Schilluk
(Singular: Schilkawi), ein echtes Negervolk in Afrika, [* 2] am linken Ufer des Weißen Nils, zwischen 12 und 6° nördl. Br. Man unterscheidet drei größere Gebiete; im nördlichsten und größten, das bis zum Bahr el Ghasal reicht, wohnen die eigentlichen S., im mittlern, am Bahr el Ghasal und Tondsch, die Dschur und Dembo, eine Enklave im Dinkavolk, und noch weiter südlich, von den Dinka durch die ganze Breite [* 3] des Bongolandes getrennt und bereits an die Niam-Niam grenzend, die Belanda.
Sie sollen einst am Sobat gesessen haben und durch die Galla verdrängt worden sein; jetzt sind sie die im Nilthal am weitesten nordwärts reichenden Neger. Sie haben eine dunkle Hautfarbe und sollen nach einigen mit platt gedrückter Nase, [* 4] kleinen Augen und fast völlig affenartigem Gesichtsschnitt, in dem sich Dummheit und Wildheit aussprechen, den ausgeprägtesten Negertypus repräsentieren, reihen sich aber nach Schweinfurth viel eher den edlern Rassen Zentralafrikas an. Im Vergleich zu ihren Nachbarn sind sie nur mäßig groß; ihren Körper bedecken sie mit einer Aschenschicht, ihr Haar [* 5] frisieren sie in künstlicher Weise; die untern Schneidezähne werden ausgebrochen, eine Schambedeckung fehlt.
Ihre Bewegungen sind unendlich langsam. Ihre Sprache [* 6] (dargestellt von Schweinfurth in der Berliner [* 7] »Zeitschrift für Ethnologie« 1877) ist nahe mit den andern Nilsprachen (s. d.) verwandt; mit den hamitischen Sprachen hat sie die Unterscheidung von zwei Geschlechtern gemein. Die S. stehen mit ihren Nachbarn auf beständigem Kriegsfuß, sind zugleich Ackerbauer (man baut viel Sesam, Durra, Bohnen, Tabak) [* 8] und Hirten, treiben auch in großen Einbäumen Fischfang.
Das Land ist außerordentlich dicht bevölkert; man schätzte die Zahl der S. 1864 nach ägyptischen Aufnahmen auf 1 Mill. In jenem Jahr wurden sie von Ägypten [* 9] unterworfen, rissen sich aber durch den Aufstand des Mahdi wieder los. Bis 1861 bildeten sie einen selbständigen Staat, an dessen Spitze ein despotischer König (Bondu) stand, der zu Denab residierte, den Elfenbeinhandel monopolisierte und über Tod und Leben verfügte. An die Stelle von Denab trat dann Faschoda.
Vgl. Kaufmann, Schilderungen aus Zentralafrika (Brixen 1862).