Schafloch
(Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Sigriswil). 1790 m. Höhle, am rechtsseitigen Gehänge des Justisthales und am Fuss einer senkrechten, teilweise überhängenden Felswand, deren höchste Erhebung das Sigriswiler Rothorn (2002 m) bildet. Sie ist vom Justisthal über eine steile Halde in einer Stunde zu erreichen und ebenso von der Alp Bergli her über einen etwas schwindligen Fussweg, der einem Felsband folgt. Die Distanz von Merligen wie von Sigriswil beträgt 3-4 Stunden.
Den Eingang der Höhle bildet ein nach NW. gerichtetes, 4,7 m hohes, 14 m breites und 17 m tiefes Felsentor, auf das die sog. Vorhalle folgt, bei der sich die Höhle scharf nach WSW. wendet, welche Richtung sie nun bis ans Ende beibehält. Auf diese 23,5 m breite und 44 m lange Vorhalle folgt zunächst eine Einengung auf 7,5 m Breite und dann der 20 m breite und 60 m lange sog. Stalagmitensaal (86 m vom Eingang entfernt), wo die durch niedertropfendes Wasser veranlasste Eisbildung beginnt und mehrere Stalagmiten von krystallinem Eis sich finden.
In den hintern Teil dieses
Saales vermag das Tageslicht nicht mehr hereinzudringen. Es folgt ein 16 m tiefer und 29 m langer,
eisbekleideter Absturz mit einem Gefälle von 32°, der die
Höhle in 2 Stufen teilt. Er führt zum sog.
See, einer 21 m langen und 56 m breiten
Halle, deren Boden ein gefrorenes Wasserbecken bedeckt. Hier endigt die
Höhle mit einer
niedrigen Nische. Die ganze Länge des Schafloches
beträgt, horizontal gemessen, 206,8 m, wovon 107,3 m vereist sind.
Die tiefste Stelle, d. h. der
Spiegel des Eissees liegt 1752 m über Meer und damit also 38 m tiefer als der Eingang. Die
Begehung der
Höhle ist nur mit kundiger Führung und unter Mitnahme eines Seiles und genügender Beleuchtung (Fackeln) zu
unternehmen. Der Name Schafloch
rührt daher, dass die in der Umgebung weidenden Schafe hier bei Unwetter
Schutz zu suchen pflegen. Das Schafloch
wurde am vom damaligen Oberstleutnant (dem spätern General) Dufour
besucht, der darüber im 21.
Band der Bibliothèque Universelle einen Bericht veröffentlichte. Am wurde die
Höhle
von bernischen Ingenieuren vermessen (über deren Resultate siehe H. Körber: Das Schafloch
im Jahrbuch
des S. A. C. 20, 1885). Seither wird die Temperatur der
Höhle durch ein Maximal- und Minimalthermometer regelmässig notiert.
In der Kette des
Sigriswiler Rothorns finden sich auch noch andere
Höhlen- und Spaltenbildungen. So öffnet sich auf der untern
Berglialp eine Spalte von bedeutender
Tiefe, und auf dem Karrenfeld an der
N.-Seite des
Sigriswiler Rothorns
befindet sich eine ähnliche
Schlucht, in deren
Tiefe sich der
Schnee das ganze Jahr hält. Etwas ö. vom Schafloch
öffnet
sich eine schöne
Balm von 8 m Breite und 6 m
Tiefe und bei den Hintern
Schaflägern das noch unerforschte
sog. Schäferloch.