Sustenpass
(Kt. Bern und Uri). 2262 m. Wohlbekannter Passübergang zwischen der Sustenhornkette und der Titlisgruppe; verbindet Meiringen im Haslethal durch das Gadmenthal mit dem Meienthal und Wassen im Reussthal. Fahrbarer Weg auf der Berner Seite bis zum Steinwirtshaus hinauf und auf der Urner Seite (im Meienthal) von der Guferplattenalp bis Meiendörfli; im übrigen Saumpfad. Der Bau einer durchgehenden Fahrstrasse wird geplant. Der heutige Weg, dessen Bau von den Kantonen Bern und Uri im August 1810 beschlossen worden war, wurde auf Berner Seite im Sommer 1811 begonnen und 1817 vollendet (Kosten 210279 alte Schweizerfranken).
Auf der Urner
Seite arbeitete man mehrere Jahre lang energisch, liess dann aber die Weiterarbeit liegen, so dass hier bloss
das obere Strassenstück vollendet worden ist. Der Zweck dieses Strassenbaues war eine direkte Verbindung des
Berner
Oberlandes
über
Wassen und den
Gotthard mit Italien, weil damals das noch mit Frankreich vereinigte Wallis
auf der
Grimsel
einen
Zoll auf den Warentransport erhob. Mit der Einverleibung des Wallis
an die schweizerische Eidgenossenschaft erschien dann eine
Strasse über den Sustenpass
als unnötig, weshalb man die Arbeiten niederlegte.
Der
Pass muss aber schon viel früher als Handelsweg gedient haben, indem der Name
«Sust» ein
Lager- und
Warenhaus bedeutet, wie solche an allen grossen Handelsstrassen
(Grimsel,
Simplon,
Gotthard) bestanden. Heute wird der Sustenpass
nur noch als angenehmer und malerischer Touristenweg aus dem
Aare- ins
Reussthal benutzt. Von
Meiringen aus folgt man zunächst
der Grimselstrasse bis
Im Hof, wo man ins
Gadmenthal einbiegt.
Hinter dem ebenen Boden von
Nessenthal überwindet
man mit einer Reihe von
Kehren den Schaftelenstutz und erreicht in 4 Stunden das Dörfchen
Gadmen.
Dann überschreitet man hinter den Hütten von Obermatt den Wendenbach, um in steilem Zickzackanstieg das Feldmoos zu erreichen, auf welches ein wilder und malerischer Engpass folgt, an dessen Ausgang die Steinalp mit dem kleinen Gasthof zum Stein, Ausgangspunkt für Touren im Gebiet der Sustenhörner, liegt (1¾ Stunden über Gadmen). Dann zieht sich der Weg der Zunge des Steingletschers (oder Steinengletschers) entlang, um mit einer Reihe von Kehren die Sustenscheidegg, d. h. die Passhöhe zu erreichen (1 Stunde vom, Steinwirtshaus), die eine schöne Aussicht auf die den Steinengletscher umrahmenden Hochgipfel gewährt.
Nun führt eine neue Reihe von durch grosse Stützmauern gesicherten
Kehren zur Guferplattenalp hinab, von wo man über die 1812 erbaute
Gorezmettlenbrücke nach dem
Weiler
Färnigen (9 Stunden von
Meiringen) gelangt. Weiterhin schreitet man durch das
Meienthal
über
Dörfli,
Bei der Kapelle und
Husen an der 1712 erbauten Meienschanze vorbei nach
Wassen hinaus, auf
welch letzter Strecke der Weg schlecht, holperig und steil wird.
Meiringen-Wassen an der Gotthardbahn oder umgekehrt 10-11
Stunden. Die Einsattelung des Sustenpasses
liegt im Gneis der N.-Zone des Aarmassives. Das Gebiet des Passes spielte in den
Kämpfen der Jahre 1798 und 1799 eine gewisse
Rolle. Die 1799 von den Oesterreichern besetzte Meienschanze
wurde von den Franzosen unter General Loison in kräftigem Ansturm genommen. S. auch die Artikel
Gadmenthal und
Meienthal.
Vergl. Bähler, A. Der Sustenpass
und seine
Thäler. Bern
1899.