Salpetrigs
äuresalze,
s. Salpetrige Säure.
Salpetrigsäuresalze
4 Wörter, 44 Zeichen
Salpetrigsäuresalze,
s. Salpetrige Säure.
Säure HNO2 ist in reinem Zustand nicht bekannt, findet sich aber an Basen gebunden weitverbreitet, wenn auch stets nur in geringer Menge in der Natur (s. Salpetersäure) und entsteht auf mannigfache Weise. Erwärmt man leicht oxydierbare Körper, z. B. Stärkemehl, Zucker, [* 3] mit Salpetersäure, so entwickeln sich rote Dämpfe, welche sich bei starker Abkühlung zu einer grünen, sehr flüchtigen Flüssigkeit verdichten; letztere besteht aus Stickstofftrioxyd N2O3 und Stickstoffperoxyd NO2 . Leitet man durch diese Flüssigkeit Stickstoffoxydgas NO und läßt das entweichende Gasgemisch durch ein heißes Rohr streichen, so erhält man bei starker Abkühlung des Produkts reines Stickstofftrioxyd als tiefblaue Flüssigkeit, welche bei wenig gesteigerter Temperatur in Stickstoffoxyd und Stickstoffperoxyd zerfällt.
Das Trioxyd ist also nur bei sehr hoher und bei sehr niedriger Temperatur beständig. In eiskaltem Wasser löst sich das Trioxyd zu einer blauen Flüssigkeit, welche S. enthält, sich aber schon bei gelindem Erwärmen in Salpetersäure und Stickstoffoxyd zersetzt. Mit Basen bildet sie die Salpetrigsäuresalze (Nitrite), und diese sind sehr beständige Körper; sie entstehen durch Einwirkung von salpetriger Säure auf Basen, durch Reduktion von Salpetersäuresalzen und durch Oxydation von Ammoniak.
Sie sind meist sehr leicht in Wasser, zum Teil auch in Alkohol löslich, zersetzen sich beim Erhitzen wie die
Salpetersäuresalze, auch beim Kochen der Lösung, verpuffen auf Kohle und werden von verdünnten Säuren unter Bildung roter Dämpfe
zersetzt. Salpetrigs
aures Ammoniak NH4NO2 entsteht sehr allgemein in der Natur, bildet farblose Kristalle,
[* 4] ist trocken ziemlich haltbar, zersetzt sich im feuchten Zustand freiwillig, explodiert bei schnellem Erhitzen und durch Schlag
und zerfällt bei vorsichtigem Erhitzen in Stickstoff und Wasser.
Salpetrigs
aures Kali KNO2 entsteht bei starkem Erhitzen von salpetersaurem Kali, beim Schmelzen desselben mit
Blei
[* 5] oder beim Behandeln der Lösung mit Zinkstaub etc.; es bildet farblose, zerfließliche Nadeln,
[* 6] löst sich leicht in Wasser,
nicht in Alkohol und dient zur Darstellung von salpetrigs
aurem Kobaltoxydkali, Salpeteräther und Azofarbstoffen,
auch in der chemischen Analyse. Über salpetrigs
aures Kobaltoxydkali s. Kobaltoxyd. Von den Salpetrigs
äureäthern entsteht
der Äthyläther (Salpeteräther, Äthylnitrit) C2H5NO2 , wenn man in einem Cylinder rauchende Salpetersäure,
Wasser und Alkohol übereinander schichtet, oder durch Einleiten der oben zuerst erwähnten Dämpfe in Alkohol und vorsichtige
Destillation.
[* 7]
Zur Darstellung übergießt man am besten Kupferdrehspäne mit Alkohol und Salpetersäure und leitet die ohne Erwärmung sich entwickelnden Dämpfe durch warmes Wasser, dann durch einen Kühlapparat. Er bildet eine farblose Flüssigkeit, riecht angenehm obstartig, schmeckt stechend, spez. Gew. 0,947, siedet bei 16,5,° ist wenig löslich in Wasser, mischbar mit Alkohol und Äther und wenig beständig, unter Umständen explodierbar. Er ist Hauptbestandteil des offizinellen Spiritus [* 8] aetheris nitrosi (Salpeterätherweingeist, versüßter Salpetergeist, Salpeternaphtha), welcher durch Destillation von 48 Teilen Spiritus mit 12 Teilen Salpetersäure erhalten und als Geschmackskorrigens und Diuretikum benutzt wird.
Zum Aromatisieren des Branntweins stellt man ein ähnliches Präparat dar, indem man ein Gemisch von Spiritus
und Salpetersäure aus einer von außen durch Dampf
[* 9] erwärmbaren irdenen Flasche
[* 10] mit zinnernem Kühlrohr destilliert, das Produkt
mit Ätzkalk entsäuert und rektifiziert, dabei aber das Kühlrohr in Spiritus eintauchen läßt. Salpetrigs
äureamyläther
(Amylnitrit) C5H11NO2 wird durch Destillation von Amylalkohol mit Salpetersäure dargestellt, bildet
eine gelbliche Flüssigkeit, riecht gewürzhaft, schmeckt fruchtartig, spez. Gew. 0,877,
siedet bei 96°, ist unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol und Äther, erzeugt beim Einatmen des Dampfes beschleunigten Herzschlag
und Blutandrang nach dem Kopf und wird gegen Migräne angewandt.
Vgl. Pick, Das Amylnitrit (2. Aufl., Berl. 1877).