französisch
Singine (Kt. Bern
und Freiburg).
DieSense bildet den bedeutendsten Nebenfluss der
Saane, in die
sie bei
Laupen von rechts mündet. Sie entsteht aus verschiedenen Quellarmen, von denen die
Kalte Sense oder Gantrischsense
und die
Warme Sense oder Schwarzseesense die bedeutendsten sind. Die Gantrischsense entspringt auf Boden des Kantons Bern
im Gantrischkummli,
einem nahezu kreisrunden Bergkessel, der im O. vom
Gantrisch (2177 m), im S. vom Morgetengrat (1962 m)
und im W. vom
Kummlispitz (2166 m) umrahmt wird.
Hier vereinigen sich bei der Kummlihütte drei kleine
Bäche, deren oberste Quelle in 1825 m liegt, worauf der Wasserlauf
zunächst längs dem Weg
Rüeggisberg-Morgeten auf eine Länge von 1 km nach N. zieht, dann gegen NW.
umbiegt und eine zweite Mulde erreicht, in der er das am Fuss des
Birrehubel (1852 m) und des Gantrischberges liegende reizende
Gantrischseeli (1580 m) bildet, das 200 m lang und 100 m breit ist. Nach dem Austritt aus dem
See wendet sich die
Gantrischsense bis zur Ritzhütte nach N. und dann, durch den Bergstock des
Selibühl aus ihrer bisherigen Richtung verdrängt,
nach W. bis zur Vereinigung mit dem vom
Selibühl herabkommenden Sollerbach unterhalb
Schwefelberg Bad.
Hierauf biegt der Bach nach SW. um, indem er zugleich am Fusse von oft schroff abbrechenden
Felsen durch
immer tiefer eingeschnittene Waldschluchten eilt. Unterhalb Unter Zehntenvorsatz (1142 m) erhält er von links die
Hengstsense,
die aus dem kleinen
Seebergsee (1483 m) und vom
Grenchenberg (1623 m) am
N.-Hang der
Mähre (2093 m) und der
Scheibe (2152 m)
herabkommt. Von ihrer Vereinigung mit der
Hengstsense an erhält die Gantrischsense den Namen der
KaltenSense. Diese nimmt auf: von rechts den aus dem Zusammenfluss des Gigebaches und Dürrentannenbaches sich bildenden Rotenbach,
den
Burgbach, den Halbsackbach und den Warmeseitenbach, von links den Ebenbach,
Marchbach und, als grössten Nebenarm, die
von der
Geissalp am
N.-Hang der
Kaiseregg und der
Schwarzfluh (1643 m) herkommende
Muscherensense, die gegenüber
den bernischen
Hütten von
Sangerenboden in 970 m mündet. Von dieser Stelle an bildet die Sense bis nahe ihrer eigenen Mündung
unterhalb
Laupen die Kantonsgrenze zwischen Bern
und Freiburg,
mit einziger Ausnahme der kurzen Strecke bei
Albligen (s.
Ueberstorf), wo der Kanton Bern
auch auf die linke Flussseite übergreift.
¶
mehr
Grosse Waldungen und zahlreiche Alpweiden durchfliessend vereinigt sich die Kalte Sense (SingineFroide) unterhalb der Hütte
von Gantersli (870 m) von rechts mit der Warmen Sense (Singine Chaude). Diese entspringt dem Schwarzsee (1056 m), dem zahlreiche
vom Schweinsberg, Mont Bremingard, der Spitzfluh, Neuschelsfluh und Kaiseregg herabkommende kleine Wasseradern zufliessen. Solche
sind u. a. der Riggisalpbach (Quellen in 1950 m), Neuschelsbach (1580 m), Thossrainbach (1530 m), Lagerlibach (1598 m), von
denen der letztgenannte auf eine Lauflänge von 1,5 km ein mittleres Gefälle von 36% aufweist und deshalb als wilder Geselle
zu Thal stürzt.
Nach dem Austritt aus dem Schwarzsee bei der Gipsera (1056 m) fliesst die Warme Sense bis zu ihrer Vereinigung
mit der Kalten Sense beständig gegen NO., indem sie auf dieser Strecke dem O.-Fuss des Schweinsberges und dem W.-Fuss des
Aettenberges, die beide auf Boden der Gemeinde Plaffeien stehen, folgt und von rechts den Hohbergbach, Zuckerlibach und Aettenbergbach,
von links den Rotenbach, Schweinsbergbach und Steinbach aufnimmt. Die Strasse Freiburg-Schwarzsee begleitet
den gesamten Lauf der Warmen Sense, die sie viermal überschreitet.
von rechts den Martisbach, Hohensteinbach, Laubbach, Hätelibach, Niederebach, das Schwarzwasser und den
Scherlibach. In die Molasse hat sich die Sense ein sehr breites und tiefes Bett eingeschnitten, das fast überall von steilen
und oft senkrechten Wänden begleitet wird. Im Flussbett liegt eine Menge von Kies mit zahlreichen mächtigen Felsblöcken,
durch welche sich der Wasserlauf gewöhnlich in mehreren Armen hindurchwindet.
Zur Zeit der Schneeschmelze
und nach starken Regengüssen füllt dagegen das stürmisch herabbrausende Wasser die ganze Breite des Bettes aus. Auf der
BernerSeite sind die den Fluss begleitenden Steilwände meist mit grösseren oder kleineren Waldungen gekrönt. Bis Riederen
gegenüber Thörishaus hält sich der Flusslauf im grossen und ganzen in der N.-Richtung: dann biegt er
schroff gegen W. ab, um in weniger tief eingeschnittenem Bett gegen Laupen sich zu wenden und unterhalb dieses Städtchens
in 485 m sich mit der Saane zu vereinigen. Es erscheint wahrscheinlich, dass die Sense einst in einen grossen
Fluss mündete, der durch das jetzige Trockenthal Bümpliz-Thörishaus herkam und das nun dem Tafersbach (Taferna) dienende
Mühlethal auswusch, bis er durch den vorrückenden diluvialen Aaregletscher aus dieser Richtung abgedrängt worden ist.
Vielleicht floss aber auch die Sense selbst früher über Flamatt und Thörishaus direkt der Aare bei Bern
zu. Solange
die Sense nicht durch eine allgemeine und durchgreifende Korrektion in feste Bahnen gelenkt ist, kann sie ihres tief eingeschnittenen
Bettes, der grossen Veränderlichkeit in der Wasserführung und der bei Niederwasser beständig wechselnden Richtung ihrer
Arme wegen von der Industrie kaum ausgenutzt werden. Teilkorrektionen hat man im Oberlauf vom Schwarzsee an
auf eine Strecke von etwa 7 km und im Unterlauf bei Flamatt, Neuenegg und unterhalb Bösingen vorgenommen.
Die Sense im engern Sinne ist von Gantersli bis zur Mündung 33,5 km lang, auf welcher Strecke sie ein mittleres Gefälle
von 1,15% aufweist. Flusslänge mit Einrechnung der Kalten Sense 43 km und mittleres Gefälle 4,5%, mit
Einrechnung der Warmen Sense 39 km bezw. 2,2%. Bei Laupen umfasst das gesamte Einzugsgebiet 428 km2. Im korrigierten Abschnitt
von Neuenegg bis zur Mündung hat das Flussbett eine Breite von 25 m. Minimale Wasserführung 1,86 m3 und maximale Wasserführung
etwa 450 m3 per Sekunde.
Die Warme Sense ist 5,5 km, die Kalte Sense 9,5 und die Hengstsense 4 km lang. Die hauptsächlichsten Brücken
sind, vom Schwarzsee an gerechnet: die Landbrücke (offene Holzbrücke), Geissalpbrücke (Stein), Steinbachbrücke (offene
Holzbrücke), Lägerlibrücke (Stein),
Guggersbachbrücke (gedeckte Holzbrücke), Sodbachbrücke (1663 erstellt und 1867 umgebaut),
die steinerne Brücke von Thörishaus (1854-1856 erbaut), Brücke von Neuenegg (1469 erstellte Holzbrücke,
1543-1546 und wiederum 1596-1598 in Stein umgebaut). Von den in der Nähe der Burgen Schönfels und Grasburg einst bestehenden
Brücken ist keine Spur mehr vorhanden. Bei Thörishaus werden die Kiesmassen im Bett der Sense ausgebeutet, um als ausgezeichnetes
Material für die Beschotterung von Strassen Verwendung zu finden. 1076: Sensuna; 1268: Sensun.
Das im N. sehr gut gedeihende Getreide macht gegen S. immer mehr Wiesen und Alpweiden Platz. Zahlreich
und gut unterhalten sind auch die Obstbäume (besonders Kernobst). Fruchtbarer und gut ausgenutzter Boden, mildes und gesundes
Klima. Der Sensebezirk ist unter allen Bezirken des Kantons derjenige, in dem die Landwirtschaft die meisten Fortschritte
macht. Die Höhenlage der Ortschaften schwankt zwischen 562 m (Bösingen) und 880 m (Oberschrot und Rechthalten) und beträgt
im Durchschnitt 721 m, welcher Zahl sich namentlich St. Ursen (704 m) stark nähert.
Durch Sense und Saane gehört der Bezirk dem Einzugsgebiet der Aare an. Nebenadern der Sense sind hier die
Muscherensense, die Warme Sense, der Tütschbach und der Tafersbach (Taferna); der Saane fliessen zu der Aergerenbach (Gérine),
Galternbach (Gotteron) und Düdingenbach. Neben diesen grössern Wasserläufen finden sich im Voralpenabschnitt noch zahlreiche
Wildbäche, die die oberste Sense bilden helfen. Gesamtbevölkerung des Bezirkes 18768 Ew. 3442 Haushaltungen in 2775 Häusern. 15408 Katholiken
und 3358 Reformierte; 18070 Ew. deutscher, 667 französischer, 28 italienischer und 3 anderer Zunge.
Die Siedelungen sind stark zerstreut, so dass kein überwiegend bedeutender Mittelpunkt vorhanden ist. Bezirksschulen in
Düdingen, Alterswil und Plaffeien. Knabeninstitut La Gauglera, Mädcheninstitut in Ueberstorf, Fortbildungsschulen für beide
Geschlechter und je ein Waisenhaus in St. Wolfgang und Tafers. Hauptbeschäftigungen der Bewohner des Bezirkes sind Viehzucht,
Käserei und Wiesenbau, neben welchen aber auch die übrigen Zweige der Landwirtschaft, namentlich der
Obstbau, Bedeutung haben. 70% aller Bewohner sind in Landwirtschaft und Viehzucht tätig. Herstellung eines vorzüglichen
und in gutem Rufe stehenden Mostes, der in gewissen Abschnitten des Bezirkes den Wein ersetzt. Die Milch wird zum einen Teil
zu Käse verarbeitet und zum andern Teil in die Fabriken kondensierter Milch in Düdingen, Payerne und Neuenegg
abgeliefert. Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886
1896
1901
Rindvieh
15169
17023
17838
Pferde
1572
1547
1727
Schweine
5896
9743
9232
Ziegen
3739
4424
3909
Schafe
3251
2842
1641
Bienenstöcke
1396
1837
1605
Es entfallen somit auf 1000 Ew.: 950 Stück Rindvieh, 92 Pferde, 492 Schweine, 208 Ziegen und 87 Schafe;
auf je 1 km2 Fläche kommen 85 Stück Rindvieh, 9 Pferde, 44 Schweine, 19 Ziegen und 8 Schafe.
Der Bezirk weist nur wenig
industrielle Tätigkeit auf: eine Backsteinfabrik in Düdingen, grosse Mühlen in Flamatt, Sägen an verschiedenen
Orten, eine Fabrik kondensierter Milch in Düdingen. Im Voralpenabschnitt beschäftigen sich die Bewohner auch mit Strohflechterei,
welche Industrie im Sensebezirk um die Mitte des 18. Jahrhunderts eingeführt worden ist. Eine Frau Anna Raemy aus Plaffeien
begann zunächst mit der Herstellung von Strohkörben und verlegte sich dann auf Strohhüte, die nach
Art der «Yokos» aus einem einzigen Stück bestanden, während das eigentliche
Flechten des Strohes erst später in Aufschwung kam.
Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab die Strohflechterei zahlreichen Familien einen bescheidenen Verdienst. 1805 traf
der Kleine Rat von Freiburg
die erforderlichen Massregeln,
um durch regelmässiges Messen der Strohbündel jeder
Uebervorteilung der Arbeiter vorzubeugen. Handel mit geflochtenen Strohwaren soll als erster Joseph Perroulaz aus Plaffeien
getrieben haben, während das Spalteisen zum Spalten der Strohhalme von Johann Jelk aus Plaffeien erfunden wurde.
Die Strohflechterei verbreitete sich rasch auch in den Bezirken Greierz, Saane undVeveyse und stand um 1860 auf
der Höhe ihrer Blüte. Sie beschäftigte damals tausende von Frauen und Kindern und ergab laut Statistik ein jährliches
Einkommen von 800000 Fr. im Bezirk Greierz, 600000 Fr. im Sensebezirk, 400000 Fr. in den Bezirken Glâne und Veveyse und 200000
Fr. im Saanebezirk, d. h. von 2 Mill. Fr. für den ganzen Kanton. Infolge der enormen Konkurrenz und
vielleicht auch, weil sie den Anforderungen der Mode nicht genügend nachgekommen ist, geht diese Industrie heute zurück.
Man darf diesen Bezirk vielleicht als diejenige Landschaft des Kantons Freiburg
ansprechen, wo sich die alten Ueberlieferungen
und Sitten, sowie der Familiensinn am längsten und reinsten erhalten. Die reiche und anmutige alte Frauentracht sieht man
noch in Düdingen und Tafers, wo sie bei Anlass der Marienfeste von einer Bruderschaft getragen wird. Der ganze Bezirk war,
mit Ausnahme des 1466 erworbenen Plaffeien, früher unter die 24 Landpfarreien der Republik Freiburg
aufgeteilt.