Solferino
514 Wörter, 3'519 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Solferino,
Solferino,
Marktflecken in der ital. Provinz Mantua, [* 2] Distrikt Castiglione, auf einer Anhöhe 3 Stunden westlich vom Mincio und ebenso weit südlich vom Gardasee, mit (1881) 1284 Einw., ehemals Sitz eines Fürstentums, geschichtlich merkwürdig durch den entscheidenden Sieg, welchen hier die verbündeten Franzosen und Sardinier über die Öster-
[* 1]
^[Abb.: Kärtchen zur
Schlacht bei Solferino
(24. Juni 1859).]
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reicher erfochten. Die Österreicher hatten ihren Rückzug hinter den Mincio beendigt, am 23. aber, nachdem der Kaiser, dem Heß zur Seite trat, den Oberbefehl übernommen, mit 170,000 Mann wieder den Vormarsch in die Lombardei begonnen. Auf diesem trafen sie 24. Juni früh auf die gleichfalls vormarschierenden Alliierten (150,000 Mann). Es entspann sich nun auf der ganzen Linie eine Reihe von Einzelgefechten ohne Entscheidung, bis Napoleon gegen Mittag einen energischen Angriff auf S., den Mittelpunkt und Schlüssel der österreichischen Aufstellung, befahl.
Verteidigung u. Angriff leisteten das Äußerste. Um 3 Uhr [* 4] erstürmten die Franzosen endlich die österreichischen Stellungen von S. und San Cassiano. Da ein Angriff Wimpffens auf den französischen rechten Flügel von Niel zurückgewiesen wurde, traten die Österreicher 4 Uhr den Rückzug an. Ein starkes Gewitter mit Wolkenbruch verhüllte von 5 Uhr an diesen. Die Piemontesen hatten mittlerweile die gefährlichste Aufgabe zu lösen: sie sollten in der schmalen Ebene zwischen dem Nordabfall des Hügellandes und dem Südufer des Gardasees östlich gegen Peschiera vorgehen.
General Benedek drängte sie bis Rivoltella zwischen Desenzano und Sermione zurück und stellte sich auf dem Plateau von San Martino auf, das gegen N. und W. steil abfällt. Fünfmal stürmten die piemontesischen Bataillone; aber so oft sie bis an den obern Rand gelangten, wurden sie unter großen Verlusten zurückgeworfen. Erst am Abend trat auch Benedek zögernd den Rückzug an. Die Schlacht von S. war eine sehr blutige. Der Gesamtverlust der Österreicher belief sich auf 22,350 Mann; die Franzosen verloren 11,670, die Piemontesen 5521 Mann. Den Gefallenen ward hier 1870 ein Denkmal errichtet.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Solferino,
[* 1] Dorf in der ital. Provinz Mantua, Distrikt Castiglione, 12 km südlich von Desenzano am Gardasee, hat (1881) 1284 E. und ist durch die Schlacht vom in der die Franzosen und Sardinier unter Napoleon III. über die Österreicher siegten, namhaft geworden. Die Schlacht begann um 2½ Uhr früh damit, daß das 4. franz. Armeekorps die Vorposten der 1. österr. Armee in Medole angriff. Der nun folgende Kampf in der Ebene wurde von den Österreichern wenig geschickt durchgeführt.
Sie zersplitterten ihre Kräfte; doch brach sich die Angriffskraft der Franzosen an dem zähen Widerstände des 1. österr. Armeekorps. Auch in dem Kampfe um das Höhengelände von S., das schließlich an die Franzosen verloren ging, verbrauchten die Österreicher ihre Kräfte nach und nach. Als dann das 2. franz. Armeekorps zum Flankenangriff vorbrach, wurde die Schlacht entschieden, und der Sieg des 8. österr. Armeekorps unter Benedek über Teile der piemont. Armee war vergebens. Die Verbündeten drängten im Centrum den zurückgehenden Österreichern heftig nach, während beide Flügel ohne Belästigung abziehen konnten. Die Österreicher verloren 13 100 Tote und Verwundete, 8638 Mann Vermißte, 13 Geschütze; [* 5] die Franzosen 11 670 Mann; die Piemontesen 5521 Mann.