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Schlegels
poetische
Impotenz. Dieselbe trat noch greller in der
Tragödie »Alarkos« (Berl. 1802) hervor,
die
Schiller ein »seltsames
Amalgam vom
Antiken und Neuest
Modernen« nannte, und von der
Schillers
Freund
Körner ganz richtig urteilte,
sie zeige »das peinliche
Streben, bei gänzlichem Mangel an
Phantasie aus allgemeinen
Begriffen ein Kunstwerk hervorzubringen«.
Weit bedeutender erschien S. als
Forscher und
Kritiker. Den Jugendarbeiten: »Von den
Schulen der griechischen
Poesie« und »Geschichte
der
Poesie der Griechen und
Römer«
[* 3] (Berl. 1798) folgten die Abhandlungen über
Goethe und überhaupt die
Aufsätze im
»Athenäum«,
mit denen S. die
Theorie einer neuen »romantischen«
Poesie zu begründen suchte, »die allein unendlich
ist, wie sie allein frei ist und das als erstes
Gesetz anerkennt, daß die
Willkür des Dichters kein
Gesetz über sich leide«.
In den mit seinem Bruder herausgegebenen »Charakteristiken und Kritiken«, in den spätern Aufsätzen seiner »Europa« [* 4] ward diese Anschauung verfochten. Bald aber suchte er einen Halt für seine unruhige Phantastik und eine Stärkung seiner Welt- und Kunstanschauung in der unbedingten Unterordnung unter die Kirche. So mußte er bereits in seiner »Geschichte der alten und neuen Litteratur« (Wien [* 5] 1815) gar vieles von dem zurücknehmen, was er einst enthusiastisch verkündet hatte, und statt Goethe wurden ihm Dante und Calderon die ersten und größten »romantischen« Dichter. In seinen »Vorlesungen über die neuere Geschichte« (Wien 1811) und in seiner »Philosophie der Geschichte« (das. 1829) traten die katholisierenden Tendenzen natürlich noch stärker hervor.
Sein bestes, wenigstens anregendstes Buch blieb das »Über Sprache [* 6] und Weisheit der Inder« (Heidelb. 1808),
welches den historischen
Wissenschaften und der vergleichenden Sprachforschung mächtige und fruchtbare Anregungen gab. Schlegels
»Sämtliche Werke«
(Wien 1822-25, 10 Bde.) erschienen noch bei Lebzeiten des
Autors; ihnen schlossen sich die »Philosophischen Vorlesungen aus den
Jahren 1804-1806« (hrsg. von
Windischmann,
Bonn
[* 7] 1836, 2 Bde.)
an. Eine neue, von
Feuchtersleben veranstaltete
Ausgabe der »Sämtlichen Werke«
(Wien 1846, 15 Bde.) erfuhr
mannigfache
Vermehrungen. Seine »Prosaischen
Jugendschriften« gab
Minor heraus
(Wien 1882, 2 Bde.).
Vgl. Haym, Die romantische Schule (Berl. 1869);
»Aus Schleiermachers Leben« (hrsg. von Dilthey, das. 1858-64, 4 Bde.).
Seine geistreiche, aber exzentrische Gattin Dorothea, geb. zu Berlin [* 8] als Tochter Moses Mendelssohns (s. oben), war in erster Ehe mit dem Kaufmann Simon Veit vermählt. Die Bekanntschaft mit S. führte zur Lösung dieser Ehe (aus welcher der bekannte Maler Philipp Veit stammt);
Dorothea folgte S. nach Paris, [* 9] wo sie zum Christentum übertrat, später nach Wien, Frankfurt [* 10] und Dresden [* 11] und starb in Frankfurt a. M. Ihre von S. unter seinem Namen herausgegebenen Schriften sind: »Florentin«, ein unvollendeter Roman (Leipz. 1801);
»Sammlung romantischer Dichtungen des Mittelalters« (Bd. 1, das. 1804);
eine Bearbeitung von »Lothar und Maller« (Frankf. 1805) und die Übersetzung der »Corinne« der Frau v. Staël (Berl. 1808).
Vgl. Raich, Dorothea v. S. und deren Söhne Johannes und Philipp Veit, Briefwechsel (Mainz [* 12] 1881).