Siegesgöttin
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Siegesgöttin,
[* 2] in der griech. Mythologie die Göttin des Siegs, weiterhin im Leben der Griechen Symbol jedes glücklichen Vollbringens, war nach Hesiod Tochter des Giganten Pallas und der Styx, von welcher sie dem Zeus [* 4] zum Beistand im Titanenkampf zugeführt wurde, u. verweilte seitdem stets bei Zeus im Olymp. Die Künstler brachten sie häufig in Verbindung mit siegverleihenden Gottheiten, wie z. B. der Zeus von Olympia u. die Athene [* 5] auf der Akropolis [* 6] von Athen [* 7] auf der einen Hand [* 8] eine Nike trugen.
Sie wurde stets geflügelt dargestellt, mit Kranz und Palmenzweig und meist als aus der Höhe sich herablassend. Diese Darstellung übernahmen auch die Römer [* 9] für die Bilder ihrer hochangesehenen Siegesgöttin Victoria [* 10] (nach älterer Bezeichnung Vica Pota, d. h. obsiegender Erfolg), deren eigentliche Kultusstätte das Kapitol war, wo sich auch der ihr vom Konsul L. Postumius im Samniterkrieg (294 v. Chr.) geweihte Tempel [* 11] befunden zu haben scheint, und wo siegreiche Feldherren Bilder der Göttin zum Andenken an ihre Kriegsthaten aufzustellen pflegten.
Die berühmteste Statue dieser Art war die von Augustus zum Andenken an den Sieg bei Actium in die Julische Kurie geweihte, die später als Schutzgöttin des Senats in dem von Domitian errichteten Senatsgebäude bis zum Ausgang des Heidentums stand, zuletzt ein Gegenstand des Kampfes zwischen der altrömischen und der christlichen Partei. Größere Nikestatuen haben sich wenige erhalten. Eine wertvolle Marmorstatue von Päonios aus Mende in Thrakien wurde erst neuerdings in Olympia ausgegraben (s. Tafel »Bildhauerkunst [* 12] III«, [* 13] Fig. 3); andre vorzügliche Darstellungen sind die Nike von Samothrake (jetzt in Paris), [* 14] wahrscheinlich ein Werk der rhodischen Kunst, und die Nike von Brescia, aus der Römerzeit.
Häufiger tritt die Göttin auf Vasen
[* 15] und Münzen
[* 16] sowie in kleinen Bronzen auf; von letztern bewahrt das Kasseler Museum ein schönes
Werk (s. Abbildung). Von besonderm Reiz sind auch die Darstellungen opfernder und sich schmückender Siegesgött
innen auf dem
Balustraderelief des Niketempels zu Athen. Von Schöpfungen neuerer Bildner haben besonders die Nike von
Schadow auf dem Brandenburger Thor
zu Berlin
[* 17] und die Viktorien von Rauch in der Walhalla Berühmtheit erlangt.
Vgl. Knapp, Nike in der Vasenmalerei (Tübing. 1876).
[* 2] ^[Abb.: Nike (Bronze [* 18] im Museum zu Kassel).] [* 19]