(ital. Sempione), franz. Namensform eines Hochgebirgspasses
der
Walliser Alpen (2010 m), nach dem am Südfuß gelegenen deutsch redenden Schweizerdorf
Simpeln. Hier diente dem
Verkehr zwischen dem
Rhône- und Tocethal, zwischen dem
Genfer See und
Lago Maggiore ein schmaler Pfad, der nur
in der schönen
Jahreszeit zugänglich war, bis
Napoleon I. 1800-1806 mit einem Kostenaufwand von über 18 Mill.
Frank die heutige
Kunststraße erbauen ließ. Die Wichtigkeit der neuen
Straße veranlaßte ihn auch zur
Annexion des Wallis.
Die
Breite
[* 2] der
Straße beträgt 8-9 m, die Steigung bis 6-7 Proz. Von
Brieg
[* 3] bis
Sesto Calende mußten 611 größere und kleinere
Brücken,
[* 4] 7
Galerien und 20 Schutzhäuser hergestellt werden.
Unfern der Paßhöhe liegt das 1825 vollendete Simplonhospiz, worin jährlich 12-13,000 Reisende bewirtet werden. Die längst
projektierte Simplonbahn ist noch nicht über das
Stadium der Anregungen,
Studien und
Verhandlungen hinausgekommen,
zum Teil wegen der Schwierigkeiten, welche dem Werk selbst entgegenstehen, zum Teil auch, weil von Zeit zu Zeit andre
Projekte
auftauchen, welche dem französischen
Interesse besser zu entsprechen scheinen. Es ist insbesondere der große Alpentunnel,
welcher technische und finanzielle Bedenken erweckt. Er ist auf die
Länge von 18½ km berechnet und würde,
inkl. Zufahrten, etwa 80 Mill.
Fr. kosten; zudem ergibt die Stapffsche
Formel, daß die Tunneltemperatur auf 40-47° C. steigen
müßte, eine
Höhe, die nach den bisherigen
Erfahrungen die
Arbeit im
Tunnel
[* 5] unmöglich machen würde. Unter den sehr
erheblichen Unterstützungen, welche dem Unternehmen zufließen würden, ist die eidgenössische, im Betrag von 4½ Mill.
Fr., schon
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anläßlich der Gotthardverhandlungen zugesichert worden.
(Kt. Wallis,
Bez. Brig),
2010 m. Bedeutender Alpenpass mit Kunststrasse und Hospiz, zwischen den Massiven des Monte Leone und
des Fletschhorns. Er verbindet Brig
im WalliserRhonethal mit der italienischen Stadt Domodossola in der Provinz Novara. Seine Entstehung
verdankt der Passeinschnitt des Simplon dem eigenartigen tektonischen Bau jenes Abschnittes der Walliseralpen.
Das Vorhandensein von dynamometamorphen Juraschiefern und Triasdolomiten rings um die im Hübschhorn in die Höhe steigende
Gneisfalte des Monte Leone hat eine beträchtliche Erniedrigung des Gebirges zur
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Folge gehabt. Es ist namentlich die das Hübschhorn vom Mäderhorn bis zum Schirmhaus VII umrahmende Zone von Glanzschiefern,
die der Erosion einen wenig widerstandsfähigen Angriffspunkt bot, so dass die zuerst nur schmale Scharte durch die Gletscher
allmählig erweitert und noch tiefer hinunter eingeschnitten werden konnte. Die ganze Scheitelfläche des
Simplonpasses zeigt mit ihren Rundhöckern, Furchen, Gletscherschliffen etc. offenkundige Spuren der Glazialerosion. Am Fusse
des Schienhorns liegt etwa ein Dutzend kleiner Seen, deren Becken im anstehenden Fels ausgekolkt sind und der glazialen Erosion
ihre Entstehung verdanken.
Andere solcher Seen sind bereits vertorft. Die Lagerung der Gesteinsschichten an der Stelle des Simplonpasses
hat auch zur Folge, dass der Gneis des Monte Leone sich w. vom Hübschhorn vollständig in der Tiefe verliert. Der Pass liegt
in kristallinen Schiefern und schiefrigen Gneisen, denen sich am O.-Hang des Schienhorns Kalkschiefer, Fortsetzung derjenigen
des Ganterthales, auflagern. Auch der den Gipfel des Schienhorns aufbauende Gneis gehört nicht mehr zum
Leonegneis, sondern ebenfalls zur Zone des Ganterthales. Nähere Aufschlüsse über diesen geologischen Bau gibt der Art.
Monte Leone dieses Lexikons.
Den Simplonpass überschreitet eine 63 km lange Strasse, die ehemals von Glis ausging, ihren Anfang aber heute am Bahnhof
Brig
(681 m) nimmt. Sie ist bis zur Betriebseröffnung des Simplontunnels im Juni 1906 während des ganzen
Jahres von der eidgenössischen Post befahren und von zahllosen Reisenden überschritten worden. Der Fussgänger, der sich
der Abkürzungen bedient, braucht von Brig
bis zum Hospiz auf der Passhöhe 6, von da bis zum DorfSimpeln 2 und
weiterhin nach Domodossola hinunter noch 6 Stunden, im ganzen also 14 Stunden. Da der Simplon gleich dem Grossen St. Bernhard
auch mitten im Winter sozusagen jeden Tag begangen wird, sorgt der Bund dafür, die Strasse jederzeit geöffnet zu halten.
Eine der grössten Gefahren bilden im Winter die Lawinen, welche die Strasse oft vollständig verschütten
und das Leben der Reisenden bedrohen. Mit Bezug auf landschaftliche Schönheit, Grossartigkeit und Abwechslung übertrifft
die Simplonstrasse alle übrigen Alpenstrassen, mit denen sie sich auch an Kühnheit der Anlage wohl zu messen vermag, obwohl
sie zusammen mit dem Lukmanier den niedrigsten Alpenübergang von der Schweiz nach Italien darstellt und
zugleich die zeitlich erste fahrbare Strasse ist, die die Nordflanke der Alpen mit deren Südflanke verbindet. Seit Eröffnung
der Bahn hat der Sommerverkehr, sowohl von seiten der Touristen als auch von den italienischen Arbeitern, denen die Fusswanderung
billiger als eine Bahnfahrt zu stehen kommt, nicht im mindesten abgenommen.
Der von Brig
kommende Reisende gewann die Simplonstrasse früher in Glis, wo sie sich in 755 m Höhe an die über die Faucille heranführende
Thalstrasse anschloss, um sofort auf der 27 m langen, hölzernen Napoleonsbrücke (Pont deNapoléon), die nun völlig zerfallen
und 1886 durch eine Eisenkonstruktion ersetzt worden ist, die vom Monte Leone herabkommende und zur Zeit
der Schneeschmelze ihre Schlucht fast bis zum Rande füllende, ungestüme Saltine zu überschreiten.
Vor Jahrhunderten soll in der Nähe der Brücke an der vom Volksmund heute noch «in den Höllenen» genannten
Stelle ein längst verschwundenes Schloss gestanden haben. Heute bleibt man von Brig
an auf dem rechten Ufer
der Saltine und erreicht die auf Napoleons Befehl erbaute Strasse erst etwas oberhalb der Brücke. Nun zieht die Strasse durch
die mit Häusern und Bütten übersäten Wiesen von Brigerberg in weitem Bogen gegen O., um von dem über dem WeilerLingwurm
stehenden, nun abgebrochenen Schirmhaus I an nach W. sich zu wenden und bis zur Kapelle «In der Bleiken» den prächtigen Brandwald
zu durchziehen. Es folgt ein von der tief unten brausenden Saltine durchschluchteter Engpass, an dessen Ausgang sich das Schirmhaus
II (Schallberg oder Auberge del Monte Leone; 1321 m) befindet.
Weiterhin lässt man das Nesselthal und das Thälchen von Les Tavernettes oder Tafernen, in dem der alte Weg sich heraufwand,
südwärts liegen, um nahezu ebenen Fusses dem rechten Ufer der Saltine zu folgen, dann den Fluss in 1407 m auf der einbogigen
hölzernen Ganterbrücke (20 m lang und 23,5 m hoch) zu überschreiten und mit zwei Kehren den WeilerBerisal
(1526 m) mit dem Schirmhaus III (zugleich Posthaus) zu erreichen. Berisal ist heute ein gut besuchter Luftkurort und beliebte
Sommerfrische.
Die Strasse wendet sich von hier neuerdings gegen SW., steigt durch den aus Lärchen bestehenden Rotwald bergan und durchsticht
jenseits des Schirmhauses IV (1751 m), wo sich das Fletschhorn mit dem Rossbodengletscher zeigt, mit der 30 m
langen Schalbetgallerie oder dem Kapfloch (auch Caploch geheissen) einen Felssporn. Wenig hinter dem Schirmhaus V (1935 m)
passiert man die drei Kaltwassergallerien - Galerie de la Cascade, Vieille Galerie (50 m lang) und Galerie
de Saint Joseph (130 m lang) -, die über oder unter den vom Kaltwassergletscher herabkommenden Wildbächen hinführen.
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Bald nachher sind das 1903 durch eine Lawine verschüttete Schirmhaus VI (Refuge de la Barrière genannt; 1993 m) und das seit
kurzem erstandene Hotel SimplonKulm
erreicht, von wo man in wenigen Minuten zum Passscheitel (2010 m) gelangt. Einzig grossartig
und überwältigend ist hier die Rundsicht. Gegen N. umschliesst den Horizont in weitem, reichem Kranze
die blendende Kette der Berneralpen mit ihren zahllosen Gletschern und firnbedeckten Zinnen. Unter allen imponiert das Aletschhorn
und der wie eine Riesenschlange in langen Windungen sich krümmende Grosse Aletschgletscher. Zu unsern Füssen, in blauen Duft
gehüllt, verlieren sich die Schluchten, durch die wir heraufgestiegen sind.
Ein riesiges Gebirge, in vollendet edler Formenschönheit, überragt das idyllische Weideland: das Massiv der Fletschhörner.
Mächtige Gletscher, in ihrem Sturze gefrornen Wasserfällen gleichend, hängen von ihnen herab und verbreiten
ein Meer von Licht und Schimmer, die unser ungewohntes Auge nicht lange zu ertragen vermag. 23,9 km von Brig
entfernt steht das
Simplonhospiz (2001 m), von dem aus die Strasse am rechtsseitigen Gehänge eines frischgrünen Thälchens herniedersteigt,
in dessen Grund man das am alten Weg stehende ehemalige Hospiz, den Stockalperschen AltenSpital (1872 m),
erblickt. In dessen Nähe sind von Pater Barral (Immensee) ausgedehnte Gebäulichkeiten angelegt worden, die nun leer stehen.
Nachdem man einen Felsvorsprung umschritten, hinter dem sich das Schirmhaus VII (Engeloch genannt; 1795 m) birgt, überschreitet
man in 1617 m den Krummbach und erreicht kurz hinter dem WeilerEggen die Ueberreste der im März 1901 vom
Rossbodengletscher herabgekommenen mächtigen Eis- und Schneelawine, worauf bald das Dorf Simpeln (1479 m) folgt, das 32,4 km
von Brig
und 11,2 km von der Landesgrenze gegen Italien entfernt liegt. Unterhalb Simpeln beschreibt die Strasse
im tiefern Abschnitt des Laquinthales eine grosse Schlinge und erreicht dann den WeilerGsteig oder Algaby (Schirmhaus VIII; 1232 m),
wo sich Krumm- und Laquinbach zur Doveria vereinigen und hinter welchem die 5 km lange, prachtvolle und grossartige Schlucht
von Gondo beginnt, deren stellenweise nahezu senkrecht aufstrebenden Felswände vielfach 700 bis 900 m
Höhe erreichen.
Auf die Gallerie von Algaby folgt bald ein verfallenes Gebäude (die sog. AlteKaserne; 1171
m) und dann der über die Doveria
(oder Diveria) gespannte «PonteAlto», eine kühne Steinbrücke. Bei dem «Casermetta» genannten Schirmhaus IX (1071 m) setzt man
mit dem Pont de la Caserne wieder auf das linke Doveriaufer über und durchschreitet die 220 m lange und
je 8 m hohe und breite Gallerie von Gondo, über deren ersten Oeffnung die Inschrift Aere Italo MDCCCV. Nap. Imp. in den Stein
gehauen
ist.
Gegenüber einer am alten Weg liegenden Befestigungsanlage führt die Strasse mit einer Brücke über den
wild herabstürmenden Alpienbach (oder Fressinone) und erreicht dann den WeilerGondo oder Ruden (857 m; 42 km von Brig
entfernt)
mit dem achtstöckigen Stockalperturm (Schirmhaus X), sowie kurz nachher nahe der KapelleSan Marco (802 m) die durch eine
Granitsäule markierte italienische Grenze. Jenseits des Weilers und der Gallerie Paglino zieht die Strasse
durch das italienische Dorf Iselle (657 m; 46,6 km von Brig
entfernt), die erste Station der Simplonbahn an der Südflanke der
Alpen, wo sie über den Richtungsstollen des Tunnels geht und am italienischen Eingang des Simplontunnels vorbeiführt. Nachdem
man das heute von Arbeiterhäusern umrahmte Schirmhaus XI hinter und das Dorf Varzo auf der Höhe über
sich gelassen, überschreitet man auf dem Ponte Boldrini (560 m) die Cairasca. Während die Eisenbahn neben dem Weiler Gabbio
auf dem rechten Ufer der Doveria durchgeht, bleibt die Strasse links vom Fluss, bis auch sie ihn mit der
aus weissem Marmor erbauten berühmten Brücke von Crevola (4,5 km oberhalb Domodossola) überschreitet.
Diese in ihrem Verlauf soeben kurz skizzierte Simplonstrasse ist als Militärstrasse auf Befehl Napoleons erbaut worden, der
seine Absicht, den Simplon mit einer strategischen Strasse zu überziehen, zum erstenmal in einem vom datierten
Rapport an das Direktorium kund gibt. Er schreibt darin aus seinem Generalquartier in Mailand, dass er
mit dem Wallis
Unterhandlungen angeknüpft habe, um im Namen Frankreichs und der Zisalpinischen Republik einen Vertrag abzuschliessen
zu dem Zwecke, den französischen Truppen den Durchzug vom Genfersee durch das Rhonethal bis zum Langensee zu sichern,
wobei er beifügt, dass er durch einen ausgezeichneten Ingenieur einen Kostenvoranschlag für die zu diesem Zweck zu erbauende
Strasse habe aufstellen lassen.
Nachdem er erster Konsul geworden, beauftragte Napoleon am den in Genf
niedergelassenen Chef-Ingenieur des Département
du Léman, Nicolas Céard, mit der Oberleitung der Bauarbeiten, zu deren Ausführung er ihm zwei unter
den Ingenieuren Lescot und Duchesne stehende Ingenieurbrigaden zuteilte. Am d. h. wenige Wochen vor der Schlacht
bei Austerlitz, konnte der Inspektor Céard, der den Beginn der Bauarbeiten unter seiner Leitung vom datiert,
von Sesto Calende aus nach Paris berichten, dass der Simplon nun für Infanterie und
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(ital. Sempione), Alpenpaß zwischen den Penninischen und Lepontinischen Alpen
[* 10] im schweiz. Kanton Wallis,
[* 11] verbindet das
Rhônethal mit dem Thal
[* 12] der Toce. Die Straße, 1800–6 auf Befehl Napoleons I. mit einem Kostenaufwand von 18 Mill. Frs. hergestellt,
ist von Brig bis Domo d'Ossola 66½ km lang, 8–10 m breit und hat eine durchschnittliche Steigung von
3½ Proz. Bei Brig zieht die Straße in Windungen durch Wald und Weiden zur Paßhöhe (2010 m), einem breiten, fast ebenen Sattel
zwischen dem Schienhorn (2043 m) und dem zum Massiv des Monte-Leone (3565 m) gehörenden Schönhorn (3202 m). Das Hospiz
(2005 m), 1825 von den Chorherren des Großen St. Bernhard ausgebaut, verpflegt jährlich ungefähr 16000 Reisende, die Armen
unentgeltlich. Von hier senkt sich die Straße dem Krummbach folgend zum Dorfe
Simpeln (1480 m) hinab, tritt beim Einfluß
des Laquinbachs in die Schlucht von Gondo, erreicht beim Dörfchen Ruden (ital. Gondo) die ital. Grenze
und zieht sich über Crevola nach Domo d'Ossola (s. d.) hinab. Die Post legt die StreckeBrig-Domo d'Ossola in 8½ Stunden, die
Fortsetzung nach Intra am Lago Maggiore (44 km) in 4¼ Stunden zurück.