Spee
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Friedrich von, Dichter, aus dem adligen Geschlecht der S. von Langenfeld, geb. zu Kaiserswerth am Rhein, wurde im Jesuitengymnasium zu Köln [* 2] erzogen, trat 1610 selbst in den Jesuitenorden und lehrte dann mehrere Jahre hindurch in Köln schöne Wissenschaften, Philosophie und Moraltheologie. Im Auftrag seines Ordens ging er 1627 nach Franken, wo er die Obliegenheit hatte, die zum Tod verurteilten vermeintlichen Hexen und Zauberer auf dem letzten Gang [* 3] zu begleiten.
Aus den tief erschütternden Erkenntnissen dieses Berufs, die sein Haar [* 4] ergrauen machten, erwuchs seine Schrift »Cautio criminalis s. Liber de processu contra sagas« (Rinteln 1631 u. öfter, auch ins Holländische [* 5] und Französische übersetzt), worin er zuerst den Hexenwahn im katholischen Deutschland [* 6] mutvoll und nachdrücklich bekämpfte. Später wurde S. nach Westfalen [* 7] gesendet, um hier die Gegenreformation durchzuführen. Sein Wirken war erfolgreich, aber für ihn selbst unheilvoll: es wurde ein Mordanfall auf ihn gemacht, der ihn elf Wochen in Hildesheim [* 8] ans Krankenbett fesselte. 1631 nach Köln zurückberufen, war er wieder als Professor der Moraltheologie thätig und kam zuletzt nach Trier, [* 9] wo er an einem Fieber, das er sich im Lazarett bei der Pflege der Kranken zugezogen, starb. Seine erst nach seinem Tod erschienene Sammlung geistlicher Lieder: »Trutz-Nachtigall« (Köln 1649; neue Ausgabe von Brentano, Berl. 1817; von Balke, Leipz. 1879; von Simrock, Heilbr. 1875) gehört trotz mannigfaltiger Nachahmung der manieristischen Italiener, die der Zeit eigentümlich war, nach Inhalt und Form zu den besten Leistungen der deutschen Litteratur des 17. Jahrh. und atmet die milde, schlichte Frömmigkeit und Innigkeit des Dichters. Weniger bedeutend ist sein in Prosa geschriebenes, aber mit schönen Liedern durchwebtes »Güldenes Tugendbuch« (Köln 1647; neue Ausg., Freiburg [* 10] 1887).
Vgl. Diel, F. v. S. (Freiburg 1872). ¶
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Spee
(S. von Langenfeld), Friedr., Dichter, geb. in Kaiserswerth, ward im Jesuitengymnasium in Köln erzogen, trat 1610 in den Jesuitenorden, lehrte eine Zeit lang zu Köln, war 1625-26 Domprediger in Paderborn, [* 11] wurde 1627 als Beichtvater der verurteilten Hexen nach Würzburg [* 12] geschickt, lehrte 1632 wieder in Köln und starb zu Trier. Nach seinem Tode erschien seine «Trutz-Nachtigall, oder geistlichs-poetisch Lustwäldlein» (Köln 1649; «verjüngt» von K. Simrock, Heilbr. 1876; hg. von Balke als Bd. 13 der «Deutschen Dichter des 17. Jahrh.», Lpz. 1879; auch in Reclams «Universalbibliothek»),
eine Sammlung geistlicher Lieder, aus denen eine edle, schlichte, poet. Begabung spricht. Minder bedeutend ist sein in Prosa geschriebenes, aber mit schönen Liedern durchwebtes «Güldenes Tugentbuch u. s. w.» (Köln 1649 u. o.; erneuert und sprachlich überarbeitet von Cl. Brentano, 2 Bde., Kobl. 1829). S. baute, unabhängig von Opitz, seine Verse besser als alle seine Vorgänger, und auch sonst bildet er gegen den Zeitgeschmack dadurch einen Gegensatz, daß er sein unmittelbares Gefühl dichterisch, oft im echten Volkston ausspricht. Gegen die Hexenprozesse kämpfte er mit der ganzen Gewalt der Religion und der Wahrheit in seiner «Cautio criminalis, seu de processibus contra Sagas liber (Rinteln 1631) an. -
Vgl. Diel, Friedrich von S. (Freib. i. Br. 1873);
Gebhard, F. S. von Langenfeld (Hildesh. 1893). -
Seine Familie, die 1739 in den Grafenstand erhoben wurde, ist reich begütert, namentlich im Bergischen, wo ihr Ahnensitz, Heltrop, von dem Grafen Franz Joseph Anton von S. (gest. erneuert wurde.