Sihlbrugg
(Kt. Zürich,
Bez.
Affoltern und Horgen,
Gem.
Hausen und
Hirzel; Kt. Zug,
Gem.
Baar und
Neuheim). 538 m.
Weiler zu beiden
Seiten der hier die Kantonsgrenze zwischen Zürich
und Zug
bildenden
Sihl, 3 km s. der Station Sihlbrugg
der Sihlthalbahn und der Linie
Zürich-Thalwil-Zug. Postbureau, Telephon; Postwagen nach
Horgen und
Hausen. 7
Häuser, 63 reform. und kathol. Ew. Kirchgemeinden
Hirzel (reform.),
Baar und
Neuheim (kathol.) Wiesenbau. Gedeckte Holzbrücke über die
Sihl.
Die «Sihlbrugg
an der Babenwaag» ist ein geschichtlich altbekannter
Ort und zwar besonders deswegen, weil hier der Transit
der von der
Sust in
Horgen nach derjenigen von Zug
und weiterhin nach Luzern,
der Innerschweiz und über den
Gotthard gehenden Kaufmannsgüter
durch eine
Brücke vermittelt wurde. Die ersten Spuren vom Bestand einer
Brücke über die
Sihl an der Babenwaag
tauchen 1390, d. h. kurz nach dem Sempacherkrieg auf. Es steuerten damals an den Brückenbau bei die
Klöster
Frauenthal und
Kappel, welche zu beiden
Seiten des Flusses und in dessen weiterer Umgebung viele
Güter besassen, sowie ferner auch eine
grosse Anzahl von zürcherischen Gemeinden. Jeder «Hodler»
(Säumer), der die
Brücke benutzte, wurde zu einem angemessenen
Brückengeld verhalten. 1416 fand ein Neubau statt, welchen Zürich
und Zug
gemeinsam, aber zu etwas ungleichen Kosten ausführten. Stets
war die
Brücke der Gefahr der Zerstörung durch Hochwasser und Ueberschwemmungen ausgesetzt, weshalb Neubauten oder
grössere Reparaturen sehr oft und mit vielen Kosten vorgenommen werden mussten. Zürich
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und Zug
verständigten sich, die daherigen Lasten je zur Hälfte zu tragen. Jeder Kanton ist Eigentümer der Hälfte der Brücke,
und es treffen die beidseitigen Grenzen genau auf der Mitte der Brücke zusammen. Früher liessen Zug
und Zürich
die Säumer, besonders
aber die «Salzführer», von Zeit zu Zeit auf der Brücke zusammenkommen, um sie für gehörige Erfüllung
ihrer Obliegenheiten in Eid und Pflicht zu nehmen. Die Sihlbrugg
an der Babenwaag war früher ein strategisch bedeutender
Grenzpunkt. Im alten Zürichkrieg hatten die Zürcher ihr verschanztes Lager oberhalb der Brücke auf der Hirzelhöhe, die Eidgenossen
das ihrige zu «Babenwaag by der brugg» (22.-24. Mai
1443). Im Sonderbundskrieg standen sich Zürcher und Zuger an der Sihlbrücke gegenüber. Um den Uebertritt jener auf Zugergebiet
tunlichst zu erschweren, wurde die ohnehin baufällige Brücke in der Nacht auf den auf Anordnung der sonderbündischen
Kriegsleitung verbrannt.
Dann vermittelte eine zeitlang eine Notbrücke den damals bedeutenden Verkehr, der seit der Eröffnung der Linie Zürich-Thalwil-Zug stark zurückgegangen ist. Die jetzige, wiederholt reparierte Brücke wurde in den Jahren 1849/1850 mit einem Kostenaufwand von Fr. 34500, den Zug und Zürich gemeinsam bestritten, erstellt. Das an der Sihlbrücke auf Zuger Seite liegende, von Peter Weber 1689 erbaute Gasthaus zum Löwen war früher zugerische Zollstätte und bis 1874 auch der Ort, wo in den Kanton eingeführtes Getränk verabgabt werden musste. Vergl. Strickler, Joh. Geschichte der Gemeinde Horgen. Horgen 1882. - Weber, A. Sihl- und Horgnerstrasse; Beitrag zum Handelsverkehr zwischen dem Zürichseegebiet und der Innerschweiz. (Zuger. Neujahrsblatt 1886). - Weber A. Brücken über Sihl, Reuss und Lorze im Zugerlande. (Zuger. Neujahrsblatt 1897).