Schlagende
Wetter [* 2] (feurige Schwaden), hauptsächlich in Steinkohlengruben sich entwickelndes leichtes Kohlenwasserstoffgas (Grubengas), welches im Gemisch mit Luft in gewissem Verhältnis (1 Volumen Grubengas und 8-11 Volumen Luft) beim Anzünden heftige, alljährlich eine große Anzahl von Bergleuten hinwegraffende Explosionen veranlaßt. ¶
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Dies Gas, bei Bildung der Steinkohlen aus Vegetabilien durch Vermoderungsprozesse entstanden, ist unter Druck in denselben eingeschlossen und strömt beim Anhauen der Steinkohlenflöze, oft mit einem schwachen Geräusch (das Krebsen), langsam oder aus stärkern Gasquellen (Bläser) heftig in die Grubenräume aus. Das Ausströmen des in Hohlräumen eingeschlossenen Gases wird durch Barometerschwankungen stark beeinflußt, so daß beim Herannahen einer barometrischen Depression [* 4] ganz besondere Vorsicht geboten ist.
Die Entstehung der Explosionen wird durch Gegenwart von Staub in der Luft erheblich begünstigt und zwar in der Art, daß Gasgemische,
welche an sich nicht explosiv sind, durch die Gegenwart von Staub diese Eigenschaft erlangen. Aber auch
in reiner Luft kann Kohlenstaub eine Explosion bewirken, und hier ist die Beschaffenheit des Staubes von ebenso großer Bedeutung
wie bei der Gegenwart entzündlicher Gase.
[* 5] Wenn bei Experimenten die Flamme
[* 6] der Explosion der schlagenden
Wetter in staubfreier
Luft 2-2,5 m lang war, so maß die Flamme des Kohlenstaubes in reiner Luft 11-12 m und die des Kohlenstaubes
in Luft, welche s. W. enthielt, 25-28 m. Große Gefahr bringt auch die Schießarbeit, da durch einen einzigen Schuß Hunderte von
Kubikmetern Gas angebohrt werden können.
Zum Schutz gegen s. W. benutzt man kräftige Ventilation, welche bei fallendem Barometer
[* 7] verstärkt werden
kann. Besonders aber dürfen Gruben, in denen sich s. W. entwickeln, nur mit Sicherheitslampen betreten werden. Solange diese
in Ordnung gehalten werden, ist keine Gefahr vorhanden, da das die Flamme einhüllende Drahtgewebe eine Fortpflanzung der in der
Laterne erfolgenden Entzündung des Gasgemisches nach außen verhindert, selbst wenn der Draht
[* 8] ins Glühen
gerät. Ob der bei Schießarbeit erfolgende Luftdruck den Schutz durch Sicherheitslampen illusorisch macht, erscheint fraglich,
jedenfalls entstehen die meisten Unglücksfälle durch ungehöriges Öffnen der Lampen
[* 9] seitens der Arbeiter. Seit 1877 wurden
in Frankreich, England, Belgien,
[* 10] Sachsen,
[* 11] Preußen,
[* 12] Österreich
[* 13] Schlagwetter
kommissionen berufen, welche über Maßregeln zur Verhütung
von Explosionen beraten.