Titel
Sebastian
,
1)
Heiliger der katholischen
Kirche, diente nach der
Legende unter
Diokletian als
Hauptmann in der
Prätorianergarde und ward, da er sich weigerte, seinen
Glauben abzuschwören, von mauretanischen
Bogenschützen mit
Pfeilen
durchbohrt. Unter der
Pflege einer
Christin,
Irene, wieder genesen, ward er 288 zu
Tod gestäupt. Er ist
Patron der
Schützengesellschaften,
sein
Tag der 20. Januar. Sebastians
Martyrium bildet einen Lieblingsgegenstand der christlichen
Kunst, die ihn meist
als schönen, nur mit dem Lendentuch umgürteten
Jüngling, an den
Baum oder
Pfahl gebunden und von zahlreichen
Pfeilen durchbohrt,
darstellt. Von den Kunstwerken dieser Art verdienen besondere Erwähnung die
Statue von M.
Civitali im
Dom zu
Lucca
[* 2] (s. Tafel
»Bildhauerkunst
[* 3] VI«,
[* 4] Fig. 12), die
Bilder von
Luini
(Certosa von
Pavia),
Soddoma
(Uffizien zu
Florenz),
[* 5]
Mantegna
(Belvedere in
Wien),
[* 6]
Holbein
[* 7]
(Pinakothek in
München),
[* 8] P.
Veronese
(San Sebastiano
in
Venedig),
[* 9]
Domenichino
(Maria degli
Angeli in
Rom)
[* 10] etc.
2)
Dom, König von
Portugal,
[* 11] geb. 1554, der nachgeborne Sohn des
Infanten
Johann und
Johannas, einer Tochter
Kaiser
Karls V., kam 1557 nach
dem
Tod seines Großvaters
Johann III. zur
Regierung unter
Vormundschaft seines Oheims, des
Kardinals
Heinrich.
Ein religiöser Fanatiker, schwärmte S. für eine Erneuerung der
Kreuzzüge und die
Eroberung
Afrikas u.
Indiens, unternahm
schon 1574 mit 900 Portugiesen eine Expedition nach
Tanger gegen die
Mauren und nahm 1578 in dem
Krieg zwischen
dem
Scherif Mulei
Moloch u. dessen
Neffen Mulei
Mehemed für letztern
Partei. Er landete glücklich bei Alzira und griff den
Scherif 4. Aug. bei
Alkazar an; doch ward fast das ganze portugiesische
Heer aufgerieben, und S. selbst verschwand im Getümmel der
Schlacht; mit
Mühe wurde sein entstellter
Leichnam aufgefunden und in
Ceuta,
[* 12] später in
Portugal beigesetzt. Doch bestritt
man die Echtheit desselben.
Daher traten, nachdem
Philipp II. von
Spanien auf den
Thron
[* 13]
Portugals gelangt war, einige Abenteurer
als Pseudosebastiane
auf. Die bedeutendste
Rolle unter diesen spielte der vierte, der 1598 in
Venedig auftrat, nach
Spanien
ausgeliefert
¶
mehr
und dort ins Gefängnis von San Lucar geworfen wurde, wo er 1600 wahrscheinlich hingerichtet ward.
Vgl. Machado, Memorias para a historia de Portugal que comprehendem o governo del rey Dom S. (Lissab. 1736-51, 4 Bde.);
d'Antas, Les faux Don Sébastien (Par. 1865).