Schwefeltr
ioxyd,
s. v. w. Schwefelsäureanhydrid.
Schwefeltrioxyd
3 Wörter, 50 Zeichen
Schwefeltrioxyd,
s. v. w. Schwefelsäureanhydrid.
(Schwefeltrioxyd, wasserfreie Schwefelsäure) [* 3] SO3 entsteht, wenn Schwefligsäureanhydrid SO2 durch Vermittelung einer Kontaktsubstanz (z. B. Platinschwamm) mit Sauerstoff verbunden wird. Läßt man konzentrierte Schwefelsäure in kontinuierlichem Strahl in eine stark erhitzte, mit Quarz, Schamotte etc. gefüllte thönerne Retorte fließen, so zerfällt sie in ein Gemisch von Sauerstoff, Schwefligsäureanhydrid und Wasserdampf.
Letzterer kann beseitigt werden, indem man das Gemisch stark abkühlt und in einen Koksturm leitet, in welchem konzentrierte Schwefelsäure herabrieselt. Leitet man dann die getrockneten Gase [* 4] durch mäßig stark erhitzte, mit platiniertem Asbest gefüllte Thonröhren, so verbindet sich der Sauerstoff mit dem Schwefligsäureanhydrid zu S., welches in angeschlossenen Bleikammern verdichtet wird. Man erhält S. auch durch vorsichtiges Erhitzen von starker rauchender Schwefelsäure, wobei konzentrierte Schwefelsäure zurückbleibt, durch Erhitzen von vollkommen trocknem schwefelsauren Eisenoxyd oder pyroschwefelsauren Natron, wobei das durch Zersetzung von Schwefelsäure entstehende Gemisch von Schwefligsäureanhydrid und Sauerstoff nach obiger Methode zu S. verbunden und der aus schwefelsaurem Natron bestehende Rückstand durch Übergießen mit Schwefelsäure regeneriert wird.
Trägt man in geschmolzenes pyroschwefelsaures Natron trockne schwefelsaure Magnesia ein, so entweicht bei nicht sehr hoher Temperatur S., und es bleibt ein Doppelsalz von schwefelsaurem Natron und schwefelsaurer Magnesia zurück, welches man in Wasser löst, um die beiden Salze durch Kristallisation voneinander zu trennen und von neuem zu benutzen. S. bildet eine farblose, zähe, kristallinische Masse, schmilzt bei 16°, siedet bei 46° und reagiert, wenn es vollkommen trocken ist, neutral. Es zieht sehr begierig Feuchtigkeit an, bildet an der Luft dicke, weiße Nebel, zischt, in Wasser geworfen, wie glühendes Eisen [* 5] und bildet damit Schwefelsäure. Es verkohlt organische Stoffe und zerfällt in hoher Temperatur in Schwefligsäureanhydrid und Sauerstoff.
Beim Aufbewahren geht das bei Sommertemperatur flüssige S. in eine kristallinische Masse über, die über 50° schmilzt und sich dabei wieder in die erste Modifikation verwandelt. Man versendet das S. mit einem Gehalt von 2 Proz. Schwefelsäure in verlöteten Blechdosen, doch kommt auch als festes Vitriolöl (festes Oleum) ein Produkt in den Handel, welches aus 40 Proz. S. und 60 Proz. Schwefelsäure besteht, also im wesentlichen Pyroschwefelsäure H2S2O7 ist.
Die Handhabung des Schwefelsäureanhydrids erfordert große Vorsicht, weil die Berührung der Haut [* 6] mit flüssigem oder eben durch Wasser schmelzendem S. bösartige und langsam heilende Brandwunden erzeugt. Man benutzt S. wie rauchende Schwefelsäure. S. wurde von Basilius Valentinus aus Eisenvitriol und von Bernhard 1775 aus rauchender Schwefelsäure erhalten. Phillips nahm 1831 ein Patent zur Darstellung von S. aus Schwefligsäureanhydrid und Sauerstoff mit Hilfe von Platin in der Absicht, diesen Prozeß zur Gewinnung von Schwefelsäure zu verwerten. Derartige Versuche blieben aber ohne Erfolg, und erst seitdem es sich um die Beschaffung von rauchender Schwefelsäure oder S. für die Industrie handelt, gewann jener Prozeß an Bedeutung. Winkler lieferte 1875 eine bahnbrechende Arbeit über diesen Gegenstand, und seitdem kommt S. regelmäßig in den Handel.