verdienen. Sein Versmaß war die sog.
Spenserstanze (s. Stanze). Ausgaben von S.s Werken besorgten Hughes (6 Bde., Lond.
1715), Todd (8 Bde., ebd. 1805 u. ö.),
Masterman (5 Bde., Boston
[* 10] 1839), Aikin (5 Bde., Lond. 1843; in einem
Bande, 1845), Mitford (5 Bde., ebd. 1852), Routledge (ebd. 1853), Child (Bost. 1855), Collier (5 Bde.,
Lond. 1862) und Morris (ebd. 1873, mit Einleitung von Hales. Ein Teil des 1. Buches erschien deutsch von Schwetschke, Halle
[* 11] 1851).
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Vgl. Warton, Observations on the Fairy Queen (Lond. 1754 u. ö.);