Schafgarbe,
Pflanzengattung, s. Achillea.
178 Wörter, 1'292 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Pflanzengattung, s. Achillea.
(Karbekraut, Gollenkraut, lat. Achillea Millefolium; frz. mille-feuille; eng. milfoil), eine überall an Wegen, auf Wiesen, Rainen und Rändern gemeine ausdauernde Pflanze mit feinzerteilten Blättern und weißen, auf einzelnen Standorten auch purpurroten, in zusammengesetzten Doldentrauben stehenden Blüten, mit würzhaftem Geruch und ebensolchem, dabei bitteren und salzigen Geschmack; sie wurde früher mehr als jetzt medizinisch verwendet und zu diesem Zwecke vor dem Aufblühen gesammelt und getrocknet. Man führt sowohl die Blätter, herba millefolii, als auch die Blüten, flores millefolii, im Droguenhandel. Es wird auch ein weingeistiges Extrakt daraus bereitet und der Gehalt an ätherischem Öl daraus abdestilliert, an welchem die Blüten reicher sind als die Blätter.
Das Schafgarbenöl, oleum millefolii aethereum, von welchem etwa ½-¾% erhalten wird, ist dickflüssig, in der Kälte butterartig und von blauer Farbe, die mit der Zeit in Grün und Braun übergeht. Der Geruch desselben ist durchdringend, der Geschmack kampferartig aromatisch; es wird zuweilen noch medizinisch verwendet und mit 100 Mk. pro kg verkauft. - S. ist zollfrei; das ätherische Öl sowie das weingeistige Extrakt daraus gem. Tarif Nr. 5 a.
L. (Schafgarbe), Gattung aus der Familie der Kompositen, nach Achilleus genannt, weil auf dessen Rat Patroklos mit der Wurzel der Pflanze den verwundeten Eurypylos verband, perennierende Kräuter mit meist aufsteigendem Stengel, gesägten, eingeschnittenen oder 1-3fach fiederspaltigen Blättern und kleinen bis mittelgroßen Blütenköpfchen in Doldenrispen. Etwa 100 Arten in den gemäßigten Klimaten der nördlichen Halbkugel. Achillea atrata L. (schwärzliche Schafgarbe), auf den Alpen, 26 cm hoch, mit weichhaarigem Stengel, 2,5-5 cm langen, kämmigfiederteiligen Blättern und Blüten mit weißem Strahl und gelblichweißer Scheibe, ist von aromatisch-bitterm Geschmack und bildet mit der weißwolligen Achillea nana und der folgenden das echte Genippi der Schweizer, welches als tonisches Mittel allgemein in Gebrauch ist. Achillea moschata L. (Moschusschafgarbe, Iva), auf den Alpen, niedrig, mit weißen, großstrahligen Blüten, riecht stark und angenehm aromatisch, schmeckt brennend gewürzhaft-bitter, enthält neben Achilleïn noch Ivaïn, Ivaöl und Moschatin und wird namentlich zur Bereitung des Ivalikörs benutzt. Achillea millefolium L. (gemeine Schafgarbe), in Europa, Nordasien und Nordamerika auf Triften, Wiesen, Rainen und an Wegen, mit weichhaarigem oder auch fast kahlem Stengel, fast bis zur Mittelrippe doppelt-fiederspaltigen, weichhaarigen oder fast kahlen Blättern.
Blätter und Blüten waren früher offizinell. Die gewürzhaft riechenden und aromatisch-bitter schmeckenden Blätter und Blüten enthalten ein blaues ätherisches Öl, einen Bitterstoff (Achilleïn) und Aconitsäure. Der frisch ausgepreßte Saft der Blätter dient häufig bei Frühlingskuren, auch benutzt man die jungen Blätter als Gemüse und zu Kräutersuppen und säet die Pflanze mit Weißklee und Gräsern auf Weiden. Mehrere Arten werden als Gartenpflanzen kultiviert. Achillea Ptarmica, s. Ptarmica.