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und studierte Medizin, ward aber bei seiner hervorragenden Begabung für Poesie bald ein eifriges Mitglied des sich um Victor Hugo scharenden romantischen »Cenakels«. Berühmt wurde er schon durch sein erstes Werk: »Tableau historique et critique de la poésie française et du théâtre français au XVI. siècle« (1828, vermehrte Ausg. 1876),
eine ausgezeichnete historisch-kritische Arbeit. Dann schrieb er unter dem Pseudonym Joseph Delorme einen Band [* 3] »Poésies«, denen die »Consolations« und »Pensées d'août« folgten (1829-30 u. 1840),
mit der Lebensbeschreibung des vermeintlichen Autors. Dunkle, unbestimmte Sehnsucht, überwallendes Gefühl und ein Übermaß von Selbstzergliederung machen den Helden zu einem Geistesverwandten des »Werther« und »René«; doch ist in ihnen noch viel Unfertiges und Schwankendes, ein Abbild seiner äußern Schicksale. Nach der Julirevolution schwamm er eine Zeitlang mit dem Saint-Simonismus, schrieb am »Globe« und »National« und stand im Bann Lamennais', wie der sonderbare, ziemlich bedenkliche Roman »Volupté« (1834, zuletzt 1877) beweist.
Erst mit seiner Anstellung an der »Revue des Deux Mondes«, wo er die 1829 begonnenen litterarhistorischen Arbeiten fortsetzte, gelangte er in sein richtiges Fahrwasser. 1840 erhielt er die Stelle eines Konservators an der Bibliothek Mazarin; 1845 wurde er an Delavignes Stelle zum Mitglied der Akademie ernannt. Als Napoleon III. sich des Throns bemächtigt hatte, erhielt S. die Professur der lateinischen Poesie am Collège de France; indessen riefen seine Vorlesungen unter den republikanisch gesinnten Studenten so stürmische Kundgebungen der Unzufriedenheit hervor, daß sie geschlossen werden mußten.
Nicht viel länger dauerte seine Lehrthätigkeit an der Normalschule (1857-61). Von nun an privatisierte er. Der Kaiser belohnte seine guten Dienste [* 4] 1865 durch Ernennung zum Senator. S. starb nach langen Leiden [* 5] Unter seinen zahlreichen Schriften nehmen den ersten Rang ein die ausgezeichnete Studie »Histoire du Port Royal« (1840-48, 3 Bde.; später vielfach verbessert; 4. Aufl. 1878, 7 Bde.) und die »Causeries du lundi«, eine Sammlung seiner in verschiedenen Zeitschriften erschienenen Feuilletonartikel (1851-61, 15 Bde.). Hier zeigt sich aufs glänzendste seine Geschicklichkeit in der Schätzung und Auffindung des Charakteristischen, sein feines Gefühl für die Geistesrichtung der Zeit, seine Fähigkeit, sich in den Geist und Charakter der Persönlichkeiten zu versetzen; dazu ein brillanter Stil, eine reiche, unerschöpfliche, dichterische Sprache. [* 6]
Von andern Werken nennen wir: »Chateaubriand et son groupe littéraire« (1860, 2 Bde.; neue Ausg. 1873);
»Poésies complètes« (1863, 2 Bde.; zuletzt 1879);
»Critiques et portraits littéraires« (1832-39, 5 Bde.);
»Portraits littéraires« (1844, 2 Bde.; neue Ausg. 1864, 3 Bde.);
»Portraits contemporains« (1846, 2 Bde.; neue Ausg. 1871, 5 Bde.);
»La galerie de femmes célèbres« (1859) und »La nouvelle galerie de femmes célèbres« (1863),
Auszüge aus den »Causeries du lundi«;
ferner: »Nouveaux lundis« (1863-72, 13 Bde.),
eine Fortsetzung der »Causeries du lundi«.
Eine Auswahl biographischer Kapitel aus den »Causeries du lundi« erschien deutsch unter dem Titel: »Menschen des 18. Jahrhunderts« (Chemn. 1880). 1875 erschien eine Sammlung der »Lettres à la princesse« (Mathilde),
denen die »Correspondance de Ch. A. S. 1822-65« (1877-78, 2 Bde.) und die »Nouvelle correspondance« (1880) folgten.
Vgl. Haussonville, S., sa vie et ses œuvres (Par. 1875).