Seegras
182 Wörter, 1'337 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Seegras,
Seegras
(Wasserriemen, frz. goëmoh oder zostére; engl. sea weed; holl. zeegras), die im Handel vorkommenden getrockneten Blätter von Zostera marina, einer zu den Najadeen gehörigen Wasserpflanze, die längs den Küsten der Nord- und Ostsee und andrer nördlicher Gewässer auf seichten sandigen Stellen unter Wasser in großer Menge gesellig wächst und ganze Wasserwiesen bildet. Es hat am Boden kriechende Stengel und zahlreiche 14-18 cm lange grasartig schmale Blätter, im Leben glänzendgrün, getrocknet graubraun und durcheinandergewirrt.
Es bildet im letztern Zustande bekanntlich ein Polstermaterial für Stühle, Sofas und Matratzen, mit
Roßhaar natürlich nicht zu vergleichen, aber auch bedeutend wohlfeiler. Zudem hat es den Vorteil, daß sein Seegeruch
kein Ungeziefer aufkommen läßt. Außerdem wird es häufig als Material für Emballage gebraucht. Die Seegras
ernten bilden
in mehreren Küstengegenden einen guten Erwerbs- und Ausfuhrartikel. Man findet dasselbe nach Stürmen
oft in großen Massen ans Land geworfen. Die Zubereitung desselben besteht darin, daß man den darunter vorkommenden Blasentang
aussondert, das Gras mehrmals wäscht und an der Luft trocknet. Kopenhagen, Hamburg, Lübeck, Stettin liefern es in Ballen
von 100-150 Kilo. - Zollfrei.
L. (Seegras), Gattung aus der Familie der Najadaceen, im Meerwasser untergetauchte, im Schlamm wurzelnde, mehrjährige Kräuter mit kriechendem Stengel, [* 3] oft meterlangen, linealen, ganzrandigen Blättern, am Grund mit einer die Blüten einschließenden Blattscheide und unregelmäßig aufspringenden Schlauchfrüchten. Zostera marina L. (gemeiner Wasserriemen), mit 60-120 cm langem Stengel, dreinervigen, breit linealen Blättern, bildet auf sandigem Meeresgrund der Nord- und Ostsee oft große Rasen und wird bei Stürmen nicht selten in ungeheuern Massen auf den Strand geworfen. Seit 1816 der dänische Justizrat Lehmann das Seegras als Polstermaterial anpries, findet es als solches vielfache Anwendung. Die Wurzeln und faserigen Stengelreste, von den Meereswellen zu faustgroßen Kugeln zusammengeballt, waren früher als Meer- oder Seebälle offizinell.