1) kaiserl. Lustschloß in
Niederösterreich, südwestlich bei
Wien,
[* 2] am rechten
Ufer des Wienflusses, mit
Wien durch Pferdeeisenbahn und Dampftramway verbunden, war schon unter
KaiserMatthias ein fürstliches Jagdschloß, ward von
Maria Theresia seit 1744 in seiner gegenwärtigen Gestalt hergestellt und dient seitdem dem
Hof
[* 3] einen Teil
des
Sommers¶
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zum Aufenthalt. Die Hauptfronte ist 156 m lang; mit Inbegriff der Nebengebäude zählt man 1441 Gemächer. Sehenswert sind
die Schloßkapelle, der große Saal, die drei Landschaftszimmer, das Zimmer mit den Hamiltonschen Gemälden und der Zeremoniensaal.
An der Südseite des Schlosses dehnt sich ein im französischen Geschmack des 18. Jahrh. angelegter Park
aus, der dem Publikum offen steht. Zunächst am Schloß befinden sich geschlossene Gartenanlagen und eine Orangerie.
Vor der Gartenfronte des Schlosses breitet sich das schöne Parterre aus, welches mit 32 Marmorstatuen geziert und durch ein
großes Wasserbecken mit einer Neptungruppe abgeschlossen ist. Der westlich anstoßende Teil gegen Hietzing enthält
unter anderm einen zoologischen und den berühmten botanischen Garten
[* 5] mit großem Palmenhaus, der östliche Teil gegen Meidling
den »schönen Brunnen«,
[* 6] nach welchem die ganze Anlage den Namen erhalten hat, eine künstliche römische Ruine und einen Obelisken.
Auf der Höhe des Bergs, welche das Parterre abschließt, erhebt sich die sogen. Gloriette, eine Säulenhalle
mit aussichtsreicher Plattform. In S. wurde der zu Preßburg
[* 7] abgeschlossene Friede bestätigt und der
WienerFriede abgeschlossen (s. Österreich-Ungarn,
[* 8] S. 514).
Vgl. Freudenreich, Das k. k. Lustschloß S. (Wien 1873);
(Kt. Zug,
Gem. Menzingen). 698 m. Wasserheilanstalt und Bad auf einer dem Menzingerberg vorgelagerten,
auf zwei Seiten offenen Terrasse, welche von den höher gelegenen Ebenen der Menzingerberglandschaft vorzügliches Quellwasser
reichlich empfängt (daher der Name der Ortschaft). 5 km ö. vom Bahnhof Zug,
¶
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4 km sö. der Station Baar der Linie Zürich-Thalwil-Zug und 2,5 km w. Menzingen. 282 m über dem Spiegel des Zugersees. Die Gegend
war schon in früher Zeit urbarisiert und bewohnt und besass schon im 14. und 15. Jahrhundert eine verhältnismässig zahlreiche
und zudem wohlhabende Bevölkerung. Beides wird bezeugt durch viele kirchliche Stiftungen und Vergabungen,
wie sie sich als von Bewohnern Schönbrunns herrührend in mehreren Jahrzeitbüchern (namentlich dem von Baar) aufgezeichnet
finden.
Von hier stammt das Geschlecht der Schönbrunner, dessen in der Zuger Geschichte vielfach Erwähnung getan wird. Namentlich
die Angehörigen des Zweiges, der sich in der Stadt Zug niedergelassen hatte, wussten sich schon seit
dem Anfang des 14. Jahrhunderts angesehene Stellungen zu verschaffen. Aus diesem Geschlecht gingen in grosser Zahl Männer
hervor, die sich um das engere und weitere Vaterland verdient machten. Es sei hier besonders erinnert an den aus den italienischen
Feldzügen bekannten Hauptmann Heinrich Schönbrunner (vergl. den Art. St. Andreas) und an Stadtpfarrer
Joh. Schönbrunner, den mutigen und unerschrockenen Feldprediger der Zuger in der Schlacht bei Dornach (1499). Das Geschlecht
starb 1792 mit Dr. Jodokus Schönbrunner in Zug
aus.
Die in unbekannter Zeit entstandene KapelleSchönbrunn soll uralt sein und nach der Volksüberlieferung in heidnischer Zeit
aus einem Fruchtspeicher in ein christliches Gotteshaus umgewandelt worden sein. Historisch nachweisbar
ist aber ihr Bestand vor dem 14. Jahrhundert nicht. Das Kloster Kappel besass seit ältesten Zeiten Rechte über die Kapelle,
hatte aber zugleich auch gewisse Verpflichtungen zu erfüllen, welch' letztere zu öftern Anständen zwischen dem Kloster
und den Leuten von Schönbrunn führten. So wurde am durch Schiedsrichter aus Zürich,
Luzern,
Zug
und Schwyz
bestimmt,
Kappel habe dem von ihm bestellten Pfarrer zu Baar, zu dessen Sprengel damals u. a. auch die ganze Gemeinde Menzingen gehörte,
zwei Helfer zu geben, von denen der eine für die gottesdienstlichen Verrichtungen in Schönbrunn verwendet
werden solle. Durch die 1477 erfolgte Gründung einer eigenen Pfarrei Menzingen lösten sich die kirchlichen Beziehungen von
Kappel und Baar zu Schönbrunn, dessen Kapelle nun aus einer Filialkirche von Baar eine solche von Menzingen wurde. Die auf den
Gubel ziehenden Reformierten fügten dieser Kapelle am schwere Beschädigungen zu.
Ganz in der Nähe der Kapelle gründete 1858 Dr. P. J. Hegglin († 1893) in Verbindung mit K. Elsener, einem andern Menzingerbürger,
der längere Zeit in der Wasserheilanstalt Albisbrunn tätig gewesen, die Wasserheilanstalt BadSchönbrunn, die sich seitdem
zu einer der ersten schweizerischen Anstalten dieser Art emporgeschwungen hat. Die an Quellen (auch bei
trockenster Jahreszeit einen Ertrag von 1000 Minutenliter liefernd) reiche Terrasse von Schönbrunn ist gegen O. und N. vor
kalten Winden geschützt, gegen S. und W. dagegen offen und zu jeder Tageszeit von der Sonne beschienen, wobei die Temperatur
auch während der heissesten Monate durch einen aus der nahen Lorzeschlucht aufsteigenden kühlern Luftzug
gemässigt wird.
Der für 45 Betten berechnete Grundstock des Bades erwies sich bald als zu klein, sodass schon 1865 eine erste Vergrösserung
erfolgte. Heute suchen alljährlich 150/160 Leidende während der Hochsaison (geöffnet ist die Anstalt von Mitte Mai bis
Oktober). Heilung in Schönbrunn. Die Kur wird besonders für Nervenkrankheiten, für Zirkulationsstörungen
und konstitutionelle Leiden empfohlen. Zu dem ursprünglich allein zur Anwendung kommenden Wasserheilverfahren hat sich mit
der Zeit auch noch die elektrische Behandlung, die Massage und Heilgymnastik gesellt. Telegraph und Telephon im Badehotel.
Vergl. Hegglin, Dr. Das Wasserheilverfahren als Heilmittelbei chronischen Krankheiten. Erlangen 1867. -
Hegglin, Dr. Manuel der Wasserkur für die Gäste von Schönbrunn. 1890. - Weber, A. WasserheilanstaltBadSchönbrunn (im
ZugerKalender 1905).